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Mehr als 240.000 Euro investiert Kirche in Karith bei Gommern ein Sanierungsfall: Reicht das Geld, um die massiven Schäden zu beseitigen?

Die Sanierung des Turmes und der Westfassade der St.-Dorothea-Kirche in Karith sind in vollem Gange. Ob die vorhandenen Mittel von 244.000 Euro reichen werden, steht noch nicht fest. Die Schäden sind massiv.

Von Thomas Schäfer 16.05.2024, 06:30
Der Turm von Kariths St.-Dorothea-Kirche ist derzeit eingerüstet, da er saniert wird. Die Arbeiten dauern voraussichtlich ein Vierteljahr.
Der Turm von Kariths St.-Dorothea-Kirche ist derzeit eingerüstet, da er saniert wird. Die Arbeiten dauern voraussichtlich ein Vierteljahr. Foto: Thomas Schäfer

Karith. - Leonard Holstes Arbeitsplatz befindet sich seit knapp vier Wochen auf rund 18 Metern Höhe. Er ist Auszubildender zum Steinmetz im dritten Lehrjahr bei der Firma „Bauhütte Quedlinburg“, die gerade dabei ist, den Kirchturm und Westfassade der St.-Dorothea-Kirche in Karith zu sanieren.

„An die Höhe gewöhnt man sich recht schnell - es ist eigentlich ziemlich normal für uns“, sagt er und lacht. Die Quedlinburger Firma ist ausgewiesener Spezialist bei der Sanierung und Restaurierung denkmalgeschützter Gebäude. Leonard Holste erneuert Fugen, reinigt das Gemäuer und ersetzt, wo nötig, Steine im brüchigen Mauerwerk. Für den fabelhaften Ausblick, den man in dieser Höhe hat, hat er keine Zeit. Viel ist zu tun.

Massive Schäden am Turm

„Ja, es ist tatsächlich die größte Baumaßnahme, die ich hier im Pfarrbereich Gommern begleiten darf“, sagt Pfarrer Michael Seils, setzt ein Lächeln auf und lacht. Und das kurz vor seinem Übertritt in den Ruhestand im Herbst dieses Jahres.

Seit dem 1. Advent 2013 ist Michael Seils als Pfarrer für Gommern und Umgebung zuständig, doch mit so großen Zahlen musste er bisher nicht jonglieren. Die derzeit laufende Sanierung des Kirchturms und der Westfassade beläuft sich auf Kosten in Höhe von 244.000 Euro.

„Es war absolut notwendig“, sagt er. „Es gibt viele Schäden am Sandstein. Vieles muss ausgetauscht werden - vor allem an den Fenstergewänden, den Wasserspeiern, an der Uhreinfassung und am Eingangsportal“, zählt er auf.

Die Schäden sind so massiv, dass man Ende des vergangenen Jahres noch in Erwägung zog, den Eingangsbereich zu sperren, da man Angst hatte, Teile könnten herunterfallen. „Davon konnten wir jedoch absehen. Im Winter gab es nur einen Gottesdienst in der Kirche, die restlichen Veranstaltungen konnten im Gemeindehaus stattfinden“, so Pfarrer Seils.

Anfangs, als man 2020/21 mit der Planung zur Sanierung begann, ist man noch von einem Kostenpunkt von „nur“ 150.000 Euro ausgegangen. Das hatte sich jedoch schnell zerschlagen. „Bei Untersuchungen mit einem Hubsteiger wurden Schäden sichtbar, die von unten nicht auszumachen waren“, erinnert sich Seils.

Unklar, ob Geld reichen wird

Woher kommt das viele Geld, immerhin 244.000 Euro? „120.000 Euro kommen von der Landeskirche, 55.000 Euro vom Kirchenkreis Elbe-Fläming, 10.000 Euro von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler, 39.000 Euro von Lotto Sachsen-Anhalt. Der Rest, rund 20.000 Euro, kommen von der Kirchgemeinde selber. Dieses Geld ist durch Spenden und Rücklagen aus unserem Haushalt zusammengekommen“, zählt Michael Seils auf.

Doch trotz der hohen Summe ist noch nicht klar, ob das Geld tatsächlich für die Sanierung des Turms und der Westfassade reichen wird. „Wir merken jetzt schon, dass doch noch mehr anfällt als gedacht. Vor allem beim Sandstein ist viel zu machen. Wir müssen schauen, wie weit wir kommen. Ich hoffe aber, dass wir alles wie angedacht mit den finanziellen Mitteln schaffen werden“, sagt Pfarrer Seils.

„Es muss hier schon ordentlich eingegriffen werden“, sagt Leopold Sehling, Steinmetz von der Firma Bauhütte Quedlinburg. „Der Sandstein ist in der Substanz sehr angegriffen, da der Turm frei steht und auf der Westseite Wind und Wetter ausgesetzt ist“, so Sehling.

Eins nach dem anderen

Was genau wird gemacht? „Die Fugen werden geräumt, das Mauerwerk wird mit einem Wasserdruckverfahren gereinigt, wir ersetzen kaputte Natursteinteile durch exakt nachgebildete neue Teile und werden alles wasserführig schließen“, zählt Leopold Sehling auf.

Und dann, wenn alles erledigt ist, wie geht es weiter? „Es gäbe da noch einiges an und in der Kirche zu machen“, weiß Pfarrer Michael Seils. „Wir hatten 2021 ein Gesamtkonzept aufgestellt, aus dem nun erstmal der erste Bauabschnitt, also der Turm, geworden ist.“

Und dann zählt er auf: „Die Elektrik ist zum Beispiel unter aller Würde, der Innenraum ist ziemlich nüchtern und könnte mal einen schönen neuen Anstrich vertragen. Teile vom alten Altar könnte man auch restaurieren. Momentan sieht er nicht sonderlich einladend aus. Die restliche Fassade müsste auch gemacht werden“, so Pfarrer Seils und schiebt nach: „Doch jetzt erstmal der erste Bauabschnitt, dann sehen wir weiter.“

Leonard Holste von der Firma Bauhütte Quedlinburg saniert das Mauerwerk der Karither Kirche. Momentan befindet sich sein Arbeutsplatz in rund 18 Metern Höhe. „Das ist normal für uns“, sagt er.
Leonard Holste von der Firma Bauhütte Quedlinburg saniert das Mauerwerk der Karither Kirche. Momentan befindet sich sein Arbeutsplatz in rund 18 Metern Höhe. „Das ist normal für uns“, sagt er.
Foto: Thomas schäfer
Die Umfassung der Kirchturmuhr muss auch erneuert werden. Die Uhr selbst bekommt neue Farbe.
Die Umfassung der Kirchturmuhr muss auch erneuert werden. Die Uhr selbst bekommt neue Farbe.
Foto: Th. Schäfer