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Öffentliche Toiletten Möckern will keinen „Öko-Lokus“ auf dem Friedhof

Muss die Stadt auf einem Friedhof eine Toilette vorhalten? Manche Bürger hätten es gerne so, die Stadtverwaltung nicht. Auch eine Alternative, wie es sie in Friedensau bereits gibt, kann im Rathaus nicht überzeugen.

Von Stephen Zechendorf 19.07.2023, 06:42
Blick in eine Öko-Toilette, die ohne Abwasseranschluss funktioniert.
Blick in eine Öko-Toilette, die ohne Abwasseranschluss funktioniert. Fotos: S. Zechendorf

Möckern/Loburg/Friedensau - Ob „Örtchen“ oder „Bedürfnisanstalt“ – gemeint ist immer dasselbe. Und ein Bedürfnis ist der Loburger Ortsbürgermeisterin Gabriele Schmohl so ein Örtchen auf dem Loburger Friedhof schon lange. Wiederholt forderte sie die Stadtverwaltung von Möckern auf, auf dem Loburger Friedhof eine öffentliche Toilette vorzuhalten. Bislang wird das immer wieder abgelehnt, auch wegen fehlenden Anschlusses an das Abwassernetz.

Theoretisch nur Toilette in Stegelitz nutzbar

Dazu erklärt Möckerns stellvertretender Stadtbürgermeister und Hauptamtsleiter Bernhard Ruth, es gelte in der Verwaltung der Grundsatz: keine Toiletten auf städtischen Friedhöfen: „Wir können nicht auf allen Friedhöfen Wasser- und Abwasseranschlüsse vorhalten.“ Aktuell gebe es nur in Stegelitz eine nutzbare Toilette, und das auch nur theoretisch, weil man für die Nutzung durch die Trauerhalle gehen müsse.

In den vergangenen Jahren hatte der Stadtrat Möckern wiederholt über Neufassung der Friedhofssatzung für Möckern beraten. Die Stadträte einigten sich darauf, sanitäre Einrichtungen auf kommunalen Friedhöfen nicht zum Bestandteil der Satzung zu machen, sondern zu den Orten Einzelfallentscheidungen zu treffen. Ruth verweist auf die übliche Nutzung von Friedhöfen: „Eine Trauerfeier dauert in der Regel eine Stunde. Länger bleiben Leute da nicht. Da ist es doch machbar, vorher oder nachher den Toilettengang zu erledigen.“

Hinzu käme die Frage der Reinigung der sanitären Einrichtungen. „Die Reinigung ist ja nicht Aufgabe der Bauhofmitarbeiter, das müsste dann eine Fachfirma machen.“ Die dadurch entstehenden Kosten für die Toiletten müssten somit in die Friedhofsgebühren mit einfließen. „Ob das gewünscht ist, ist fraglich“, so Ruth am Volksstimme-Telefon.

Selbiges gelte für so genannte Öko-Toiletten, die nicht an das zentrale Abwassernetz angeschlossen werden müssen. „Auch bei solchen Toiletten ist der Aufwand ja gegeben, auch wenn sie nur einmal im Monat genutzt werden“, argumentiert Ruth.

Die Loburger Ortsbürgermeisterin hatte eine solche Variante ins Spiel gebracht. Der Loburger Friedhof liegt weitab vom Ort an der Straße nach Lübars. Zwar verfügt die Trauerhalle über eine alte Toilettenanlage, die aber seit Jahren nicht geöffnet ist. Laut Bernhard Ruth handelt es sich in Loburg und auch auf dem Friedhof Möckern um „nicht mehr zu nutzende Plumpsklos“.

Friedensauer Ortschef überzeugt von Öko-Konzept

Erfahrung mit solchen erwähnten Bio- oder Öko-Toiletten hat eine Ortschaft der Einheitsgemeinde bereits: In Friedensau hat man sich eines Anbieters aus Berlin bedient, der eine fest installierte Toilette mit Sammelbehälter aufgebaut hat. Statt mit Wasser nachzuspülen, wird hier ein Einstreu verwendet. Sie steht an einem Platz, an dem sie vom Badeteich und dem Stellplatz für Wohnwagen und Caravans gleichermaßen gut erreicht werden kann.

„Die Toilette ist jetzt seit 2021 im Einsatz“, informiert Ortsbürgermeister Rüdiger Schröter. Die Kosten beliefen sich damals auf etwa 12.000 Euro inklusive Aufbau, sagt Schröter. Die Pflege regeln die Friedensauer Adventistischen Anstalten selbst, es entstehen aber regelmäßig Kosten für die Leerung des Sammelbehälters. „Sicherlich wäre es günstiger, wenn es außerhalb Berlins ein Netz von diesen Toiletten gäbe“, glaubt Schröter.

Der Friedensauer Bürgermeister ist überzeugt von der Idee: „Ich finde das Prinzip immer noch vorbildlich und könnte mir viele Einsatzmöglichkeiten vorstellen.“

Auf den pfleglichen Umgang kommt es an

„Wir haben viele Kommunen, die insbesondere auf Friedhöfen Trockentoiletten aufstellen. Generell können wir diese Region beliefern“, erklärt dazu Kevin Kuhn, Geschäftsführer der EcoToiletten GmbH in Berlin. In der Region gebe es aktuell nur die Toilette in Friedensau, die dort selbst verwaltet wird. Eine weitere Anlage von uns steht in Bitterfeld. Bei mehr zu betreuenden Toiletten in dem Gebiet seien „Skalenvorteile“ sicher möglich, so Kevin Kuhn.

Wie oft solche Fässer zu leeren sind, hänge sehr vom Toilettenmodell ab, sagt Kuhn: „Das kann variieren von alle 100/150 bis zu alle 1000 Nutzungen.“ Kritischer sei der Abstand bis zur nächsten Reinigung: „Eine Mindestentleerung gibt es per se nicht, kann aber für Standorte die wochenlang nicht genutzt werden eventuell relevant werden.“

Der Pflegeaufwand für solch ein Trocken-WC sei nicht höher als ein Wasserklosett. „Es hängt von der Nutzung ab und wie gut damit umgegangen wird“, berichtet Kevin Kuhn.

Erfahrungsberichte von den Friedhofstoiletten in Möckern künden davon, dass es gerade am pfleglichen Umgang hapern könnte. Die guten Erfahrungen im Örtchen Friedensau rühren wohl daher, dass es hier tatsächlich meist still, aber vor allem friedlich zugeht.