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Telegraphenradweg Auf den Spuren der Telegrafisten

Der Telegraphenradweg soll Stationen der ehemaligen Telegraphenlinie Berlin-Koblenz verbinden. 2 Stationen liegen in Möser und Biederitz.

Von Anke Reppin 24.01.2020, 05:00

Schermen l Mehr als einhundert Meter ist er hoch, der Kapaunenberg. Und er hat zwei Spitzen. Das erzählt Reinhard Ritter, während er den kleinen Berg besteigt in Richtung der einstigen Telegraphenstation. Hier führte zwischen 1832 und 1849 die königlich-preußische optische Telegraphenlinie entlang. Heute erinnern hier oben in einem Pavillon Tafeln an die Zeit der optischen Telegraphie und das Leben der Telegrafisten. Und daran hat Reinhard Ritter seinen Anteil.

1985 zog Ritter mit seiner Familie nach Schermen und hat hier aus Neugier unter anderem die damalige Ortschronistin Dorothea Kose unterstützt. „Die Ortsgeschichte interessiert mich sehr“, sagt er. Dazu gehört auch die Geschichte der Station 12 der königlich-preußischen optischen Telegraphenlinie bei Schermen. Zehn bis zwölf Telegrafisten haben hier nach heutigen Erkenntnissen zwischen 1832 und 1849 gewohnt und gearbeitet. Schüler der Klassen 8 bis 11 des Burger Rolandgymnasiums haben 2012 mit ihrer Lehrerin Heike Kopf sowie Birgit Blumhagel und Torsten Wambach aus Grabow in einem Projekt aufgearbeitet, wie die Telegraphisten lebten. Ein Zeitstrahl im Info-Pavillon auf dem Kapaunenberg zeigt außerdem die Geschichte der Nachrichtenübertragung, in die sich die optische Telegraphie einreiht, bevor sie von der elektrischen Telegraphie und später vom Telefon abgelöst wurde.

Die Tafeln waren bereits entstanden, als das Projekt Informationspavillon in Angriff genommen wurde, sagt Ritter. Der Pavillon, erbaut von der Gemeinde Möser und gefördert über das europäische Leaderprogramm, steht seit Mai 2014. Bei der Nutzung und Instandhaltung arbeiten die Gemeinde Möser und der Verein Optische Telegraphie in Preußen eng zusammen.

Der Pavillon ist nicht nur ein Informations-, sondern auch ein Aussichtspavillon. Von hier aus hat man einen wunderbaren Fernblick auf die Landeshauptstadt Magdeburg und die Orte davor. An einigen Tagen im Jahr, erzählt Ritter, kann man hier sehr klar und deutlich den Brocken erkennen.

Die ehemalige Station 12 der damaligen Telegraphenlinie ist ein Anlaufpunkt des Telegraphenradweges, den der Verein Optische Telegraphie in Preußen in Sachsen-Anhalt bereits komplett geplant hat und der nach und nach beschildert werden soll. Er soll einmal alle ehemaligen 62 Stationen der Telegraphenlinie Berlin – Koblenz verbinden und gut 1000 Kilometer lang sein. Mit der Beschilderung wurde bereits hier in Sachsen-Anhalt begonnen.

In der Gemeinde Möser hat unter anderem Reinhard Ritter das Anliegen unterstützt. Er war an der Festlegung der Routenführung mit beteiligt. Die verbindet die Stationen nämlich nicht einfach schnurgerade, sondern orientiert sich auch an weiteren sehenswerten Orten. Von Schermen aus führt sie in Richtung Koblenz als nächstes zur Station 13, die in der heutigen Gemeinde Biederitz liegt.

Auf der Internetseite des Vereins sind unter www.telegraphenradweg.de alle bereits etablierten Stationen aufgeführt und erläutert. Der Radweg ist hier in einzelne Etappen gegliedert. „Da kann man ganz komfortabel seine Radtour planen“, sagt Reinhard Ritter, der selbst leidenschaftlich gern Rad fährt. Den Telegraphenradweg zu befahren, das habe schon auch eine sportliche Seite, sagt Ritter. Schließlich lagen alle Stationen der Telegraphenlinie auf einem Berg.

Auch in diesem Jahr werden wieder viele Radfreunde und Geschichtsbegeisterte die frühere Telegraphenstation 12 besuchen, ist sich Ritter sicher. „Der nächste größere Treff findet hier spätestens am ´Tag der Industriekultur am 19. April von 14 bis 17 Uhr statt, wenn sich nicht bereits vorher Radfahrergruppen bei mir anmelden.“