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Unfallserie Horrornacht auf der Autobahn

Ein Toter, drei Verletzte - das ist die traurige Bilanz einer Unfallserie nahe Burg in der Nacht zum 11. Dezember auf der Autobahn 2.

Von Mario Kraus 11.12.2020, 17:32

Burg l Es war eine Kettenreaktion, die die Autobahn 2 in der Nacht zum Freitag in Richtung Berlin wieder einmal zur Todespiste macht. Auslöser der Unfallserie ist ein polnischer Gefahrguttransporter mit 16 Tonnen ätzender Flüssigkeit, laut Polizeiangaben Kupferhydroxidcarbonat. Kurz vor 22 Uhr bemerkt der Fahrer des Lkw eine starke Rauchentwicklung und steuert den Brummi zwischen dem Parkplatz Wüstenforst und der Anschlussstelle Ziesar (Brandenburg) auf einen Sandstreifen. Geistesgegenwärtig gelingt es ihm, den Auflieger abzukoppeln und sich mit dem Lkw in Sicherheit zu bringen. Der 66-Jährige verletzt sich dabei leicht und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Kurz drauf steht der mit Chemikalien volle Auflieger in Flammen. Da zu dem Zeitpunkt nicht klar ist, um welchen chemischen Stoff es sich handelt, holt die Möckeraner Polizei, die den Einsatz leitet, die ABC-Einheit der Feuerwehr Jerichower Land hinzu. Dieses Team wird dann eingeschaltet, wenn es eine atomare, biologische oder eben chemische Bedrohung geben könnte. Endgültige Klarheit habe aber schließlich ein Berater aus dem TUIS-Pool gebracht, berichtet Einsatzleiter Meik Schulz. TUIS ist ein Zusammenschluss von mehr als 100 Werksfeuerwehren chemischer Unternehmen, die öffentliche Feuerwehren im Gefahrenfall unterstützen.

Der TUIS-Experte bestätigt die Einsatzkräfte vor Ort dann laut Schulz auch darin, die chemische Flüssigkeit zunächst abbrennen zu lassen. Gefahr für die Einsatzkräfte hat laut Schulz nicht unmittelbar bestanden. Kurzfristig habe man befürchten müssen, dass der Wind dreht. Um für diesen Notfall schneller reagieren zu können, wird die Mittelleitplanke auf einer Länge von 30 Metern komplett abgebaut. Ob für die Menschen Gefahr besteht, die in der Nähe des Brandes wohnten, untersucht ein Experte aus Brandenburg. Gemessen wird, ob sich schädliche Teilchen oder Giftstoffe in der Luft befinden.

Die Autobahn muss für mehrere Stunden in beide Richtungen gesperrt werden. Insgesamt war die Feuerwehr Jerichower Land mit etwa 130 Leuten im Einsatz. Das DRK war ab 23 Uhr mit zwölf Einsatzkräften vor Ort, um die Feuerwehrleute während des mehrstündigen Einsatzes in beheizten Zelten zu versorgen.

Der Stau, den der Einsatz verursacht hatte, sorgt gegen 1.45 Uhr für einen Auffahrunfall. Der Fahrer eines polnischen Transporters bemerkt den Stau zu spät und rast ungebremst auf einen Lkw. Der durch den Aufprall schwer verletzte Fahrer wird in seiner Kabine eingeklemmt und muss durch die Feuerwehr Burg befreit werden. Der Lkw-Fahrer kommt mit dem Schrecken davon, der Stau wird immer länger.

Gegen 2.30 Uhr nimmt die Unfallserie ihren folgenschweren Lauf. Ein Lkw-Fahrer stößt gegen einen davor stehenden Lkw. Für den 47-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät. Er erliegt seinen schweren Verletzungen. Der 42-jährige Fahrer des stehenden Lkw wird leicht verletzt und in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei muss die Sperrung wegen umfangreicher Bergungs- und Reinigungsarbeiten verlängern.

Der Umleitungsverkehr rollte bis Freitagnachmittag über Burg und teilweise Hohenseeden. Zum Teil bis zu einer Stunde brauchten Autofahrer für die Fahrt durch die Kreisstadt. Stoßstange an Stoßstange vorwiegend Lkw, die über die Bundesstraße 1 zur nächsten freien Auffahrt Richtung Berlin fuhren.

Die Burger Feuerwehr war auf der Autobahn mit 19 Kameraden und vier Fahrzeug vor Ort.