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4. Literarischer Abend in Niegripp mitten im Brigitte-Reimann-Jahr / "Zensur in den Gedanken" im Mittelpunkt Zwischen Erinnerungen, liebevoller Poesie und Blick in die Zukunft

Von Roland Stauf 15.05.2013, 03:20

Niegripp l Inzwischen zum vierten Male hatten die Schriftstellerin Dorothea Iser und ihr Mann Walter zum Literarischen Menü eingeladen. Diesmal im Brigitte-Reimann-Jahr der Stadt Burg, was der Veranstaltung einen besonderen Akzent zu geben versprach.

Doch eigentlicher Anlass für das Literarische Menü ist der Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis am 10. Mai 1933. An das schändliche Ereignis erinnerte Thurid Winkler vom Burger Autorenkreis, die aus ihrem Erleben erzählte, wie vor 50 Jahren in Berlin auf dem Bebelplatz das Ereignis begangen wurde.

Dr. Kurt Wünsch, Autor und Vorsitzender des Förderkreises der Schriftsteller Sachsen-Anhalts, kannte Brigitte Reimann persönlich. So sprühten seine Ausführungen zum Thema "Zensur in den Gedanken", das Colorit des Zeitgenossen. Und dies sehr vergnüglich. Auch Dr. Christina Seidel war aus Halle angereist. Das Publikum im Saal der Niegripper Gaststätte bestand nahezu vollständig aus Schreibrundenmitgliedern oder denen Nahestehenden. So war die Hallenserin den meisten von ihnen aus früheren Workshops bekannt. Sie schrieb über kämpfende Frauen, die zu DDR-Zeiten geschieden worden waren und heute um ihren Versorgungsausgleich kämpfen.

Auch die Autorin Rita Linke hat unter den Schreibenden einen guten Namen. Sie übernahm die Moderation des zweiten Teils des Abends und hatte zunächst die Gymnasiastin Miriam Mittendorf anzukündigen. Miriam besucht das Burger Roland-Gymnasium und nimmt an dem Projekt des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalts zum Reimann-Thema teil. Miriam hatte bereits mit mehreren Texten großen Erfolg. Diesmal überraschte die Schülerin die Anwesenden mit einem bemerkenswerten Text ihrer Mutter und mit eigener Poesie über die Liebe, die vollkommene Glückseligkeit bedeutet und so leicht zu verletzen ist.

Nach der jüngsten Schreiberin bekam ein alter Hase das Wort. Helmut Bürger, Schriftsteller in Möckern, las eine Textpassage, die er Souvenir nannte, das er sich mitgebracht habe von dort. Dort - damit meint er den Ettersberg bei Erfurt, konkret: das Konzentrationslager Buchenwald. Bürger beschreibt die letzten Tage des Grauens und welche Rolle die Freiheit für die Gefangenen spielt. Er schreibt über den Schwur von Buchenwald und wird auf diese Weise zum Mahner, Derartiges nie wieder zuzulassen. Souvenir - ein Erinnerungsstück. Renate Sattler, Vorsitzende des Schriftstellerverbandes Sachsen-Anhalts, griff das Stichwort Freiheit auf und las Texte aus ihrem jüngsten Lyrikband.

Während Rita Linke Lyrik von vier verschiedenen Autoren zum Besten gab und dafür die Aufmerksamkeit des Publikums hatte, tönte aus dem benachbarten Schankraum lauter Gesang herüber: "Hell aus dem dunklen Verhangnen leuchtet die Zukunft hervor ..."

Wie die aber möglicher- weise aussieht, zeigten dann Maria Merten und Sigrid Lindenblatt mit ihrem Sketch übers Gesundheitswesen, bevor Dorothea Iser am Ende dorise-Verlegerin Inge Nedwed begrüßte.

Den musikalischen Rahmen für die Veranstaltung gaben abermals die Band "Saitenspinner" mit der tanzenden und Cello spielenden Sabine Iser.