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Abgelehnt Keine Erhöhung des Einsatzgeldes

Mehrheitlich haben die Ortswehrleiter der Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen eine Erhöhung des Einsatzgeldes.

Von Elke Weisbach 06.02.2020, 03:00

Gardelegen l Gardelegens Bürgermeistern Mandy Schumacher und Stadtwehrleiter Sven Rasch wollten die Meinung der Wehrleiter erfahren, wie sie und ihre Einsatzkräfte dazu stehen, das Einsatzgeld für die Kameraden der 26 Ortsfeuerwehren und vier Löschgruppen mit derzeit 603 Aktiven von derzeit 10 Euro auf bis zu 15 Euro anzuheben.

Das sei nämlich nach der geplanten Anpassung der Kommunal-​Entschädigungsverordnung durch das Innenministerium Sachsen-Anhalts möglich, die rückwirkend ab 1. Januar 2020 gelten soll. In dieser sind die Höchstgrenzen für Aufwandsentschädigungen für die Freiwilligen Feuerwehren des Landes geregelt. Sie sollen unter anderem erhöht werden, um „der Besonderheit des ehrenamtlichen Dienstes in den Feuerwehren Rechnung“ zu tragen, so die Begründung des Ministeriums.

Am Ende ergab die Abstimmung während der Wehrleiterdienstberatung im Gardelegener Gerätehaus, dass sich von den anwesenden Ortswehrleitern und ihren Stellvertretern 21 gegen eine Erhöhung aussprachen. Drei waren dafür. Zudem gab es zwei Enthaltungen. Damit sprachen sich die Ehrenamtler mehrheitlich für die Beibehaltung der derzeitigen finanziellen Anerkennung in Höhe von 10 Euro pro Einsatz aus.

Somit muss sich der Gardelegener Stadtrat, der die Höhe des Einsatzgeldes zu beschließen hat, aus Sicht der Wehrleiter nicht mit diesem Thema befassen. Denn, das hatte Mandy Schumacher vorher deultich gesagt: „Das Land entscheidet, bezahlen tut das die Stadt.“

Vor der Entscheidung gab es allerdings kontroverse Diskussionen zu diesem Thema, nachdem sich der Stadtwehrleiter schon in seinem Bericht (siehe unten) dagegen ausgesprochen hatte. Seine persönliche Meinung sei, so Rasch, die 10 Euro beizubehalten, auch um das Ansehen in der Bevölkerung zu wahren. Er finde die Anerkennung für die geleistete Arbeit ausreichend. das sei auch die Meinung von Seethes Ortswehrleiter Gerald Adler, mit dem er im Vorfeld gesprochen hatte, weil er nicht vor Ort sein konnte. Seine Befürchtung: „Irgendwann werden wir eine Bezahl-Feuerwehr.“ Und, führte Rasch später aus, „wir sollten nicht vergessen, dass wir das ehrenamtlich und freiwillig machen. Das stand auch bei den Gründungsvätern der Feuerwehren an erster Stelle.“

Zudem machte unter anderem Miestes Ortswehrleiter Wolfgang Witte deutlich: „Ich war vor zehn Jahren schon gegen die Einführung des Einsatzgeldes und bin heute gegen die Erhöhung.“ Dasselbe gilt auch für Berges Ortswehrleiter Dirk Hupe. Und Stephan Baule, Ortswehrleiter von Wannefeld, hatte unter seinen Aktiven eine kleine Umfrage gestartet. Tenor der Antworten: „Ist okay, wie es ist.“ Die derzeitige Regelung solle beibehalten werden.

Andere Ortswehrleiter würden, wenn eine Erhöhung kommen würde, das zusätzliche Geld für andere Projekte der Wehr verwenden. Das allerdings, machte Stadtwehrleiter Rasch deutlich, sei jetzt nicht das Thema. Wie die Feuerwehren mit dem Einsatzgeld verfahren, sei ihre Entscheidung. Hier gehe es jetzt nur um die Frage: Erhöhung oder nicht?

Dafür sprach sich Mirko Breitkreuz, Gardelegens stellvertretender Ortswehrleiter, aus, auch wenn er betonte: „Uns wird es damit auch nicht besser gehen.“ Aber wenn er sehe, das für andere, gewählte Ehrenamtliche die Entschädigung erhöht werde „und wir keine Erhöhung für die professionale Arbeit, die wir leisten, erhalten, regt mich das auf.“ Er wolle nicht wissen, „wie viel Professionalität hier heute sitzt und wie viele Stunden Freizeit schon investiert wurden“. Das könne man gar nicht entlohnen. Es gehe ihm auch nicht ums Geld, er würde auch noch 10 Euro zahlen, um löschen zu können, sondern einfach um Anerkennung und Motivation mit Blick auf die vielen Einsätze, die die Gardelegener Wehr leiste. Im vergangenen Jahr waren es 116.

Und dazu hatte er einen ganz speziellen Vorschlag, der aber im Anschluss nicht weiter diskutiert wurde: Das Einsatzgeld sollte stundenweise gezahlt und nach Aufwand – es sei schon ein Unterschied, ob man in einer halben Stunde eine Tür öffnet oder vier Stunden einen Lkw-Brand löscht – sowie Tages und Nachtzeit gestaffelt werden. Am Tag 10 Euro seien okay, in der Nacht, wenn die Belastung höher sei, wäre er für 15 Euro pro Stunde.

Mit den Einsätzen der Gardelegener kann kaum eine andere Ortswehr mithalten. Aber, so erklärte Eckehard Mehnert, Chef der Breitenfelder Ortswehr, der etwas später auch noch zum Brandmeister befördert wurde, jeder wisse, welche Belastung auf ihn zukomme. Früher habe es gar kein Geld gegeben, das sei erst seit der Zuordnung zur Stadt der Fall. Allerdings habe seine Wehr kaum Einsätze. Deshalb sei es schwieriger, die Leute zu motivieren, ihre Dienste zu leisten.

Viele Meinungen wurden geäußert. Um aber auch ein greifbares Ergebnis zu erhalten, regte Uwe Schlonsak, Wiepkes Ortswehrleiter und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Gardelegen, an, abstimmen zu lassen. So wurde mit bekanntem Ergebnis verfahren. Das Ergebnis wird Schumacher nun dem Bau- und Ordnungsausschuss des Stadtrates präsentieren, der über die weitere Verfahrensweise entscheiden soll.