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Kultur Abschied vom Stadtkulturhaus

Die Stadt kann entgegen aller Beteuerungen das Objekt nicht bewirtschaften, für einen Neubau fehlt das Geld. Zeit für ein Krisenmanagement.

Von Simone Pötschke 04.03.2021, 09:15

Genthin l Der Plan der Stadt Genthin, ab Januar 2022 die Bewirtschaftung des Stadtkulturhauses zu übernehmen, floppt. Es ist aus finanzieller Sicht sehr unwahrscheinlich, dass die Stadt das Objekt wirtschaftlich betreiben kann. Die Zeit drängt, deshalb sind die Überlegungen, welche Ausweichmöglichkeiten sich für Großveranstaltungen und Versammlungen in Genthin anbieten, mittlerweile sehr konkret. Die Beratungen im Bau- und Vergabeausschuss in der vergangenen Woche wurde so zu einem Lakmustest dafür, welchen Weg die Stadt in dieser Klemme einschlagen will.
Eine endgültige Entscheidung wird der Stadtrat voraussichtlich im Mai zu treffen haben. Wobei die Option der Stadt, die QSG als Betreiber abzulösen, eigentlich nur noch auf dem Papier besteht. Das machte sich der Fachausschuss keine Illusionen. Er berief sich darauf, dass die Stadt, um das Stadtkulturhaus betreiben zu können, in finanziellen Größenordnungen in fremdes Eigentum investieren müsste. Das bleibt Wunschdenken. Denn dabei handele es sich um eine freiwillige Aufgabe, die in der gegenwärtigen Haushaltskonsolidierung schlichtweg nicht genehmigungsfähig sei, erklärte Fachbereichsleiterin Turian.
Auch die Option eines Neubauses kam deshalb in der Betrachtung des Fachausschusses nicht besser weg. Von den sechs ursprünglich in Erwägung gezogenen Standorten für einen Neubau kommen ohnehin mittelfristig nur noch vier in Frage. Gerd Mangelsdorf (CDU) erinnerte daran, dass die bisherigen Standortbetrachtungen mit dem Stand November 2018 inzwischen ohnehin hinfällig seien und nicht weiter verfolgt wurden. Damit sei insgesamt um den Neubau eine „unbefriedigende Situation“ eingetreten . Vor dem Hintergrund der Finanzlage der Stadt blieb ihm, wie seinen Ausschusskollegen auch, nichts weiter übrig, als zu kapitulieren: „ Ein Neubau ist für uns derzeit kein Thema“.
Um zumindest einigermaßen den Wegfall des Stadtkulturhauses zu kompensieren, folgte der Ausschuss dem von der Verwaltung vorgelegten Modell einer „Mehrfachnutzung“ kommunaler Einrichtungen, wie zum Beispiel der Sporthallen. In Frage kämen nach ihrem Dafürhalten je nach Umfang der Veranstaltungen auch Objekte Dritter, so der „Lindenhof“ oder das Kreishaus „Wir müssen zügig über ein solches Modell nachdenken“, meinte Norbert Müller (CDU). Birgit Vasen (Die Linke) verlieh dem Nachdruck: „Solange wir nicht wissen, was kommt, müssen wir eine solche Mehrfachnutzung favorisieren.“ Auch Marc Eickhoff (Grüne/Wählergemeinschaft Fiener) schloss sich dem an, wenn auch nicht jubelnd: „Wir brauchen jetzt eine Alternative zum Stadtkulturhaus. Es ist einfach schade, dass wir uns vom ihm verabschieden müssen, das Stadtkulturhaus gehört nun einmal zu Genthin.“ Vermutlich deshalb hielten sich die Räte, bevor endgültig entschieden wird , dennoch ein Türchen für das Stadtkulturhaus offen. Sie beauftragten die Fachbereichsleiterin , mit der QSG als gegenwärtigem Betreiber Gespräche darüber zu führen, ob sie sich eine weitere Bewirtschaftung des Stadtkulturhauses über das Jahr 2021 hinaus und unter welchen Optionen vorstellen könnte.