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Panzer gegen Menschen Aufstand in der noch jungen DDR

Die Wanderausstellung „Menschen Recht Freiheit Protest“ erinnert ab sofort in der Stadt- und Kreisbibliothek „Edlef Köppen“ in Genthin an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR.

Von Robert Sonntag 03.06.2025, 18:00
Wie in Berlin fuhren auch in der Region sowjetische Panzer auf, um am 17. Juni 1953 den Volksaufstand in der DDR niederzuschlagen.
Wie in Berlin fuhren auch in der Region sowjetische Panzer auf, um am 17. Juni 1953 den Volksaufstand in der DDR niederzuschlagen. Foto: DPA

Genthin. - Sie wollten nur gehört werden und bezahlten dafür mit ihrem Leben. Am 17. Juni 1953 gingen in der DDR über eine Million Menschen auf die Straße, voller Hoffnung auf Freiheit und Gerechtigkeit. Was folgte, war Gewalt, Schweigen und jahrzehntelanges Vergessen.

Genthin erinnert an die tragische DDR-Geschichte

Es war ein stiller, aber bedeutungsschwerer Auftakt am Montagnachmittag in der Stadt- und Kreisbibliothek „Edlef Köppen“ in Genthin. Denn mit der Eröffnung der Wanderausstellung „Menschen Recht Freiheit Protest“ rückt nun ein Kapitel deutscher, spezifisch aber auch ostdeutscher Geschichte wieder ins Licht.

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Der Blick richtet sich dabei auf den 17. Juni 1953. Ein Tag, an dem über eine Million Arbeiterinnen und Arbeiter in mehr als 700 Orten in der DDR den Mut fanden, gegen Unrecht und Unterdrückung aufzubegehren und der etwa 200 Menschen das Leben kostete.

1953 als Warnung – und als Wegbereiter für die friedliche Revolution 1989

Zur Ausstellungseröffnung war Johannes Beleites, der Aufarbeitungsbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, zu Gast. In seiner Einführung ließ er die Geschehnisse jener Tage um den 17. Juni eindringlich Revue passieren und ordnete sie in den größeren Zusammenhang der ostdeutschen Nachkriegsgeschichte ein.

„Diese Tage und die Brutalität, mit der die Soldaten vorgingen, waren auch ein abschreckendes Beispiel, das die Revolution 1989 zu einer friedlichen gemacht haben könnte“, zieht Beleites als Fazit.

Yvonne Hillmann und Johannes Beleites eröffnen die neue Ausstellung in der Stadt- und Kreisbibliothek.
Yvonne Hillmann und Johannes Beleites eröffnen die neue Ausstellung in der Stadt- und Kreisbibliothek.
Foto: Robert Sonntag

Geschichte, die unter die Haut geht multimedial in Genthin erlebbar

Für Yvonne Hillmann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek, ist es eine Ausstellung von besonderer Art. Denn nicht nur das Thema sei ein besonderes und dringliches, sondern auch die Präsentation sei außergewöhnlich.

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„Es ist eine sehr eindrucksvolle Wanderausstellung, und wir sind stolz, dass wir sie in Genthin zeigen können“, betont sie. Tatsächlich setzt „Menschen Recht Freiheit Protest“ auf eine moderne, multimediale Vermittlung, die sowohl zur vertieften Auseinandersetzung einlädt als auch neue Zugänge schafft.

Genthiner Bibliothek zeigt Plakate, die sprechen

Im Ausstellungsraum der Bibliothek hängen großformatige Plakate, die klar strukturiert und anschaulich die Geschehnisse rund um den 17. Juni 1953 dokumentieren – vom Aufbegehren der Arbeiter über die Forderungen der Demonstrierenden bis hin zur gewaltsamen Reaktion des SED-Regimes und der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Infotafeln sind nicht nur informativ, sondern auch visuell eindrucksvoll gestaltet und laden zum Verweilen ein.

QR-Codes und Zeitzeugenstimmen

Ein besonderer Aspekt: Auf vielen der Tafeln sind QR-Codes angebracht, über die Besucherinnen und Besucher mit dem Smartphone direkt in die digitale Erweiterung der Ausstellung eintauchen können.

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Hier öffnen sich originale Tonaufnahmen und Berichte von Zeitzeugen, die das Erlebte greifbar machen und dem historischen Geschehen emotionale Tiefe verleihen. So schlägt die Ausstellung eine Brücke zwischen analogem Erinnerungsort und digitaler Geschichtsvermittlung, macht so Vergangenheit auf moderne Weise erlebbar.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli zu sehen. Am 17. Juni findet eine Begleitveranstaltung statt.