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Zur 800-jährigen Familiengeschichte gab es einen Vortrag im Schloss Die weit verstreuten von Byerns treffen sich im Juli in Parchen

Von Manuela Langner 06.06.2012, 05:24

Der 800-jährigen Familiengeschichte, davon 450 Jahre auch in Parchen, der von Byerns widmete Heiko Mahrenholz am Sonnabend einen Vortrag im Parchener Schloss. In vier Wochen trifft sich dort die über ganz Deutschland verteilte Familie.

Genthin l Vor einer völlig neuen Situation stand Heiko Mahrenholz vom Förderverein Parchener Schloss am Sonnabendnachmittag. Nur zwei Anmeldungen lagen ihm für den Vortrag über die Familiengeschichte der von Byerns vor. Sonst ist das Interesse an der Historie des Schlosses und seiner Bewohner stets größer. Aber absagen wollte er den Termin auch nicht. Edith Reichardt und Hilde Klaas, beide aus Bergzow, aber mit Parchener Wurzeln, kehrten an einen Ort ihrer Kindheit zurück.

Die eckigen Ornamente auf der rechten Seite für das Herrenzimmer und die runden Verzierungen links für das Damenzimmer sind den Besucherinnen als junge Mädchen in der Empfangshalle nie aufgefallen. Heiko Mahrenholz wird später davon erzählen, wie er als Schuljunge Fußball in der Halle spielte. Die hölzernen Säulen boten sich geradezu als Tore an. Riesig habe er alles in Erinnerung gehabt, ziemlich klein sei ihm die Empfangshalle erschienen, als er sie als erwachsener Mann wieder betrat. Aber ein anderer Eindruck war noch viel stärker gewesen: "katastrophal". Anders kann er den damaligen Zustand des Schlosses nicht umschreiben. Ein "Bauschuttlager" habe man vorgefunden. Etwa seit dem Jahr 2000 sei es mit dem Gebäude bergab gegangen, erklärte Heiko Mahrenholz. So lange es genutzt worden sei, habe man sich auch zu DDR-Zeiten um das Schloss gekümmert.

Seit 2006 setzt der Förderverein Raum für Raum in dem 1780 bis 1783 erbauten Schloss wieder instand. Der Rittersaal, das frühere Herrenzimmer, wird heute als Veranstaltungsort genutzt. "Ein Haus mit Geschichte muss krumm und schief sein", sagte Heiko Mahrenholz, während seine Hand über die unebene Wand im Rittersaal fuhr.

Obwohl ihnen das Schloss alles andere als unbekannt ist, verlieren Hilde Klaas und Edith Reichardt zwei-, dreimal die Orientierung. Heiko Mahrenholz nimmt sie durch Türen mit, die lange Zeit versiegelt waren. "Das sieht alles anders aus, als wir es in Erinnerung haben", stellten die Frauen gemeinsam fest.

Der Ruheraum der Hausherrin, der sich gleich an ihr Damenzimmer anschließt, ist zur Schulzeit von Heiko Mahrenholz der Mappenraum gewesen. Dahinter geht es direkt in den Gartensaal. Hier hat der Förderverein die Kaffeetafel gedeckt. Wenn es auch nur zwei Teilnehmer an der Veranstaltung gebe, so sollten sie sich trotzdem wohlfühlen. Seinen Vortrag über die 800-jährige Familiengeschichte der von Byerns gestaltete Heiko Mahrenholz durch das zahlreiche Bildmaterial sehr anschaulich. Im Umkreis gab es die von Byerns unter anderem auch in Zabakuck, Tucheim und Kleinwusterwitz.

Im Ritterraum nahmen Edith Reichardt und Hilde Klaas gern das Angebot von Heiko Mahrenholz, das sonst die Schulkinder verzückt, an und wogen das Ritterschwert in ihrer Hand. Genauso spannend war das Blättern im Sachsenspiegel. Während das Burgfräulein schon in den Ritterraum eingezogen ist, steht die Ritterrüstung noch auf dem Wunschzettel des Fördervereins. "Alles mit einmal geht nicht", setzte Heiko Mahrenholz hinzu.

"Da könnt ihr bis zur alten Burg laufen", erinnerte sich Edith Reichardt an Erzählungen aus ihrer Kindheit. Dass das im Burggraben tatsächlich jemals möglich gewesen ist, bezweifelte Heiko Mahrenholz stark. "Aber einen unterirdischen Gang von Schloss I zu Schloss II hat es gegeben." Beim Bau der Kinderkrippe sei ein Teil des Tunnels verfüllt worden. Schloss I stand ungefähr dort, wo sich heute die Klapperhalle befindet. 1969 wurde das Gebäude abgerissen.

Verschwunden ist auch die Orangerie, die einst das Schloss zierte. Auch hier erinnert sich Edith Reichardt noch gut an die Erzählungen ihres Vaters. Im Zweiten Weltkrieg wurde das gläserne Dach mit Schilf abgedeckt. Wirklich geholfen hat das Ablenkmanöver nicht. Letztlich stand doch nur noch das "Gerippe" da. Wie beeindruckend die Orangerie gewesen sein muss, kann sich jeder Besucher anhand der geretteten Hölzer vorstellen.

Zu einem Klassentreffen in Parchen gehört die Besichtigung des Schlosses, das lange als Schule genutzt worden ist, mit dazu. Einen Raum hat der Förderverein wieder als Klassenzimmer eingerichtet. Die passenden Schulbücher werden für jede Klasse auf die Tische gelegt. "Die Leute kriegen wir aus dem Klassenraum dann gar nicht mehr weg", sagte Heiko Mahrenholz.

Das ehemalige Wohnzimmer wird derzeit vom Förderverein umgestaltet. Das Ergebnis soll zum Tag des offenen Denkmals im September zu sehen sein.

Bereits Anfang Juli treffen sich Mitglieder der von Byerns in Parchen. Die einzelnen Zweige der Familie leben in ganz Deutschland verteilt. Die Idee zum Familientreffen hatte Heiko Mahrenholz. Das Interesse der von Byerns war da, vorausgesetzt der Parchener Förderverein übernimmt die Organisation.

Von April bis September werden jeden Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr Führungen durch das Schloss angeboten.