1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Erinnerung an KZ-Außenlager erhalten

Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Stiftung Gedenkstätten in Genthin Wald Erinnerung an KZ-Außenlager erhalten

Von Mike Fleske 05.04.2012, 05:21

Bei einem Vor-Ort-Termin haben sich Vertreter der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt ein Bild über das Gelände des KZ-Außenlagers Genthin-Wald gemacht. Das Ergebnis soll eine Empfehlung über Möglichkeiten zum Erhalt der sichtbaren Spuren sein.

Genthin l Eine beeindruckende hochprofessionelle wissenschaftliche Sammlung habe Historiker Klaus Börner über das Außenlager des KZ Ravensbrück in Genthin-Wald zusammengetragen, lobte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Dr. Kai Langer.

Börner hatte über Jahre hinweg das Außenlager erforscht. Er sprach mit Zeitzeugen, suchte in Archiven und legte mit eigenen Händen steinerne Türschwellen am Lagereingang sowie den Zugangsweg dorthin frei. "Diesen Weg mussten die Häftlinge jeden Tag unter Aufsicht gehen", erläuterte Börner.

Auch die Errichtung einer Informationstafel über die Lagergeschichte sowie die genaue Benennung des Lagergrundrisses gehen auf Börner zurück. Er fand auch heraus, dass sich das Ehrenmal für die Zwangsarbeiter in den Silva-Munitionswerken gar nicht auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers befindet. Börner vermutet dahinter Auseinandersetzungen um den Standortvor der Errichtung des Denkmals.

Man habe sich schwergetan mit der Vergangenheit. "Als 1956 das Lager demontiert wurde, hat man nicht viel von den Resten gesammelt." Zu DDR-Zeiten sei die Erinnerung an das Lager eher unter der Decke gehalten worden, bestätigte auch Bürgermeister Wolfgang Bernicke, der ebenso vor Ort war wie Axel Thiem von der Unteren Denkmalschutzbehörde und Kulturausschussmitglied Lisa Wolf. "Es wurde seit 1968 wenig auf dem Gelände getan", meinte Bernicke. Das habe sowohl an finanziellen als auch politischen Gründen gelegen. "Es wurde oft gefragt: Wollen wir das überhaupt?"

Der Bürgermeister unterstrich die Wertschätzung für die Arbeit Börners und machte mit Blick auf die Stiftung deutlich: "Ein Denkanstoß von Ihnen wäre hilfreich." In der Vergangenheit war das Ansinnen Börners, die freigelegten Lagerbereiche als Mahnmal zu erhalten, vom Stadtrat abgelehnt worden. Börner hatte sich daraufhin an den Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedänkstätten, Dr. Günter Morsch, gewandt. Dieser gab die Anfrage an die Stiftung Gedenkstätten weiter.

Grundsätzlich konnte sich der Bürgermeister aber durchaus eine Aufwertung des Geländes vorstellen. Die Sichtachse solle freigelegt werden, wofür auf dem Weg zum ehemaligen Lagereingang drei Bäume gefällt werden sollen. Zwei weitere sollen vor den Türschwellen weichen.

Zudem sollen die Schwellen von Überwucherungen freigehalten und der historische Weg mit Split versehen werden, damit er für Besucher begehbar wird. Langer nahm zudem den Vorschlag auf, dass eine Tafel errichtet werden solle, die über die Umrisse des Lagers informiert.

An der Straße solle zudem ein Schild auf das Gelände hinweisen. "Es gibt viele Besucher, die auf der B 107 unterwegs sind und das Gelände besuchen wollen", hat Börner beobachtet. Ihnen solle so der Weg gewiesen werden. Auch wünschte sich der Historiker eine freie Fläche im Bereich der jetzigen Sitzbänke, auf dem die Fahrzeuge der Besucher abgestellt werden könnten.

Langer versprach eine eingehende Analyse und bat um etwas Geduld. Die Antwort werde kommen, aber benötige ihre Zeit. Allerdings stelle die Stiftung keine Gelder bereit, sondern gäbe nur Empfehlungen ab. Langer machte aber deutlich: "Die Pläne sind vernünftig und ich sehe guten Willen auf allen Seiten, sodass es eine vernünftige Lösung geben kann." Denn auch für die Stadt sei eine aktive Erinnung an die Vergangenheit wichtig.