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Jahresauftakt Kaufholds Tastenzauber im Festsaal

Mit einem Konzert des Genthiner Pianisten Ronny Kaufhold im Fachkrankenhaus begann in Jerichow das AWO-Jubiläumsjahr.

Von Frank Bürger 29.01.2019, 06:00

Jerichow l Der Kultursaal im Haus 17 des AWO-Fachkrankenhauses Jerichw war klanglich betrachtet ein geeigneter Ort für diesen Jahresauftakt. Fast alle Plätze im Festsaal waren besetzt. Eine schon bewährte Tradition setzte sich dort fort: Der Genthiner Konzertpianist Ronny Kaufhold präsentierte seine Klavierkünste an einem Flügel.

Kaufhold stand mit dem Ibach-Flügel ein wertvolles Instrument zur Verfügung. Gegründet 1794, gehörte das Unternehmen Ibach zu den führenden Herstellern von Klavieren und Flügeln. Ibach wurde bis zuletzt durch die Gründerfamilie geführt. Einige wenige kennen womöglich den Bezug zum Bayreuther Meister Richard Wagner – sein Flügel kam aus Schwelm, von Ibach.

Bereits zum neunten Mal gastierte Kaufhold im Fachkrankenhaus. Sein Spiel wurde für die Zuhörer auch deshalb zum Genuss, weil der Konzertpianist in die einzelne Stücke einführte. So gab es bekannte Stücke aus unterschiedlichen Epochen.

Im barocken Stil, aber hier auch mit weichem Anschlag, interpretierte er zu Beginn des Konzert das Präludium C-Dur aus dem wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach. Die Wandererfantasie aus er Feder von Franz Schubert empfanden einige Zuhörer als den Genuss des Abends. Vor allem interessant waren für die kulturell Interessierten die Ausführungen Reinholds. Das ganze Werk basiere auf einem einzigen Motiv, das sich in seiner Reinform in der Melodie des zweiten Satzes findet, welche von Schubert aus einem seiner eigenen Lieder, „Der Wanderer“ , zitiert wurde, erklärte Kaufhold.

Bei diesem Stück wurde deutlich mit welchem Ideenreichtum es Schubert verstand, dieses Lied in Szene zu setzen, wie der Pianist ergänzte. Das Stück, wahrlich keine leichte Kost, verlangte Kaufhold auch körperlich sehr viel ab, so dass er nach dem Schlussakkord zum Taschentuch greifen musste. Langsam, mit viel Ausdruck, interpretierte er die „Träumerei“ von Robert Schumann als Zugabe.

Unter den Konzertgästen waren einige bekannte Gesichter, unter anderem Wolfgang Schuth, Vorstand von der AWO Sachsen-Anhalt. Auch im AWO-Fachkrankenhaus in Jerichow sei das bundesweite Jubiläum spürbar, wie er sagte. „Die AWO ist in einer Zeit des geistigen Aufbruchs entstanden“, so Schuth.

Marie Juchacz war die Begründerin der Arbeiterwohlfahrt und hatte eine bedeutende Rolle in der Geschichte der deutschen Frauenbewegung und im Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen. Sie war die erste Frau, die in einem deutschen Parlament die Rednerbühne betrat.

Sie rief den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“ beim Parteivorstand der SPD am 13. Dezember 1919 ins Leben und übernahm den Vorsitz in der Arbeiterwohlfahrt. Ein frühes Ziel der Arbeiterwohlfahrt lag in der Verbesserung der staatlichen Fürsorge.

Im Osten habe die AWO eine besondere Geschichte, wie Wolfgang Schuth betonte. Er verglich die 100 Jahre AWO mit einem Metermaß mit einer Länge von 100 Zentimetern. „Erst kommen dreizehn Zentimeter, dann kommt 57 Zentimeter lang nichts“ sagt Schuth. Schuth meinte damit die Anfangszeit der AWO von 1919 bis zum Verbot durch den Nationalsozialismus.

So habe die AWO auch ein besonderes Auge auf das Aufarbeiten der Zeit von 1933 bis 1945. „Hier wurde Populismus verharmlost“, stellte Schuth fest. Das sei auch Botschaft für die Menschen heute. „Ich denke, es ist wichtig behutsam mit dem Freiheitsbegriff umzugehen“, stellt er fest. Freiheit sei leicht zu verspielen, schwer aber zu gewinnen. So sei auch die soziale Arbeit in Jerichow beispielhaft. „Die AWO hatte und hat nur in einem demokratischen System Erfolg“, stellte er fest.

Jerichows Bürgermeister zeigte sich erfreut darüber, dass die AWO auch in Jerichow einen Standort hat. Mit Blick auf das Stadtjubiläum gab er auch seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich die AWO auch an diesem für Jerichow besonderen Jubiläum beteiligen wird.