7. Oktober Tag des Morgenmuffels: Wie in Genthin eine Eule mehr Lerche werden will
2015 wird der Tag des Morgenmuffels proklamiert. Nicht in Amerika, sondern in Deutschland. Wozu wird er genutzt? Um Eulen zu bewegen, sich den Lerchen anzunähern. Ein Selbstversuch.

Genthin - Heute ist mein Tag! Denn seit 2015 ist der 7. Oktober der Tag des Morgenmuffels. Ja, ich gebe es inzwischen ohne Gewissensbisse zu. Der frühe Vogel ist wirklich nicht meins. Selbst wenn ich mit aller Kraft wöllte und alles dafür täte - ich würde früh um sechs den Wurm nie zu fassen kriegen. Andere, die Lerchen, die in aller Herrgottsfrühe aus den Federn springen und bereit sind, die Welt zu verändern, würden ihn mir immer vor der Nase wegschnappen.
Also kann ich auch noch eine Weile liegen bleiben und dann langsam in den Tag starten. Ich gehöre da keiner Randgruppe an. Schätzungsweise bis zu einem Viertel aller Menschen sollen, um mal wissenschaftlich zu werden, zum „Chronotyp“ der Nachteulen gehören.
Die haben einen schlechten Ruf: Gereizt, missmutig, maulfaul werden sie von jenen erlebt, die morgens auf Knopfdruck vor Tatendrang sprühen. Ich sage Ihnen mal was: Wir Morgenmuffel sind morgens weder missmutig noch gereizt. Wir sind einfach noch nicht ganz da. Unser Gehirn muss sich erst sortieren und das dauert bei uns länger als frühe Vögel sich das vorstellen können. Mit der ganzen Konzentration, die uns möglich ist, müssen wir Aufstehen, Zähneputzen und Zurechtmachen hinkriegen. Für Lächeln, Small Talk und Witze reißen reicht es da einfach noch nicht.
Kann man nix machen, liegt in den Genen
Das behaupte ich nicht bloß, da stützt uns inzwischen auch die Wissenschaft. Immerhin gibt es in München ein eigenes Zentrum für Chronobiologie am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität. Die haben so lange geforscht, bis sie seriös feststellen konnten: Ob man eine späte Nachteule oder eine frühe Lerche ist, das liegt in den Genen. Und diese steuern die „innere Uhr“.
In mir steckt das Nachteulen-Gen. Und zwar in der verschärften Form. Denn als „Supereule“ verschiebt sich meine Einschlafphase schon mal in die frühen Morgenstunden. Zum gewünschten - für mich frühen - Zeitpunkt einzuschlafen und dann früh aufzustehen, gelingt mir nur dann zuverlässig, wenn ich außergewöhnlich erschöpft oder krank bin. Ansonsten erleben mich viele, die früh morgens etwas von mir wollen, als antriebslose, faule Langschläferin. Zu später Stunde aber kann ich aufdrehen. Dann bin ich leistungsfähig und produktiv. Meine Hausarbeiten während des Studiums habe ich nicht umsonst immer erst ab 20 Uhr geschrieben. Denn dann brauchte ich einfach viel weniger Zeit dafür als tagsüber.
Konsequenterweise müsste ich Ihnen hier auf dem Foto auch mein Morgenmuffelgesicht zeigen. Das aber ist keinem zuzumuten. Und so nehme ich das Angebot von Cynthia Pietsch-Stein an, die viele Tipps parat hat, wie ich morgens besser in die Gänge kommen könnte. Denn zumindest in Deutschland wird sich die Menschheit soweiso nie mehrheitlich auf die Seite der Nachteulen schlagen. Dafür hat Martin Luther einst das protestantische Arbeitsethos viel zu fest in den Köpfen verankert.
Also dürften die Tipps und Tricks der in Genthin lebenden Regionalgeschäftsführerin der Barmer-Krankenkasse – und bekennenden Lerche! – mir mindestens helfen, künftig freundlicher in den Tag zu kommen. Frühsport ist da zunächstangesagt. Auf in den Volkspark und losgelegt mit Hampelmann, Kniebeugen, Liegestützen und Dehnübungen. Das macht bei schönem Wetter und zu zweit sogar Spaß. Es stimmt: Nach einem Frühsport und sei er noch so kurz, fühle auch ich mich munterer.
Was aber noch entscheidender sei, so Cynthia, sei gerade für Nachteulen die Schlafhygiene. Sieben Stunden sollten wir pro Nacht schlummern. Damit das Einschlafen klappe: „Nicht zu viel und zu fett am Abend essen, keinen Alkohol trinken und Smartphone, Laptop oder Fernseher schon Stunden vor dem Zubettgehen meiden.“ Auch die Bettwäsche regelmäßig zu wechseln gehöre dazu.
Den Wecker weiter weg stellen
Für mich das Schwerste: „Wenn der Wecker klingelt, sofort aufstehen.“ Dafür das Weckgerät so weit weg vom Bett stellen, dass ich aufstehen muss, um es auszuschalten. Dann sofort frische Luft ins Zimmer lassen und recken und strecken. Morgens genug Zeit für alles einplanen, damit ich auch entspannt frühstücken kann. Wenn ich das nicht schaffe: Ein Glas lauwarmes Wasser nach dem Aufstehen trinken. „Das kurbelt den Stoffwechsel an.“ Dann abwechselnd warm und kalt duschen. Immer mit dabei sein sollte die Lieblingsmusik. Anstatt des Frühsports könne es auch ein morgendlicher Spaziergang sein oder wenn möglich, zu Fuß die ersten Wege am Tag erledigen.
Fazit für mich: Gemeinsamer Frühsport macht Spaß. Alleine werde ich den aber wohl nie täglich hinkriegen. Das mit dem Wecker weiter weg stellen ist simpel, dürfte aber echt helfen. Glotze, Handy und Laptop beizeiten ausschalten ist wohl eine Frage der Disziplin. Aber: Eine Warmduscherin werde ich bleiben. Weil ich mich damit gerade morgens sehr viel wohler fühle.
Außerdem - und das rückt uns Eulen in ein realistisches, besseres Licht - sagen Schlafforscher von der staatlichen britischen Surrey-Uni in Guildford: Am besten wäre es nämlich, wenn jeder versucht, seine Tagesplanung seiner persönlichen inneren Uhr anzupassen. Auf fein! Als erste Maßnahme schaffe ich dann gleich endgültig und ein für allemal die vermaledeite Zeitumstellung ab.