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Vortrag Bierbrauen geht auch zu Haus

In der Genthiner Bibliothek erläuterten die Brauer Stefan Henning und Rainer Müller aus Schönebeck, wie man Bier selbst braut.

Von Mike Fleske 10.07.2017, 11:00

Genthin/Schönebeck l Ganz so einfach, wie man meinen könnte, ist das Bierbrauen nicht. Das wurde beim Vortrag schnell deutlich. Allerdings schafften es die Referenten, den Zuhörern einen unterhaltsamen Einblick in die Bierbraukunst und die Geschichte des kühlen Lieblingsgetränkes der Deutschen zu bieten. Denn Bier ist durchaus gesund.

„Bereits 53 Flaschen Bier täglich decken den Kalziumbedarf eines erwachsenen Menschen“, erläuterte Rainer Müller unter dem Gelächter der Zuhörer. Das wäre wohl doch etwas zu viel, um gesund zu sein. In kleinen Mengen könne Bier aber das Herzinfarktrisiko senken und stärke das Immunsystem. Das hätten Forschungen gezeigt. Die beiden Brauexperten machten auch einen kleinen Ausflug in die Bierhistorie. Dabei streiften sie das Geschwisterpaar Isis und Osiris, das in der Mythologie der Ägypter Erfinder des Bieres sein soll.

Ob es stattdessen ein gewisser Herr Gambrinus gewesen ist, auf den das Bierbrauen zurückgeht, ließe sich auch nicht zweifelsfrei belegen. Mancher meine, diese Ehre käme einem Jan Primus zu, der im 16. Jahrhundert König von Flandern und Brabant war und dessen Name (vielleicht nach zu viel Bier) verhohnepiepelt wurde.

Auch mit dem sprichwörtlichen Reinheitsgebot ist es nicht so weit her. „Es handelt sich beim sogenannten ‚Deutschen Reinheitsgebot von 1516‘ um eine nur für das damalige Bayern geltende Vorschrift, die die Zutaten, den Preis für die Bierherstellung und den Bierausschank regelt“, erläuterte Diplom-Bierbrauer Stefan Henning. Es sei auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder geändert worden. „Zwischendurch durften Zutaten verwendet werden, von denen wir heute besser die Finger lassen.“

Gesetzlich gültig sei derzeit das „Vorläufige Biergesetz von 1993“, in dem festgelegt ist, dass bei obergärigen Bieren neben Wasser, Hopfen und Malz auch die Verwendung von technisch reinem Rohr-, Rüben- oder Invertzucker zulässig ist. Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es ganz praktisch um die Braukunst. „Jeder darf in Deutschland sein eigenes Bier brauen.“ Man müsse die Brautätigkeit nur formlos beim zuständigen Hauptzollamt anmelden. Bis zu einer Menge von 200 Litern Bier im Jahr sei das Brauen steuerfrei.

Der Prozess des Bierbrauens ist recht umfangreich und lässt sich in Kürze kaum erklären. Das Malz wird zunächst geschrotet, also gemahlen. Danach beginnt das Maischen, heißt das Malz wird in einem Maischbottich mit heißem Wasser vermischt. Beim anschließenden Läutern wird das Malz von der sogenannten Bierwürze, also der Flüssigkeit, die im Brauprozess entsteht, getrennt. In der Würzpfanne wird die beim Läutern gewonnene Würze gekocht. Dabei wird Hopfen zugegeben und mitgekocht. Dann wird die Flüssigkeit unter Zugabe von Sauerstoff in einen Gärbottich geleitet. Dort erfolgt unter Zugabe von Hefe die mehrtägige Gärung. Danach wird das Bier gelagert, sodass Kohlensäure entsteht.

Für das Brauen könnten Geräte verwendet werden, die in jedem Haushalt zu finden sind. Etwa ein elektrischer Einkochtopf, eine Haushaltswaage oder ein Messbecher. „Für die Läuterung benötigt man ein spezielles Läutergefäß.“

Die beschriebene Art der Bierherstellung sei eine im kleinen Umfang. „Große Brauereien arbeiten etwas anders“, erläuterte Stefan Henning. Er selbst braut in Frohse bei Schönebeck sein eigenes Bier. Derzeit produziert der 35-Jährige Sorten wie „Frohser Treibgut“, „Frohser Elbröwer“ oder „Schwarzer Reuter“. Das „Frohser Treibgut“ etwa sei ein naturtrübes, mildes Pils. Natürlich durfte zum Ende der Veranstaltung gekostet werden.

Wer selbst einmal einen Brautag miterleben möchte, kann sich auf der Internetseite www.wirbrauen.de informieren und einen Termin vereinbaren. „Wir machen dann einen rund fünfstündigen Bierbraukurs mit Mittagessen und Verkostung für vier bis sechs Personen“, beschreibt Rainer Müller.