Tasse Kaffee Ein Assessor im Rathaus
Auf eine Tasse Kaffee mit Timo Günther. Der Jurist aus Halberstadt ist der Umwelt verbunden.
Halberstadt l Was ist das, ein Assessor? Timo Günther grinst. „Ich kann auch Richter werden“, sagt er. Mit dem zweiten Staatsexamen der Rechtswissenschaften in der Tasche, steht einem Assessor juris die klassische Juristenlaufbahn offen. Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter – all diese Berufe wären möglich.
Assessor Timo Günther sitzt nicht auf einem Richterstuhl, sondern an einem Schreibtisch im dritten Obergeschoss des Halberstädter Rathauses und ist dort nicht nur für Rechtsfragen der Stadt zuständig. Ratsbüro und Liegenschaften kamen dazu, nach der Pensionierung Dieter Krones die Gemeindeangelegenheiten und Wahlen. Und inzwischen ganz dienstlich auch die Halberstädter Berge. Nachdem Thomas Wald die Funktion als Betriebsleiter des Stadt- und Landschaftspflegebetriebs Stala abgegeben hatte, um wieder mehr seiner Funktion als Abteilungsleiter Stadtgrün gerecht werden zu können, „vagabundierte“ die Abteilung im Organisationsgefüge der Stadtverwaltung. Einst als Stabsstelle dem Oberbürgermeister unterstellt, gab es im OB-Bereich nun zahlreiche solcher Stabsstellen. „Was wenig sinnvoll ist“, sagt Günther. Beim „Aufräumen“, wurde ihm diesen Bereich auch noch unter die Fittiche gelegt.
Ganz schön viel, doch Günther wiegelt ab. „Die Teams arbeiten sehr selbstständig, anders würde es sonst nicht funktionieren.“ Überblick behalten muss er dennoch.
Was ihm hörbar Freude bereitet. Schon zu Studienzeiten konnte er sich vorstellen, in einer Kommunalverwaltung tätig zu sein. Entschied sich nach Abschluss des Studiums in Jena aber doch, als Rechtsanwalt zu arbeiten. Der in Halberstadt geborene Günther ist in Almsfeld aufgewachsen, zog Anfang der 1990er Jahre nach Wernigerode und begann dort auch seine berufliche Laufbahn. Bis 2010 war er als Anwalt tätig, dann bewarb er sich um eine Stelle in einer kleinen kommunalen Verwaltung. Harzvorland-Huy sollte es sein, dann wurde es dank der Eingemeindung Halberstadt – das Rechtsamt.
„Hier pulsiert das Leben“, begründet Günther, warum ihn weder Landesverwaltung noch Ministerien locken. Über mangelnde Abwechslung kann sich der Vater einer Tochter nicht beklagen, es ist immer reichlich zu tun. Wenn er mal zur Ruhe kommt, liest er gern. Oder packt im Verein Halberstädter Berge mit an.
Zu der Mitgliedschaft sei er dank eines T-Shirts gekommen, berichtet der 49-Jährige lachend. Bei einem Parkfest in den Spiegelsbergen lief auf der Terrasse des Schlösschens eine Auktion zugunsten des Vereins Halberstäder Berge. Er ersteigerte ein T-Shirt und Mirko Zerwell, heute Vereinschef, ließ nicht locker. Irgendwann stellte Günther den Mitgliedsantrag. „Vorstandsarbeit geht zeitlich nicht, aber bei Veranstaltungen zu helfen, das klappt. Da ist schon eine tolle Truppe am Werk.“
Dass die Berge nun auch in seinen Dienstbereich fallen, amüsiert Timo Günther. Wobei er Umweltfragen noch auf anderer Ebene beackert. Im vergangenen Jahr hatte ihn der Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalts – hier ist er für die Stadt Halberstadt im Rechts- und Verfassungsausschuss Mitglied – gefragt, ob er für das Land in den Umweltausschuss des Deutschen Städtetages gehen würde – was er dann auch tat.