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Einkaufen Braucht Langenstein einen Discounter?

Die Langensteiner wollen einen Discounter. Doch die ´Chancen dafür stehen nicht besonder gut.

Von Sandra Reulecke 17.08.2017, 10:31

Langenstein/Böhnshausen l Wie sehen die Möglichkeiten für Langenstein aus, dass sich im Gewerbegebiet „Am Hünenknie“ des Ortsteils ein Discountmarkt ansiedelt? Eine Antwort auf diese Frage zu finden, damit haben die Mitglieder des Ortschaftsrates die Stadtverwaltung beauftragt. Sie lautet: eher schlecht.

Warum das so ist, hat Stadtplanerin Siegrun Ruprecht am Dienstagabend während der Sitzung des Gremiums erläutert. „Ich denke nicht, dass ein Discounter sich hier ansiedeln würde. Die Kaufkraft vor Ort fehlt.“ So leben keine 2000 Einwohner in Langenstein – inklusive der beiden Ortsteile Mahndorf und Böhnshausen. Aber: Geht man von einer Marktgröße über 800 Quadratmeter aus, müssen mindestens 5000 Personen im Umfeld leben – und eben einkaufen – damit es sich für eine Ladenkette lohnt. „Unsere Erfahrung aus dem Stadtgebiet ist, dass den Ketten die 800-Quadratmeter-Flächen mittlerweile zu klein sind und sie ihre Geschäfte vergrößern wollen“, berichtet Siegrun Ruprecht.

Ein Aspekt, den Ratsmitglied Steffen Grassmay (fraktionslos) nachvollziehen könne. Sein Gegenargument lautet jedoch, dass zum Beispiel in Dingelstedt und Derenburg Einkaufsmärkte seit vielen Jahren bestehen. „Es kann also doch funktionieren.“

Der Unterschied zu den beiden Orten besteht allerdings darin, dass durch beide Pendlerstrecken führen, so Siegrun Ruprecht. Langenstein ist dagegen eine Sackgasse. Ein Manko, welches dank Werbung ausgeglichen werden könnte, sagt Grassmay. „Wenn die Angebote gut sind, fahren die Leute von der B 81 ab.“ Einer Strecke, die von Pendlern Richtung Halberstadt oder Richtung Blankenburg genutzt werde.

Die Nähe zu den beiden Orten ist für Ortschaftsratsmitglied Cordula von Rhade (fraktionslos) ein starker Indikator, der gegen einen großen Markt in Langenstein spricht. Denn: „Dort habe ich die Auswahl. Wenn ich einkaufen gehe, gehe ich in mehr als ein Geschäft. Das eine hat ein gutes Obst- und Gemüse-Angebot, das andere einen guten Fleischer.“ Sie glaube, dass die Leute, die mobil sind, auch weiterhin wegfahren, um einzukaufen.

Für die Langensteiner, die kein Auto haben, sei ein Discounter im Gewerbegebiet ebenfalls keine Option. Bei einer Entfernung über rund 1,7 Kilometern – die Distanz zwischen Schäfershof und Gewerbegebiet – könne man kaum noch von Nahversorgung sprechen, sagt Siegrun Ruprecht.

Ihre Empfehlung lautet, die Angebote, die es im Ort gibt zu stärken und vorhandenes Potenzial sowie mobile Angebote zu nutzen. So sehe sie die Gefahr, dass ein Discounter im Ortsteil zur Konkurrenz für den bestehenden Bäcker und den Hofladen werden könne. Die Stadtplanerin rät, dass man vielmehr das Gespräch zu den Händlern im Ort suchen sollte, ab sie ihre Produktpalette vielleicht ausweiten würden.

Die Diskussion um einen Einkaufsmarkt in Langenstein ist damit jedoch nicht vom Tisch. Steffen Grassmay bittet vielmehr die Stadt darum, dass sie Anfragen an Handelsketten stellen soll, ob eine Interesse hat, einen Laden in Langenstein zu eröffnen. „Sie sollen selbst entscheiden, ob es sich für sie lohnt. Wenn nicht, ist das eben so und wir müssen das akzeptieren.“

Zudem schlagen Bürger während der Ortschaftsrats vor, Maik ­Ledderbohm aus Ströbeck zu einer der kommenden Sitzungen einzuladen. Er soll über seine Erfahrung mit der Gründung des Dorfkonsums im Schachdorf sprechen, der Ende Mai eröffnet wurde.