Gleimhaus-Projekt Aufklärung im Internet

Hat Museum in Zeiten der Digitalisierung eine Zukunft? Das Team des Gleimhauses Halberstadt beantwortet die Frage mit einem Projekt.

Von Jörg Endries 05.09.2017, 01:01

Halberstadt l Museum fit für die Zukunft machen, diesem Anspruch stellt sich angesichts der rasant fortschreitenden ­Digitalisierung der Gesellschaft das Gleimhaus Halberstadt. Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 hat das Team um Dr. Ute Pott das Projekt „Europäische Aufklärung im Netz. Die historische Epoche des Umbruchs im 18. Jahrhundert – mit interak­tiven Angeboten für Jugendliche und Multiplikatoren im Internet“ ins Leben gerufen.

Erfolgreich hat sich das Gleimhaus bei Bund und Land um eine finanzielle Förderung des Projekts beworben. Insgesamt 80.000 Euro erhält das Museum der deutschen Aufklärung, informiert Ute Pott. Bis zu 40.000 Euro gibt es aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, teilt die CDU-Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer mit. „Deutschland beteiligt sich unter dem Motto ‚Sharing Heritage‘ am Europäischen Kulturerbejahr 2018. Mit der Förderung für das Projekt des Gleimhauses leistet der Bund einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung und Bewahrung unseres gemein­samen europäischen kulturellen Erbes“, so Heike Brehmer.

Für das Gleimhaus ist das Vorhaben eine Herausforderung. Mit der dünnen Personal­decke sei das Projekt nicht umzusetzen, so Ute Pott. Daher ist sie froh, dass Bund und Land Geld zu Verfügung stellen. Damit sei eine personelle Verstärkung möglich.

„Ein interaktives Angebot zur Epoche der europäischen Aufklärung soll für junge ­Menschen und unter Beteiligung von Jugendlichen erarbeitet werden“, erklärt ­die Gleimhaus-Chefin das Vorhaben. Dieser neue Download-Bereich ermöglicht Interessierten per Internet einen Zugang zu Museen, Gärten und Bibliotheken der Aufklärung, die man virtuell besuchen kann. Wichtige Objekte können in ihrer Dreidimensionalität in Augenschein genommen werden. Außerdem ist eine Nutzung der interaktiven Angebote der verschiedenen Museen möglich. Man kann mit Menschen sprechen, die das Erbe der europäischen Aufklärung lebendig gestalten, erklärt die Gleimhaus-Direktorin. Durch die Beteiligung von Jugendlichen an der Entwicklung der Internet-Plattform wird die europäische Aufklärung zum gelebten Erbe, betont Ute Pott.

Ziel sei es, in der Entdeckungs- und Erinnerungsarbeit zur Aufklärung Impulse zu setzen für die lebendige Beschäftigung mit dem kulturellen europäischen Erbe. „Wir kommen bei allen Fragen, die sich mit den heutigen Problemen und der der Zukunft beschäftigen, immer wieder bei der Aufklärung im 18. Jahrhundert an“, betont Ute Pott. Damals sei es eine Zeit des Auf- und Umbruchs gewesen, heute würden man sich ebenfalls damit auseinandersetzen müssen. Sichtbar damals wie heute in Themen wie dem starken gesellschaften Wandel, die Schaffung einer neuen Öffentlichkeit, die Wertschätzung des Toleranzgedankens, einem neuen Verständnis der Natur und einem bis dahin nicht gekannten globalen Interesse.