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Großer Erfolg Osterwieck gewinnt Klimaschutzwettbewerb des Landes Sachsen-Anhalt

Grün statt Asphalt: Die Stadt Osterwieck hat erste Vorstellungen zur Umgestaltung größerer Flächen an der Bahnhofstraße in einem Wettbewerbsbeitrag zusammengefasst.

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 26.11.2025, 11:16
So sieht die  Idee aus für die  Umgestaltung der öffentlichen Flächen rings um das Osterwiecker Einkaufszentrum.
So sieht die Idee aus für die Umgestaltung der öffentlichen Flächen rings um das Osterwiecker Einkaufszentrum. Planzeichnung: Katrin Schube

Osterwieck. - Die Stadt Osterwieck ist aus dem Landeswettbewerb „KlimaContestKommunal 2025“ als Sieger hervorgegangen und für ihr Klimaschutzprojekt „Stadtgrün hoch drei“ in der Bahnhofstraße zudem noch mit einem Preisgeld von 30.000 Euro belohnt worden. Bei dem Vorhaben handelt es sich um die klimafreundliche Umgestaltung des Busbahnhofs, des Parkplatzes am Einkaufszentrum sowie des sogenannten Biotops hinter den Märkten. Vorgesehen sind die Begrünung der ungepflegten und sehr stark versiegelten Flächen in Verbindung mit Car-Sharing-Angeboten, neuen Lademöglichkeiten für Elektroautos und Barrierefreiheit.

Anfang September hatte der Stadtrat zugestimmt, für die klimafreundliche Umgestaltung des genannten Areals ein Entsiegelungskonzept zu erarbeiten und dafür Fördermittel zu beantragen. Der prämierte Wettbewerbsbeitrag ist noch nicht dieses Konzept. Es handelt sich aber um Ideen der Stadtverantwortlichen dafür, zusammengetragen von Ortsbürgermeister Uwe Reuer (CDU), der Landschaftsarchitektin Katrin Schube (Sanierungsträger BauBeCon) sowie aus dem Bauamt Amtsleiter Detlef Schönfeld und Sachbearbeiterin Klara Ladde.

Private Initiativen

Schon seit gut zehn Jahren versucht die Stadt Osterwieck das Quartier Bahnhofstraße weiterzuentwickeln. Punktuell ist das, vor allem durch private Initiativen, auch schon gelungen. Die alte Druckerei ist nun ein Wohnobjekt, Aldi hat einen Neubau bekommen. Einfamilienhäuser entstanden in einer brachliegenden Gärtnerei. Auch die Neubebauung durch die städtische Wohnungsgesellschaft in der Straße Vor dem Kapellentor gehört dazu.

Großer Handlungsbedarf besteht unterdessen nach wie vor auf kommunalen Flächen. Zum einen betrifft dies die Bahnhofstraße mit ihren Fußwegen selbst, zum anderen jene Flächen, denen sich der Wettbewerbsbeitrag widmet.

Nachdem Ende September Edeka an seinen neuen, ebenfalls im Quartier gelegenen Standort umgezogen ist, trat das Erwartbare insofern ein, dass der Parkplatz vor dem alten Einkaufszentrum nicht mehr so stark frequentiert ist. Im Konzept wird er als „heute trist und überdimensioniert“ bezeichnet. Zumal es auch kaum Bäume oder Grünstreifen gibt.

Geändert werden könnte das durch eine reduzierte Anzahl von Stellplätzen, aufgelockert durch Sitzgelegenheiten, Begrünung und Bäume sowie ergänzt durch Fahrradabstellplätze, Carsharing-Angebote und Ladestationen für Elektro-Mobilität. „Aus einer überdimensionierten Asphaltfläche wird ein lebendiger Ort, der Handel, Gastronomie und Besucher gleichermaßen zugutekommt und das Quartier nachhaltig aufwertet“, so die Ideengeber.

Das sogenannte Biotop, einst in einem früheren Schlammteich der Zuckerfabrik angelegt, ist von starken Wildwuchs einschließlich Vermüllung gekennzeichnet. Dabei war es ursprünglich durchaus zum Betreten angelegt worden. Das sollte nach der Umgestaltung auch wieder ein Ziel sein: Sitzgelegenheiten, Wege und kleine Begegnungszonen schaffen, die zum Verweilen einladen und die Fläche für die Bevölkerung nutzbar machen. Fahrradständer, Abfallbehälter und Informationstafeln zur Umweltbildung runden das Konzept ab. Dafür werden invasive Pflanzen entfernt und durch heimische Stauden, Sträucher und Bäume ersetzt, die zugleich wertvolle Lebensräume für Tiere schaffen.

Busse halten woanders

Die wohl gravierendste Veränderung aber ist für den Busbahnhof ins Auge gefasst. Vor 57 Jahren an dieser Stelle in Betrieb genommen, wird von dem ursprünglichen Areal seit langem ohnehin nur noch die Hälfte benötigt. „Die Flächen des ehemaligen Busbahnhofs sollen in einen attraktiven Aufenthalts- und Begegnungsort umgewandelt werden. Im Mittelpunkt stehen Begrünung, Mobilität und Barrierefreiheit“, heißt es im Konzept. Busse sollen hier nicht mehr halten, stattdessen befinden sich hier Grünflächen mit Bäumen, Geh- und Radwege, Spiel- und Bewegungsgeräte, Sitzgelegenheiten, Spielplätze oder kleine Sportbereiche – und auch Wasserflächen.

Die Bussteige sollen unterdessen an den Straßenrand der Bahnhofstraße verlegt werden. Damit wird übrigens im Konzept an zwei Stellen die Vergangenheit lebendig. Denn auch bis 1968 hielten die Busse am Straßenrand, damals am Teichdamm. Und der Busbahnhof besaß viele Jahre auf seiner grünen Spitze zur Post hin einen Springbrunnen.

Angestrebt wird für das Projekt eine vielfältige Bürgerbeteiligung, zum Beispiel durch Mitmachaktionen oder durch Patenschaften für bestimmte Flächen.

In der Vergangenheit scheiterten kommunale Vorhaben wie der Straßenbau im Quartier Bahnhofstraße vor allem an der fehlenden Förderung. Mit dem ersten Wettbewerbsplatz im Rücken könnte, wenn dann auch das finale Entsiegelungskonzept steht, die Ausgangssituation für eine Förderung eine andere sein, hoffen nicht nur die Beteiligten am prämierten Konzept.

Die Spitzenvertreter der Ausrichter des Klimaschutzwettbewerbs    überreichten Urkunde und Scheck an die Osterwiecker. Von links:  Marko Mühlstein (Landesenergieagentur), Klara Ladde aus dem Bauamt, Bürgermeister Dirk Heinemann und Umweltminister Armin Willingmann (beide SPD).
Die Spitzenvertreter der Ausrichter des Klimaschutzwettbewerbs überreichten Urkunde und Scheck an die Osterwiecker. Von links: Marko Mühlstein (Landesenergieagentur), Klara Ladde aus dem Bauamt, Bürgermeister Dirk Heinemann und Umweltminister Armin Willingmann (beide SPD).
Foto: Jens Schlueter/Lena
Um die Umgestaltung  dieses  Areals geht es.  Oben der  Busbahnhof, darunter der große Parkplatz des Einkaufszentrums und links  unten die Grünfläche, das sogenannte Biotop.
Um die Umgestaltung dieses Areals geht es. Oben der Busbahnhof, darunter der große Parkplatz des Einkaufszentrums und links unten die Grünfläche, das sogenannte Biotop.
Foto: Matthias Hoffmann