Spaß an Minirollen und beim Blick über die Schulter der Filmprofis
Wernigerode/Goslar l Ihre kleine Schwester Katharina hat Anna-Maria Wolke auf die Idee gebracht, sich für eine Komparsenrolle in dem Kinofilm "The Monuments Men" zu bewerben, den Hollywood-Star George Clooney derzeit im Harz dreht. "Sie war fest davon überzeugt, dass ich genau auf die Ausschreibung der Filmfirma passe", sagt die Gesangsstudentin.
Gesucht wurden Statisten, die schlank sind, keine gefärbten Haare, Tätowierungen und Piercings haben. "Drei Stunden stand ich Schlange in Goslar, nur um ein Formular auszufüllen", sagt die Wernigeröderin. Doch das Warten hatte sich gelohnt. "Am 2. Mai war die Kostümprobe in Jerstedt - wobei Kostüm übertrieben ist. Es war vielmehr ein dreckiger Lumpen", erklärt sie. Einen Tag später ging es von Jerstedt aus mit dem Bus zum Bergwerk Rammelsberg bei Goslar. Erst am Set erfuhr die 26-Jährige, das sie eine deutsche Zivilistin darstellt, die seit mehreren Wochen mit etwa 150 weiteren Frauen, Männern und Kindern in einem Schacht sitzt.
Regisseur und Hauptdarsteller George Clooney habe alle Laienschauspieler freundlich begrüßt. "Er war richtig gut gelaunt, auch Bill Murray ist auf dem Set herumgelaufen." Bevor die Szene gedreht wurde, ging es für die Komparsen in die Maske. "Meine Haare wurden erst schön frisiert, dann aber mit Vaseline eingefettet und zerzaust, damit ich auch so aussehe, als ob ich einen Monat lang in einem Schacht gesessen habe", erzählt sie. "Dann wurde ich am ganzen Körper mit schwarzer Farbe beschmiert und mir wurden Kältewunden auf die Hände geschminkt."
Eine Sprechrolle hatte sie nicht. "Manche durften mal husten, aber ich gehörte leider nicht zu diesen Auserwählten", sagt sie und lacht. Dafür habe man sie kurzerhand zur Mutter erklärt, ihr wurde ein achtjähriger Junge auf den Schoß gesetzt. "Er wollte unbedingt wissen, wie alt ich bin", erinnert sie sich. "Durch die schwarze Schminke im Gesicht konnte man das gar nicht mehr erkennen." Mehrere Tage später habe sie noch mit den Überresten der Farbe an ihrem Körper zu kämpfen gehabt.
Wie lange die Dreharbeiten gedauert haben, das weiß Anna-Maria Wolke nicht: "Ich hatte ja keine Uhr um und überhaupt kein Zeitgefühl." Sie war sogar für einen zweiten Drehtag gebucht, der allerdings wegen einer Unwetterwarnung ausfiel. "Es hat wirklich Spaß gemacht, einfach mal raus aus dem Alltag, um etwas anderes auszuprobieren", so ihr Resümee.
Am 13. Mai kam Roman Wüstemann zum Einsatz. Der Wernigeröder spielte in seiner Minirolle einen US-Soldaten. Morgens um 7 Uhr musste der 26-Jährige im Filmdepot in Jerstedt sein, schlüpfte in die grüne Uniform und in Stiefel und setzte einen Helm auf. Alles kannte er bereits von der Kostümprobe am 24. April. "Das war vielleicht ein aufregender Tag", erinnert sich der Krankenpfleger und begründet: "Am 24. April ist unser Töchterchen Nora geboren."
So waren seine Gedanken stets im Kreißsaal bei seiner Frau Isabelle Munderich, die ihn schließlich auch zu der Bewerbung als Komparse für den Hollywood-Film ermuntert hatte. "Wir waren zuerst beim Casting in Goslar. Doch als wir die gut zwei Kilometer lange Schlange gesehen hatten, machten wir kehrt", sagt Roman Wüstemann. Er wählte daraufhin die Bewerbung im Internet und wurde eingeladen. "Und nun war ich sogar dabei", sagt er. Sich darauf etwas einbilden, "nein, das tue ich nicht". Für den leidenschaftlichen Kinogänger sei es vielmehr Interesse gewesen, einmal hinter die Kulissen der Dreharbeiten von Filmprofis schauen zu können.
Nach der Einkleidung und dem Schminken in Jerstedt fuhr er an dem 13. Mai gemeinsam mit rund 150 Komparsen per Bus nach Bad Grund. Nicht im Stollen, sondern auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks wurde gedreht. Zunächst wurden die Soldaten auf die etwa 30 Lkw, Jeeps und Kettenfahrzeuge verteilt, mussten Probesitzen und dann warten. "Ich weiß nicht wie lange", sagt der Wernigeröder. Plötzlich ging alles sehr schnell. Die Kameras wurden in Stellung gebracht, das Signal "Action!" ertönte, am Tross der Kriegsfahrzeuge rollte ein kleiner Kübelwagen vorbei. "George Clooney saß darin und winkte uns zu. John Goodman und Bill Murray habe ich auch erkannt."
Dreimal wurde diese Szene gespielt, Hauptdarsteller und Regisseur Clooney bedankte sich im Vorbeifahren mit den Worten "Good work, boys" - gute Arbeit Jungs. "Das war schon cool", sagt Roman Wüstemann. Und schlagartig sei ihm bewusst geworden, warum dieser Spielfilm mit Sicherheit viele Millionen Dollar kosten wird. Schon für seine kurze Szene, die in "The Monuments Men" vielleicht fünf Sekunden dauert, sei ein enormer Aufwand an Menschen, Fahrzeugen und Requisiten erforderlich gewesen. "Die Logistik war beeindruckend."
Mit Spannung warten nun die beiden Wernigeröder, dass der Hollywood-Film in die Kinos kommt. In Deutschland soll "The Monuments Men" im Januar 2014 starten.