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Tuningday Kein Platz für Manta-Witze

370 Fahrzeuge sind beim Tuningday in Osterwieck präsentiert worden. Dabei stand das Treffen noch kurz zuvor auf der Kippe.

Von Mario Heinicke 01.08.2017, 01:01

Osterwieck l „Manta-Witze? Ich kenne keinen!“, sagt Stefan Borchert und grinst. Er ist überzeugter Manta-Fahrer, fährt die Marke Opel seit einem Vierteljahrhundert.

Freunde hatten dem Wernigeröder nicht nur einen (Manta-typischen) Fuchsschwanz, sondern gleich einen ganzen Fuchs für die Ablage am Heckfenster geschenkt, den er dann aber zur Osterwiecker Schau doch herausgenommen hat. „Der fusselt.“ Doch Fusseln oder Staubkörnchen sind an seinem Opel Manta, Baujahr 1972, nicht zu erkennen. Nicht einmal im Motorraum.

Der Wernigeröder fährt noch einen 68 PS starken Manta A, während die Witze-Welle erst später mit dem Manta B ins Rollen gekommen war. Der Wagen ist wie original. 2009 hat Stefan Borchert ihn in Frankfurt/Main erstanden. Nur 45 000 Kilometer standen auf dem Tacho, jetzt sind es 65 000.

„Ich fahre nur bei schönem Wetter.“ Und mit Vorliebe zu Opel-Treffen, was der Osterwiecker Tuningday bei seiner ersten Auflage ja auch war. Auch jetzt, als markenoffenes Treffen, hält ihm eine starke Opel-Truppe die Treue.

Fast wäre er sprichwörtlich ins Wasser gefallen, dieser fünfte Tuningday auf dem Osterwiecker Anger, organisiert von der Interessengemeinschaft namens „Eisbären“. Der Dauerregen zur Wochenmitte hat den Anger aufweichen lassen. Die Veranstalter hatten am Mittwoch von der Stadtverwaltung eine Absage erhalten, den Rasenplatz nutzen zu können.

„Eine Absage der Veranstaltung kam für uns nicht in Frage“, blickt Organisator Robert Wüstemann zurück. „Es war ja alles bestellt.“ Den Termin verschieben ging auch nicht. Andere Austragungsstätten, nach denen sich Wüstemann schon erkundigt hatte, gab es allerdings auch nicht.

Zum Glück wechselte das Wetter wieder in den Sommermodus, von der Stadt gab es grünes Licht. Freitag konnte der Bauhof den Anger sogar noch mähen.

Dass diesmal nicht ganz so viele Fahrzeuge wie voriges Jahr auf dem Anger standen, kam für Wüstemann nicht überraschend. Einige potenzielle Teilnehmer im Raum Wernigerode oder Wolfenbüttel sind vom Hochwasser betroffen gewesen. „Die haben jetzt andere Sorgen.“

Gut angekommen ist die Idee, den Tuningday schon am Sonnabendabend mit einer Party im Festzelt einzuleiten. 86 Fahrzeuge und ihre Besatzungen standen daher bereits am Vorabend auf dem Platz. Vor allem die Weitangereisten – zum Beispiel aus Dresden und Erfurt – nahmen das neue Angebot gern an. „Ich denke, wir werden das beim nächsten Mal wieder machen“, sagt Wüstemann.

Dass der Osterwiecker Tuningday heute einen guten Namen in der Szene hat, zeigt sich an den professionellen Anbietern, die sich hier einfinden. Zum Beispiel zur tatsächlichen Leistungsmessung des dank Umbau getunten Motors. Oder zur Lautstärke-Messung von Auspuff oder Musikanlage.

Tuning beschreibt Ralf Meyer so: „Geld verschwenden, das man nicht hat. Teile kaufen, die man nicht braucht. Leuten imponieren, die man nicht kennt.“ Ralf Meyer gehört selbst zu dieser Klientel, kam zusammen mit Torben Gerkens aus Bremerhaven nach Osterwieck, um ihre über 20 Jahren alten VW Passat zu präsentieren. Vor zwei Jahren waren sie schon mal hier, fanden das Treffen prima, lernten ihren „Passat-Kollegen“ Jan Großhennig von den „Eisbären“ kennen und entschieden sich nun wieder für diese Veranstaltung.

Äußerlich haben die beiden Passats keine großen Auffälligkeiten, nur dass sie so tief parken, dass die Karosse quasi in der Grasnarbe versinkt. Doch dieser Eindruck täuscht, beide Fahrzeuge besitzen ein Luftfahrwerk, das die Bodenfreiheit bis zu zehn Zentimeter vorn und zwölf Zentimeter hinten variieren lässt. Und vor allem fährt das Fahrzeug wie eine Sänfte, auch im tiefergelegten Modus.

Die (üblichen) tiefergelegten Fahrwerke sehen zwar gut aus, meint Ralf Meyer, seien aber auch extrem straff, was zu Rückenleiden führen könne. Sein Passat sei für einen Hersteller in Berlin vor zweieinhalb Jahren das Pilotfahrzeug mit pneumatischem Fahrwerk gewesen. Torben Gerkens schwört seit einem Jahr auf diese Technik. Die 300 Kilometer bis Osterwieck waren somit keine Tour der Leiden.

Pokale gab es bei diesem Tuningday nicht. Hätte es sie gegeben, wären Enrico Lange und Maik Hartung zwei heiße Kandidaten für die Kategorie „Motto-Show“ gewesen.

Vorlage ist für sie „Resident Evil“, eine Computerspiel- und Filmreihe. Ein Science-Fiction-Horrorfilm mit viel Blut, was der Lackierung der Autos, einem Opel- und einem Suzuki-Geländewagen, vor allem aber den Requisiten anzusehen ist. Seit diesem Jahr gehört auch noch ein Quad zur Show.

Es handelt sich um einen Film mit Endzeitstimmung. Lange und Hartung in ihren bis ins kleinste Detail nachgestalteten Uniformen stellen aber die „Guten“ dar. Die Fahrzeuge gehören Enrico Lange, der daheim in Kelbra damit auch mal zum Einkaufen fährt. Aber ganz in zivil und ohne Requisiten.