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Umwelt Halberstadt nachhaltiger machen

Spalierobst, Blühwiesen, Kräuterbeete und Hochzeitswald - Halberstadt hat in Sachen Nachhaltigkeit viel vor.

Von Jörg Endries 04.03.2020, 03:00

Halberstadt l „Nachhaltig mitmachen“ – unter diesem Titel steht ein neues Angebot der Stadtverwaltung an alle interessierten Halberstädter. ­Initiatorin ist Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün/Sauberkeit. Sie hat sich in den zurückliegenden Monaten Gedanken gemacht, im Rahmen unterschiedlicher Aktionen Angebote zu unterbreiten, die die Bürger der Stadt und der Ortsteile animieren, gemeinsam etwas Nachhaltiges in den Grünanlagen und in den privaten Gärten zu schaffen.

„Die Aktionen sollen zum Mitmachen und Nachmachen nicht nur in den öffentlichen Parks und Beeten anregen, sondern auch im eigenen ­Garten“, sagt die Grünfachfrau. Dass vielerorts Gärten mit Steinen förmlich zugeschüttet, Bäume verstümmelt werden, damit ihr Laub keinen Ärger mehr bereitet oder auf englischen Rasen statt auf Blühwiesen gesetzt wird, sei keine gute Entwicklung. Statt auf Verbote zu setzen, möchte Roswitha Hutfilz mit ihren Kollegen ­Alternativen aufzeigen, um den Trend zu sterilen Gärten zu stoppen. Vielfalt statt Langeweile. Nicht zuletzt, um wichtigen Lebensraum für Insekten und Vögel zu sichern beziehungsweise zurückzugewinnen.

Roswitha Hutfilz bietet, um im Bild zu bleiben, einen bunten Blumenstrauß von Angeboten zum Thema Nachhaltigkeit mit Start im März bis zum Jahresende an. Premiere ist bereits am Mittwoch, 4. März, um 10 Uhr an den Bürgergärten in der Judenstraße Halberstadts. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus ­Lohmann weiht sie interessierte Bürger in das Geheimnis des richtigen Baumschnitts beim Spalierobst ein. „Nicht jeder traut sich daran. Baumschnitt ist jedoch kein Hexenwerk. Wir möchten unser Wissen gern vermitteln“, sagt sie. Spalierobst würde auf kleinstem Raum viele Früchte produzieren. Ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit, wenn man keine Äpfel aus Australien oder Südtirol kaufen muss oder möchte.“

Ein weiteres Projekt sind die sogenannten Biotop-Eulen. „Die hölzernen Eulen befestigen wir an Baumruinen“, berichtet Roswitha Hutfilz. Künftig wird nicht mehr jeder Baum, von dem nach einem Sturm nur noch der Stammrest übriggeblieben ist, entfernt. Stellt der keine Gefahr für Passanten dar, bekommt er eine Biotop-Eule. Die signalisiert, dass der Baumstumpf als wichtiger Lebensraum für Insekten und Vögel für die kommenden fünf, sechs oder zehn Jahre stehen bleibt. „Natürlich unter Kon­trolle“, betont Roswitha Hutfilz. Eine erste Eule wurde dieser Tage an einer Baum-Ruine im Gutspark Mahndorf befestigt. Weitere folgen.

Im April steht das Thema Blühwiese auf dem Programm. „Wir wollen in der Plantage Samen säen und den Interessierten zeigen, wie es funk­tioniert, eine solche Wiese anzulegen. Praktisch als Hilfe für das ­Selbermachen im eigenen Garten“, sagt Roswitha Hutfilz. Ein weiterer Termin zum Thema findet im Landschaftspark Spiegelsberge an den Resten des ehemaligen Badehauses von Spiegel statt. Die Fläche sei freigelegt und dort will man Ringelblumen aussäen.

Mit Unterstützung des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Halberstadt werden die Blühwiesen als solche kenntlich gemacht. Die Schüler basteln sogenannte Hummel- oder Bienen-Pins. Dabei handelt es sich um bunt gestaltete Schilder, die die Passanten aufklären. „Nach Ende der Blüte sehen die Wiesen verdorrt aus. Die abgeblühten Pflanzen müssen aber stehenbleiben, damit sie sich aussäen können. Darauf weisen die Pins hin“, so Roswitha Hutfilz.

Die vor einigen Jahren auf dem Breiten Weg angelegten Kräuterbeete rücken im Mai in den Fokus. Sie sollen mit Bürgerunterstützung nach dem Winter wieder aufgepeppt werden. Gewürzt wird die Aktion mit der Präsentation von Rezepten zur Kräuterverwendung.

Über die Sommermonate sind unter anderem Veranstaltungen in den Bürgergärten in der Judenstraße mit einem Hobby-Imker und zum Thema Rosenschnitt geplant. „Wir möchten die Bürger außerdem zu Blumenzwiebel-Spenden aufrufen und diese anschließend mithilfe der Halberstädter in den Grünanlagen stecken.

Einem in der Stadt viel diskutiertem Thema wollen sich die Grün-Profis im Oktober widmen – Baumscheiben. Das sei der Bereich um die Straßenbäume, der entweder als Hundeklo genutzt wird oder mit Unkraut zugewuchert sei, so Roswitha Hutfilz. „Wir wollen den ­Bürgern Mut machen, die Baumscheiben vor ihrer Haustür zu bepflanzen.“

Immer wieder gebe es von Hochzeitspärchen und Jubilaren Anfragen, ob sie der Stadt Bäume schenken können.­ Allerdings fehlen der Kommune dafür Flächen. Diesen Wunsch griff Roswitha Hutfilz trotzdem auf und ent­wickelte die Idee, einen Hochzeitswald anzulegen. Ein Areal dafür ist gefunden. Dabei handelt es sich um eine Wiese zwischen der Wohnbebauung im Sonntagsfeld und dem Goldbach. Sie darf als Überflutungsfläche nicht bebaut werden. Diesem Projekt will man sich ab November annehmen.

Außerdem soll vor der Martinikirche eine Tanne gepflanzt werden, die in Zukunft als Weihnachtsbaum genutzt wird. Die Idee habe Roswitha Hutfilz schon vor 20 Jahren gehabt. Leider sei sie nicht umgesetzt worden, sonst hätte die Stadt schon kein Problem mehr, jährlich einen neuen Weihnachtsbaum für das Zentrum zu finden. „Der Sitkafichtenlaus sind so viele ­Bäume zum Opfer gefallen, dass es an Angeboten fehlt“, erklärt Roswitha Hutfilz. Außerdem sei der gepflanzte Weihnachtsbaum ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Kommentar