Öffentliche Defibrillatoren Wie man plötzlichen Herztod vermeidet: Vom Umgang mit einem Defi
Mit einem Defibrillator können Menschenleben gerettet werden. Doch dazu braucht man sowohl Geräte als auch Leute, die damit umgehen können. Beides gibt es jetzt in Dingelstedt.

Dingelstedt - „Das ist wirklich ganz einfach, da braucht niemand Angst vor haben“, sagt Michael Guse. Vor ihm sitzen 14 Männer und Frauen. Angestellte im Sankt-Pia-Heim in Dingelstedt, die ihre Erste-Hilfe-Schulung erhalten. Denn Michael Gus ist Inhaber von „einfach-helfen Harz“ – und nicht zum ersten Mal zu Gast in Dingelstedt.
„Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass zehn Prozent der Mitarbeiter eine Ersthelfer-Ausbildung haben und diese regelmäßig auffrischen“, erklärt Guse. „Wir hier haben jedoch entschieden, das für alle unsere 85 Mitarbeiter in Pflege und Verwaltung verpflichtend zu machen“, ergänzt Bianca Steiner, Bereichsleiterin Bewohner im Caritasheim. „Weil das so viele sind, kommt Herr Guse jedes Jahr zu zwei Ganztageskursen zu uns, so dass alle Mitarbeiter im Zweijahres-Rhythmus geschult werden können.“ Umso mehr Leute sich auskennen und diesbezüglich geschult seien, desto besser. „Das gilt natürlich zum einen hier für uns vor Ort, zum anderen ja aber auch für die Allgemeinheit und den Alltag“, so Steiner. „Umso mehr Leute wissen, was zu tun ist, desto mehr Menschen kann im Notfall geholfen werden. Und wenn es nur die ganz einfachen Abläufe sind.“
Sie selbst sei im vergangenen Jahr dran gewesen und halte dies für sehr wichtig. „Gerade die Regelmäßigkeit finde ich toll, denn man vergisst ja doch viel wieder – aber wenn man es immer wieder wiederholt, bleibt doch was hängen“, erklärt die Badersleberin. „Zum Beispiel die Anzeichen fürs Erkennen eines Schlaganfalls oder auch der Umgang mit dem Defibrillator.“
Letzterer ist eines der Kernstücke der Schulung, denn im Hause gibt es ein eigenes Gerät. „Der Defibrillator wurde vor knapp anderthalb Jahren angeschafft“, führt Steiner aus. „Natürlich ist er vordergründig für den Eigenbedarf hier im Haus gedacht. Es wurde aber dann ganz bewusst entschieden, ihn auch für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen.“
In Notfällen kann das Gerät also im Hause ausgeliehen und verwendet werden. „Bei uns ist ja rund um die Uhr jemand im Haus“, erklärt die 31-Jährige. „Deshalb ist es aber auch wichtig, dass jeder Mitarbeiter mit dem Defi auch umgehen kann.“
Sprachgeführte Anleitung
Hier kommt nun wieder Michael Guse ins Spiel, der während seines Kurses Funktionsweise und Umgang mit dem Gerät erklärt. „Das ist wirklich kein Hexenwerk“, macht er den Anwesenden Mut. „Die Geräte heutzutage sind so modern und selbsterklärend, die reden sogar mit dem Nutzer und sagen ganz genau, was zu tun ist. Also keine Scheu.“
Einmal ausgepackt und angeschaltet führt eine Stimme im Gerät den Nutzer durch die einzelnen Schritte und erklärt die Handgriffe. Eine Behauptung, die Guse den Kursteilnehmern dann auch demonstriert. „Wer das einmal gemacht hat, merkt schnell, dass das gar nicht schlimm ist. Und umso häufiger man das macht, desto leichter wird es“, sagt er. „Deshalb finde ich auch gut, dass hier in Dingelstedt alle Mitarbeiter alle zwei Jahre dran sind. Auch da das über den gesetzlich geforderten Schlüssel, den die Berufsgenossenschaft bezahlt, hinausgeht.“
Jährlich fordere der plötzliche Herztod allein in Deutschland 100.000 Opfer, informiert beispielsweise der Verein Definetz. Viele davon könnten gerettet werden – wenn man zum einen Leute hätte, die helfen können, und zum anderen flächendeckend frei zugängliche Standorte für Defibrillatoren gäbe sowie informationstechnische Voraussetzungen, wie diese im Ernstfall schnell zu erreichen sind.
Karte aller Defibrillatoren
Für Letzteres setzt sich der Verein ein und hat unter anderem auf seiner Internetseite definetz.online eine Übersichtskarte aller gemeldeter öffentlicher Defibrillatoren erstellt.
„In Halberstadt gibt es inzwischen ein Dutzend solcher Defibrillatoren, die öffentlich sind“, weiß Michael Guse, der in seiner Firma im Westendorf ebenfalls ein solches Gerät vorhält. „Hier im Huy kenne ich neben dem hier in Dingelstedt nur noch die Huysburg und das Alten- und Pflegeheim in Dedeleben – das ist natürlich in der Fläche nicht besonders viel.“
Auch stelle er immer wieder fest, dass nur wenige Leute sicher bei Erste-Hilfe-Maßnahmen seien. „Die Meisten machen das ja nur beim Führerschein und das ist mitunter schon eine ganze Weile her“, sagt er. „Wiederholung hilft ja hier wirklich.“ Und so schult er die Mitarbeiter an diesem Tag nicht nur im Umgang mit dem Defibrillator, sondern erläutert Maßnahmen bei Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Krampfanfällen, führt die stabile Seitenlage vor, zeigt, wie man stark blutende Wunden verarztet oder wie man Unterzuckerung erkennt.
