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Akten-Fund Rathaus mehrfach durchsucht

Die ehemals verschollenen Akten sind im Haldensleber Rathaus wieder aufgetaucht. Ihre Entdeckung wirft aber auch neue Fragen auf.

Von André Ziegenmeyer 05.07.2018, 01:01

Haldensleben l „Ich weiß, es sieht komisch aus, wenn man mehr als ein Jahr nichts findet“, erklärte Sabine Wendler. Doch für den Umstand, dass die polizeilich gesuchten Akten nach so langer Zeit plötzlich im Rathaus-Keller entdeckt wurden, gebe es durchaus Gründe.

Zunächst ein Rückblick: Anfang Februar 2017 wurde Haldenslebens Bürgermeisterin Regina Blenkle (FUWG) vorläufig suspendiert. Kurz darauf erklärte die Stadt, dass aus dem Büro der Stellvertreterin Sabine Wendler zahlreiche Akten sowie persönliche Gegenstände verschwunden seien. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Wie die Polizeidirektion Nord bestätigte, lautete der Verdacht zunächst auf Diebstahl. Später erklärte Regina Blenkles Rechtsanwalt, dass seine Mandantin die Unterlagen habe sichern lassen. Auf diese Weise sollten sie vor Manipulation geschützt werden. Allerdings hat Regina Blenkle nie öffentlich erklärt, wohin die Unterlagen verschwunden seien.

Am vergangenen Freitag tauchten sie wieder auf. Wie Sabine Wendler gestern erklärte, habe es vorher Wartungsarbeiten am Fahrstuhl gegeben. Dabei sei eine Luke entdeckt worden. Mehrere Tage lang habe der Hausmeister versucht, sie zu öffnen. Dabei habe er sogar seinen Vorgänger um Rat gebeten. Doch kein Schlüssel passte. Dabei gibt es laut Wendler ein Schließsystem und einen Generalschlüssel.

Am Freitag, 29. Juni, forderte die Verwaltung einen Schlüsseldienst an. Gegen Mittag habe dieser die Luke geöffnet. „Da bin ich gerade dazugekommen“, so Wendler. In dem Raum dahinter fanden sich mehrere Kartons mit Unterlagen. Die stellvertretende Bürgermeisterin habe erkannt, worum es sich handele, die Luke gemeinsam mit dem Hausmeister wieder verschlossen sowie unverzüglich Polizei und Staatsanwaltschaft verständigt. Erstere sicherte Spuren und nahm auch das Schloss mit. „Es wird sicherlich kriminaltechnisch untersucht“, so Wendler.

Am Montag, 2. Juli, habe die Polizei dann zugestimmt, dass Informationen über den Fund veröffentlicht werden dürften, führte Guido Henke aus. Erst habe man die Stadträte, dann die Presse verständigt. Alle hätten die gleichen Informationen bekommen.

Zusammen mit Sabine Wendler betont Henke, dass das Rathaus unmittelbar nach dem Verschwinden der Akten bereits mehrfach intensiv durchsucht worden sei – vom Dachboden bis zum Keller. Innerhalb der Verwaltung habe es durchaus den Verdacht gegeben, dass sich die Unterlagen noch im Haus befinden könnten. „Es wäre auffällig gewesen, sie aus dem Rathaus zu schaffen“, sagte Guido Henke. „Gerade deshalb ist intensiv gesucht worden.“ Die stellvertretende Bürgermeisterin gab an, dass sie selbst mehrfach den Keller in Augenschein genommen habe. Vergeblich.

Zwar gibt es dort Archivräume. Aber der Fundort der Akten gehört definitiv nicht dazu. Es handelt sich auch nicht um einen üblichen Kellerraum. Vielmehr lässt er sich als Verschlag oder Wartungsschacht beschreiben. Die Luke könne man selbst dann nicht sehen, wenn man den Vorraum betreten habe, sie sei hinter einem Mauervorsprung versteckt. „Sie müssen schon wissen, dass da noch etwas ist, um die Tür zu sehen“, so Wendler.

Dass die Unterlagen durch einen, wie auch immer gearteten, Zufall an diesen Ort gelangt sein könnten, sei „vollständig auszuschließen“. „Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten ist das unvorstellbar“, betont Guido Henke. Weiterhin hält er fest: „Eine Sicherstellung von Unterlagen ist etwas anderes. Die hätte in einem Büro oder an einem anderweitig geeigneten Ort erfolgen können.“

Auch sonst habe sich die Stadt in den eineinhalb Jahren durchaus mit dem Thema Akten beschäftigt. Allerdings ist dies laut Henke in den nichtöffentlichen Teilen von Sitzungen geschehen. Ein finanzieller Schaden, der der Stadt durch das Fehlen der Unterlagen entstanden sei, lässt sich laut Sabine Wendler nicht direkt beziffern. Allerdings habe es viel Aufwand und Zeit gebraucht, die Akten aus Kopien zu rekonstruieren. Wie es nun weitergeht, liegt in den Händen der Polizei: „Sie ermittelt. Jetzt müssen wir warten, ob wir ein Ergebnis bekommen und was wir für ein Ergebnis bekommen“, so Sabine Wendler.