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Coronavirus Debatte um Impftermine: Wie die Impfdosen im Landkreis Börde verteilt werden

Gibt es überhaupt noch Impftermine in Haldensleben? Viele Volksstimme-Leser verzweifeln seit Tagen und Wochen an der Buchung – ein heikles Thema. Das Impfzentrum rechnet vor, wie die Impfdosen im Landkreis Börde eingetaktet werden.

Von Juliane Just 20.05.2021, 17:31
Im Landkreis Börde monieren Impfwillige, dass sie keine Termine erhalten. Das Impfzentrum taktet die gelieferten Dosen wöchentlich ein, doch durch Angebote wie das dezentrale Impfen sowie die notwendigen Zweitimpfungen bleibt vom Impfstoff am Ende nicht viel übrig.
Im Landkreis Börde monieren Impfwillige, dass sie keine Termine erhalten. Das Impfzentrum taktet die gelieferten Dosen wöchentlich ein, doch durch Angebote wie das dezentrale Impfen sowie die notwendigen Zweitimpfungen bleibt vom Impfstoff am Ende nicht viel übrig. Symbolfoto: dpa/ Wolfgang Kumm

Haldensleben - Stundenlanges Warten in der Hotline 116117, tägliches Zittern vor dem Bildschirm: Viele Impfwillige des Landkreises Börde monieren, dass sie seit Tagen und Wochen keinen Impftermine buchen können. Der Grund: Es gibt keine freien Termine. Doch wie kann das sein, wenn wöchentlich neue Impfdosen geliefert werden?

Seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 hat das Impfzentrum des Landkreises Börde die Planung der Impftermine übernommen – in Haldensleben sitzt sozusagen das Rechenzentrum. „Das Thema Impfen ist sehr emotional behaftet, aber wir arbeiten hier mit Zahlen und Fakten“, sagt Katrin Baier als ärztliche Leiterin Impfen im Impfzentrum.

Impfdosen werden langfristig eingetaktet

Am Beispiel der Kalenderwoche 20 rechnet Katrin Baier vor, wie die Impfdosen im Landkreis Börde verteilt wurden. Insgesamt wurden 4650 Impfdosen geliefert. Davon verbleibt etwa die Hälfte im Impfzentrum, die andere Hälfte wird von den mobilen Impfteams in der Fläche verimpft. Dazu zählt beispielsweise das dezentrale Impfen der über 60-Jährigen. Aber auch die betrieblichen Ersthelfer, die laut Priorisierung 3 geimpft werden dürfen, zählen da hinein.

Im Impfzentrum verbleiben damit 2250 Impfdosen. Das bedeutet jedoch nicht, dass auch 2250 Impftermine freigegeben werden. Hinzu kommen nämlich noch die Zweitimpfungen der Menschen, die bereits einen Pikser erhalten haben. Je nach Impfstoff soll diese Zweitimpfung laut der Empfehlung der Ständigen Impfkommission zwischen sechs und zwölf Wochen nach der Erstimpfung verabreicht werden. Kurzum: Werden 1000 Personen mit dem Impfstoff von Biontech geimpft, müssen sechs Wochen später 1000 Termine für die Zweitimpfung geblockt werden. Im Umkehrschluss bleiben dann weniger Termine für die Erstimpfung.

Zweitimpfungen müssen eingeplant werden

In der Kalenderwoche 20 machten die Erstimpfungen im Haldensleber Impfzentrum beispielsweise etwa ein Viertel aus, der Rest waren Zweitimpfungen. „Es ergibt sich hier ein Doppeleffekt. Wir können keine zusätzlichen Termine freigeben, wenn wir dafür keinen Impfstoff haben“, betont Baier.

Ähnlich sieht es bei den mobilen Impfteams aus, denn auch sie rücken zwei Mal aus. Werden also beispielsweise in Langenweddingen (Sülzetal) an einem Tag 200 Personen geimpft, rückt das Team sechs Wochen später zur Zweitimpfung aus.

Hinzu kommen aktuelle Entwicklungen, die sich nicht langfristig planen lassen. Als beispielsweise für den Impfstoff von Astrazeneca kurzfristig ein Impfstopp verhängt wurde, fing im Impfzentrum das große Rechnen an. Kurzerhand wurden die Impfdosen umgeplant, damit kein Termin abgesagt werden musste.

Debatte um Impfungen für Niedersachsen

Befeuert wurde die Debatte zusätzlich durch eine Impfaktion, bei der 900 Menschen aus Niedersachsen geimpft werden sollen. Sie hatten ihre Erstimpfung in der Landeshauptstadt Magdeburg erhalten, die zweite wird ihnen jedoch verwehrt, da sich nur noch Magdeburger an ihrem Wohnort impfen dürfen. Das Impfzentrum in Haldensleben übernimmt auf Anfrage des Gesundheitsministeriums diese Impfungen.

Doch: Diese zusätzlichen Impfdosen werden vom Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt und nicht von der Lieferung für die Börde abgezwackt. „Wir sind immer bereit, anderen Landkreisen und Bundesländern zu helfen. Grundsätzlich gilt das Bundesimpfziel“, sagt Katrin Baier. Für die Impfwilligen im Landkreis Börde geht durch die zusätzlichen Termine kein Impfstoff verloren.

Landrat Martin Stichnoth appelliert an die Bevölkerung: „Ich fordere die Menschen auf, vernünftig miteinander umgehen. Jeder wird geimpft, wenn er das möchte.“