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Demonstration Radler lassen sich nicht entmutigen

Mitglieder der Bürgerinitiative haben erneut auf die Notwendigkeit des Radweges von Etingen nach Oebisfelde hingewiesen.

Von Anett Roisch 29.08.2016, 01:01

Rätzlingen l Von Rätzlingen startete am Freitag bei 34 Grad Celsius eine Gruppe von Radfahrern. Etinger und Bösdorfer kamen noch dazu. „Heute ist es total interessant, denn wir haben zum ersten Mal jemanden von Bündnis 90/Die Grünen – nämlich die Fraktionsvorsitzende Conny Lüddemann zu Gast. Sie ist bisher die höchste politische Prominenz bei unseren Touren. Das tolle ist, dass Frau Lüddemann sich die Zeit genommen hat, die ganze Strecke mitzufahren“, sagte Jörg Lauenroth-Mago, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Pro Radweg“ und Initiator der Radtouren.

Und weil Conny Lüddemann aus Dessau kommt, besorgte ihr Lauenroth-Mago ein modernes Zweirad, das er sich von der Nachbarin geborgt hatte. Nicht geborgt, sondern von zu Hause mitgebracht, hatte sie sich ihren eigenen Schutzhelm. Dass sie den Helm auf dem Kopf hatte, empfand sie als überaus wichtig. „Als die großen Lkw an uns vorbeifuhren, habe ich den heftigen Fahrtwind gespürt. Ich glaube nicht, dass ich die Strecke im Dämmerlicht oder gar im Dunkeln fahren würde“, beschrieb sie die Gefahr, die sich die Radfahrer auf der Landesstraße 24 aussetzen.

„Wir können der Initiative nicht sofort helfen. Wir können nur nachholen, was in den letzten Jahrzehnten hier verschlampt wurde. Wir haben jetzt als Grüne in den Koalitionsverhandlungen dafür gesorgt, dass der Ausbau-Etat von einer Million Euro auf 6,8 Millionen pro Jahr erhöht wird. Es könnte natürlich noch mehr sein, denn wir haben eben diesen hohen Nachholbedarf, erklärte sie und wies daraufhin, dass es in Sachsen-Anhalt nicht nur beim Radwegebau, sondern auch beim Straßenbau viel nachzuholen gäbe.

Die gute Nachricht sei, dass durch die Erhöhung der Mittel, der Abbau des Rückstaus schneller gehen wird. Auf keinen Fall würde sie – nach ihren Ausführungen – der BI unrealistische Versprechungen machen. „In den nächsten vier bis fünf Jahren wird sich wohl auf dieser Strecke nichts tun“, bedauerte sie, als es von Bösdorf wieder zurück nach Rätzlingen ging. „Wir bleiben dran und lassen uns nicht entmutigen. Und wenn die Gelder jetzt so eingesetzt werden und es kontinuierlich weiter geht, dann wird der Investitionsstau ja auch abgebaut“, sagte Brigitte Dobbelmann, Sprecherin der BI.

„Wir hätten auch diese Mittelerhöhung nicht erreichen können, wenn es nicht überall so engagierte Menschen geben würde, die immer wieder Öffentlichkeit erzeugen. Das ergänzt sich an der Stelle. Jeder macht seinen Teil – die Menschen vor Ort auf der Straße und wir im Parlament. Zusammen werden wir das hinkriegen“, blickte die Fraktionsvorsitzende voraus. „Wir kämpfen ja auch, dass wenigstens unsere Enkel oder Urenkel den Fahrradweg nutzen können“, sagte Brigitte Dobbelmann. „So lange wird es hoffentlich nicht dauern“, ergänzte Conny Lüddemann.

Zum ersten Mal war Wilhelm Schlüter dabei. Der Bösdorfer berichtete: „Ich radle jeden Tag von Bösdorf nach Oebisfelde. Es geht immer wieder um Leben und Tod.“ Schlüter erzählte von seinem Unfall, der ihm fast das Leben kostete. „Ein Auto hatte ein anderes überholt und mich – obwohl ich ganz weit rechts gefahren bin – mit dem Spiegel gestriffen. Ich bin ins Schleudern geraten und mit meinem Jochbein auf der Straße gelandet. Mein ganzer Kopf war dick. Der Kraftfahrer ist einfach weiter gefahren. Die Polizei und der Rettungswagen waren da“, erzählte der Bösdorfer, während das Transparent am Zaun der Rätzlinger Grundschule befestigt wurde.

„Gerade zu Beginn des neuen Schuljahres müssen viele Kinder, die nach Oebisfelde wollen, feststellen, mit dem Rad ist es viel zu gefährlich. Trotz bestem Wetter geht es nur mit dem Bus oder die Eltern müssen die Kinder fahren. Das wollen wir ändern. Wir brauchen sichere Radwege für junge und ältere Bürger“, wiederholte Lauenroth-Mago. Er fordert ein Umdenken. „Ausgaben für Fahrradwege kann man nicht mit den Aufgaben von Autostraßen koppeln, sondern man muss stärker die Fahrradfahrer im Blick haben. Das heißt, die Mittel dafür müssen überproportional steigen. Und dafür setzen wir uns ein“, betonte der Sprecher der BI. Deshalb treffen sich die Radler am Freitag, 30. September, wieder. „Wir warten noch auf Ideen, wo unser Transparent als nächstes dann aufgehangen werden kann“, so Lauenroth-Mago.