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Hunde Das Problem mit dem Geschäft

In einigen Straßen in Haldensleben reiht sich ein Hundehaufen an den nächsten. Ein Händler hat jetz eine Kamera installiert - mit Erfolg.

Von Juliane Just 05.05.2020, 01:01

Haldensleben l „Diese Stadt ist für mich zugeschissen“, sagt Andreas Wolf. Er ist Inhaber der Firma Personal- und Schienentransport Logistik mit Sitz in der Kirchstraße. Selten habe er eine Stadt erlebt, in der Hundebesitzer ihre Pflichten so verletzen wie in Haldensleben. Insgesamt 1700 Vierbeiner sind laut Stadtverwaltung in Haldensleben gemeldet. Nicht alle Besitzer entsorgen die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner unverzüglich im nächsten Mülleimer – eher im Gegenteil. Vier Jahre lang regte er sich über die Haufen vor seinem Schaufenster auf, dann reagierte er.

„Mitunter sind die Hundebesitzer sogar so dreist geworden, dass sie die Hundehaufen zwar aufgesammelt haben, aber dann in meinen Treppenaufgang gelegt haben“, erzählt der erboste Gewerbetreibende. An einem Tag zählte er 13 Hundehaufen vor seiner Tür. Dann reichte es ihm. In der Facebook-Gruppe „Informationsaustausch in und um Haldensleben“ macht er seinem Ärger Luft. Dort schrieb er auch, dass sein Objekt inzwischen videoüberwacht ist. „Seit ich das publik gemacht habe, sind es deutlich weniger Hundehaufen vor der Tür“, sagt er.

Doch ist das nicht eine Art Selbstjustiz? Nein, ist es nicht. Laut dem Ordnungsamt darf eine Privatperson nur auf ihrem privaten Grundstück eine Videoüberwachung betreiben. Im öffentlichen Raum dürfen keine Aufnahmen gemacht werden. Und selbst wenn, dürfte das Ordnungsamt diese nicht auswerten. Da Andreas Wolf lediglich seinen Treppenaufgang filmt, ist die Videoüberwachung erlaubt. Die Kamera schlägt ohnehin nur an, wenn sich etwas im Aufgang bewegt.

„Ich habe auch schon Hundehalter direkt angesprochen, wenn ich sie erwischt habe“, sagt Andreas Wolf. „Da bekommt man nur blöde Sprüche zurück. Das kann doch nicht sein.“ Wie oft er die Hunde- haufen vor seinem Geschäft mit heißem Wasser weggespült hat, kann er schon gar nicht mehr aufzählen.

Er habe selbst zwei Hunde und sei sich der Pflicht, deren Hinterlassenschaft wegzuräumen, bewusst. Jeder Hundehalter ist laut Gefahrenabwehrverordnung der Stadt verpflichtet, einen Hundekotbeutel mit sich zu führen und bei Verlangen vorzuzeigen. „Das Bürgerbüro gibt solche Tüten kostenlos an Hundehalter heraus“, sagt er. Wer einen Hund habe, müsse sich nicht nur um Futter und Pflege kümmern, sondern auch um die Hinterlassenschaften.

Vor mehreren Jahren gab es laut Stadtverwaltung Tütenspender im Stadtgebiet. „Diese wurden aber abgebaut, weil die Beutel in Größenordnungen zweckentfremdet oder im Umfeld verteilt wurden“, sagt Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann. Auch bei den Händlern der Hagenstraße sei das Problem in der Vergangenheit oft Thema gewesen. In der Diskussion stand laut Zimmermann eine Plakatkampagne zur Sensibilisierung der Hundebesitzer, die jedoch wegen der zweifelhaften Wirkung auf andere Besucher wieder verworfen wurde. Allerdings seien noch in diesem Jahr neue Tütenspender in der Innenstadt eingeplant.

In der Regel werde beim Erstvergehen ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro fällig. „Das kann man jedoch nicht pauschalisieren. Die Höhe des Bußgeldes ist unter anderem auch von den persönlichen Umständen wie dem Einkommen abhängig“, betont der Stadtpressesprecher. Ein renitenter, uneinsichtiger Bürger könnte durchaus auch mit einem höheren Bußgeld rechnen.

Das Schwierige für das Ordnungsamt ist das Erwischen auf frischer Tat. Meist handelt es sich um Sekunden. Im Nachhinein kann man allein am Kot der Hunde nicht mehr feststellen, wer diesen an Ort und Stelle hinterlassen hat.