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Jugendweihe Festakt für 22 Schüler in Flechtingen

Ihre Jugendweihe feierten Calvörder und Weferlinger Schüler in Flechtingen. Damit wurden sie in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen.

02.05.2017, 23:01

Flechtingen l „Warum machst du dir ‚nen Kopf, wovor hast du Schiss? Der beste Mensch bist du, ich roll den roten Teppich aus, durch die Stadt bis vor dein Haus, du bist das Ding für mich und die Chöre singen für dich“, sang Frontmann Matthias Strey, begleitet von Guido Käpernick und Frank Kroll an den Instrumenten, das Lied von Mark Forster. Und der Chor aus den Familien und Freunden der jungen Leute ließ sich motivieren und sang mit. Mit diesen Versen, die Höhen und Tiefen im Leben der Jugendlichen beschreiben, stimmte die etwas andere Boyband „Mäntric“ die Achtklässler der Calvörder Sekundarschule „Brüder Grimm“ und des Weferlinger Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums auf die Jugendweihe ein.

Ratschläge für das Leben hatte auch Guido Henke (Die Linke), Vorsitzender des Stadtrates Haldensleben und zweiter stellvertretender Vorsitzender des Kreistages des Landkreises Börde, in seiner Festansprache. Henke warnte vor Bekanntschaften auf Facebook und Twitter: „Besitzt besser den Mut zur persönlichen Konfrontation und zur körperlichen Anwesenheit!“ Der Redner erinnerte an die Zeiten, in denen Oma und Opa ganz ohne Handy und Internet ausgekommen sind.

„Die Hoffnung eurer Eltern auf Frieden in der Welt blieben leider Illusion. Heute bereiten uns wieder Meldungen Sorgen, die von neuen Rüstungsgeschäften und Kriegen berichten. Als Folge erreichen uns Menschen auf der Flucht vor Armut und Krieg. Die Alten wissen es, Kriege sind nicht von Gott gegeben. Sie sind Ergebnisse von politischen Entscheidungen, gefällt in den Hinterzimmern, von Menschen gemacht“, sagte Henke. Er appellierte an die Jugendlichen, dass sie nicht für die Geld- und Machtgelüste anderer herhalten sollten: „Lasst euch nicht aufwiegeln, deutsche Interessen sonst wo in der Welt zu vertreten!“

Auf der Suche nach Gerechtigkeit – so Henke – sollen die jungen Leute sich nicht von Hass erfüllen lassen. „Schaut genau hin, um was es tatsächlich geht!“, motivierte der Festredner die Jugendweihlinge. „Vergesst nicht, unser Land ist schön. Auch durch die Arbeit eurer Eltern und Großeltern. Dank ihnen gibt es die Möglichkeiten der Mitgestaltung. Sie taten es auch für euch, damit ihr heute bei Facebook oder Twitter ohne Angst eure Meinung sagen könnt“, sagte er und betonte: „Demokratie ist nichts für Faule. Kümmert euch um Politik, andernfalls kümmert sich die Politik um euch.“ Er wünschte den Jugendlichen Lust auf das Leben und auf die große weite Welt. Zu den Eltern sagte er: „Möge Ihnen die ganz große Kunst gelingen, loszulassen.“

Stolz nahmen die Jugendlichen ihre Urkunden, Bücher und Blumen entgegen. Elina Duberow und Kea Renee Schrenke vom Weferlinger Gymnasium traten ans Rednerpult. „Heute werden wir den ersten Schritt ins Erwachsenenleben wagen“, sagte Kea. „Wollen wir?“, fragte Elina. „Ja!“, betonte ihre Mitschülerin, „für das Planen der Zukunft bleibt allerdings noch etwas Zeit, denn erwachsen wird man nicht von heute auf morgen.“ Elina darauf: „Gott sei dank! Und jetzt wollen wir erst einmal im Namen aller Danke sagen“.

Der größte Dank galt natürlich den Eltern, die 14 Jahre für ihre Kinder da waren, ohne die Nerven zu verlieren, und den Großeltern. „Denn Stress war immer vorprogrammiert. Oder?“, wollte Kea wissen. Aber ob die Jugendweihe tatsächlich so eine große Veränderung mit sich bringt, ist sich Elina nicht sicher. Sie sprach für alle Jugendlichen an diesem Tag, als sie sagte, dass sie sich mehr Selbstständigkeit erhoffen. Das bedeute auch mehr Mitspracherecht, Anerkennung und Antworten. Es sei nun mal nervig, wenn sie auf ernst gemeinte Fragen oft keine richtige Antwort bekämen, zum Beispiel wenn sie Regeln und Verbote hinterfragen.

Bevor sich die Jugendlichen jedoch noch intensiver mit dem Erwachsenwerden auseinandersetzten, feierten sie im Kreis ihrer Familien den Start in einen neuen Lebensabschnitt. Kea wünschte allen einen schönen unvergesslichen Tag mit Freunden und der ganzen Familie.

Ein Dankeschön ging auch an das Team der Interessenvereinigung Jugendweihe.