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Kulturzentrum Sehnsüchtiges Warten auf Fenster und Türen

Aus einer einstigen Pfarrscheune entsteht in Rätzlingen ein modernes Kulturzentrum. Derzeit ruht der Bau jedoch.

Von Anett Roisch 22.03.2020, 00:01

Rätzlingen l Der Rohbau und das Dach für das neue Gemeindezentrum gleich neben der Dorfkirche in Rätzlingen ist längst vollendet. Und auch das Fachwerk, in das die Fenster und Türen maßgerecht eingebaut werden sollen, ist fertig. Das Gebäude soll für Gruppen und Kreise ein Ort der Begegnung über die Grenzen der evangelischen Gemeinde hinaus sein. Auch die Kommune soll später das Gebäude für Veranstaltungen nutzen dürfen.

Rückblick: Das Richtfest wurde bereits Mitte Januar diesen Jahres gefeiert. „Der Weg war steinig. Es gab einige unerwartete Wendungen. Aber mit Gottes Hilfe und mit Menschen, die uns Mut machten, ist es gelungen“, sagte Pfarrerin Rabea Reinhold in ihrer Predigt im damaligen Festgottesdienst. Im Zusammenhang mit dem Verkauf des Pfarrhauses musste eine neue Möglichkeit geschaffen werden, kirchliche Veranstaltungen ganzjährlich durchzuführen. Die Idee entstand, aus der alten Pfarrrscheune ein Gemeindezentrum zu bauen. 2017 waren die ersten Anträge an den Kirchenkreis und an die Landeskirche gestellt worden. „Mit dem Erlös vom Pfarrhausverkauf waren schon mal mindestens 100.000 Euro vorhanden. Ein Grundstock aus dem mehr gemacht werden sollte, denn bei allen öffentlichen Fördermitteln ist immer ein Eigenanteil notwendig“, sagte Dieter Kerntopf, Pfarrer im Ruhestand, der der Gemeinde beim Vorhaben beratend zur Seite steht. Im Februar 2018 wurde der Antrag an Leader, einem Förderprogramm der EU zur lokalen Entwicklung in ländlichen Gebieten, gestellt.

Im August 2018 kam der Zuwendungsbescheid in Höhe von 239.630 Euro. Das waren 75 Prozent Förderung. „Der damalige Pfarrer war auf dem Absprung, die Pfarrstelle wechselte, um zu schauen, wie man aus dieser Klemme herauskommen könnte. Es bedurfte vieler Argumente, die Überlegungen für diesen Bau nicht abzubrechen und damit auf die große Förderung zu verzichten“, dachte Kerntopf zurück. Die Gewerke wurden noch mal ausgeschrieben. Es gab eine Preissteigerung, aber auch die Zuwendungen wurden erhöht. 422.000 Euro hoch war die Gesamtsumme.

Dann kam es noch zu einem Baustopp. „Nach dem alle Unklarheiten im Bauordnungsamt und der Unteren Denkmalbehörde beseitigt waren, wurde der Baustopp im August wieder aufgehoben“, berichtete Kerntopf beim damaligen Richtfest.

Am Mittwoch fand auf der Baustelle eine Beratung mit den am Bau Beteiligten, wie ein Mitarbeiter des Planungsbüros und Vertreter der Kirchengemeinde statt. Karl-Michael Schmidt, Gemeindepädagoge des Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt, berichtete: „Der Knackpunkt ist, dass wir momentan auf die Fenster und Türen warten. Die Lieferfrist läuft nächste Woche aus. Wir hoffen natürlich, dass die Frist – trotz Corona – gehalten wird.“

Schmidt gab zu bedenken, dass die betreffende Firma vielleicht wegen der allgemeinen Krise eine Produktionspause einlegen musste. „Aber wir gehen erstmal davon aus, dass die Firma die maßangefertigten Fenster und Türen liefert. Wenn die Fenster da sind, geht es rasant mit dem Innenausbau weiter“, blickte Schmidt voraus. Der Innenaubau sei deshalb, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich. Die Forderungen der am Bau beteiligten Firmen sei – nach den Ausführungen des Gemeindepädagogen – dass die Materialen und Werkzeuge im Rohbau eingeschlossen werden müssen. Die Befürchtung sei, dass das, was tagsüber eingebaut wurde, nachts wieder ausgebaut und entwendet wird. Außerdem sei es für die Gesundheit der Handwerker wichtig, dass das Gebäude dicht ist und sie nicht im Zugwind arbeiten müssen.

„Wir liegen, wenn die Fenster nächste Woche geliert werden, mit dem Planungsstand noch im grünen Bereich. Wir sind dabei, mit den Gemeindemitgliedern zu planen und zu kalkulieren“, erläuterte Schmidt. Bis Ende des Monats soll es dann einen Überblick geben, um dann die Kofinanzierung zu bekommen. „Wir hätten dann Ende April Klarheit, um die Inneneinrichtung auf den Weg zu bringen“, sagte Schmidt. Dabei geht es dann um Tische, Stühle und die Kücheneinrichtung. Auch Birgit Pätz aus Rätzlingen stand als Beauftragte der Kirchengemeinde den Bauleuten beratend zur Seite.

Die nächste Bauberatung soll am 1. April stattfinden. Groß ist die Hoffnung, dass der Bau zu Pfingsten fertig ist. „Das Einzige, was uns ausbremsen kann, ist das Corona-Virus. Aber Handwerker dürfen ja noch ihre Arbeit verrichten“, schilderte Schmidt voller Zuversicht.