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Ortsrat Schießstand-Pläne lösen Zorn aus

Der Schießstand Dachsburg bei Satuelle soll saniert werden. In der Bevölkerung sorgt das Vorhaben für Empörung.

Von André Ziegenmeyer 22.07.2019, 01:01

Satuelle l „Ich habe voller Entsetzen die Zeitung aufgeschlagen“, erklärte Burkhard Braune (FDP) bei der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Satuelle. Dabei bezog er sich auf den Volksstimme-Bericht „Modernes Schießen in der Dachsburg“ vom 15. Juni.

Ortwin Görke, Vorsitzender des Schießstandvereins, hatte darin aktuelle Pläne vorgestellt. Demnach soll die Dachsburg, die beispielsweise der Ausbildung von Jungjägern dient, für einen sechsstelligen Betrag saniert werden. Es solle eine multifunktionale Bahn entstehen, die das Schießen über 25, 50 und 100 Meter sowie auf bewegliche Ziele erlaube. Laut Görke will der Schießstandverein dieses Projekt zu einem großen Teil selbst stemmen. Fördermittel und Spenden würden trotzdem benötigt.

Einst war die Dachsburg der modernste Schießstand der DDR. Mittlerweile ist das Gelände jedoch zu großen Teilen verfallen. Lediglich der Wurfscheibenstand für Trap- und Skeetschießen ist noch intakt, die anderen Bahnen sind es nicht.

Vielen Satuellern ist das durchaus recht. Das Thema stand bei der jüngsten Ortsratssitzung zwar nicht auf der Tagesordnung, nahm aber breiten Raum ein. „Wir haben schon öfter darüber gesprochen, dass wir diesen Schießstand nicht wollen“, betonte Burkhard Braune. Dem schlossen sich viele der Anwesenden an. Sowohl die Nähe zum Ort als auch zum Waldkindergarten sind ihnen ein Dorn im Auge.

Besonders in der Kritik standen darüber hinaus die von Ortwin Görke angeführten Schallschutzmessungen, die „außerhalb des bedenklichen Bereichs“ lägen. Ortsbürgermeister Mario Schumacher (CDU) erklärte, dass das Landesverwaltungsamt im Zusammenhang mit den Sanierungsplänen eine Messung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) vornehmen müsse. Das sei mit hohen Kosten verbunden. Um die Aussicht auf Erfolg zu testen, habe der Schießstandverein eigene Messungen beauftragt. Die Ergebnisse seien aber nie öffentlich mitgeteilt worden.

Daraufhin erklärte eine Bürgerin, dass sie selbst mit einem geeichten Gerät die Lautstärke gemessen habe - mit einem Ergebnis zwischen 72 und 84 Dezibel. „Das ist nicht im unbedenklichen Bereich“, betonte sie. Ein weiterer Teilnehmer berichtete, dass auch schon während Beerdigungen geschossen worden sei - obwohl es anderslautende Absprachen gebe. Burkhard Braune äußerte sogar den Wunsch, die Stadt möge den Vertrag mit dem Schießstandverein komplett kündigen. Andernfalls würden immer neue Sanierungspläne angeschoben. „Ich weiß nicht, warum wir das noch ertragen wollen“, so Braune.

Mario Schumacher kündigte an, dass die Dachsburg bei der nächsten Sitzung des Gremiums offiziell auf der Tagesordnung stehen solle. Dazu werde man einen Vertreter des Schießstandvereins einladen. Die nächste Sitzung ist für Mittwoch, 4. September, angesetzt.

Die Pläne von Ortwin Görke waren offenbar auch für die Stadtverwaltung eine Überraschung. Pressesprecher Lutz Zimmermann sagte dazu: „Von den aktuellen Plänen des Schießstandvereines ist der Verwaltung derzeit nichts bekannt.“ Weiter informierte er: „Der Schießstand ist seit längerem an den Schießstandverein als Betreiber verpachtet. In der Vergangenheit gab es mehrfach kritische Anmerkungen aus dem Ortsrat wegen Lärmbelästigung durch das Schießen. Zudem hatte sich der Ortsrat bereits gegen eine Erweiterung ausgesprochen. Da die Stadt Haldensleben nicht nur baurechtlich sondern auch privatrechtlich in ihrer Rolle als Verpächterin gefragt ist, wird in der Frage der Ortsrat zu hören sein.“