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Ehrenamt Sondereinsatz vor dem „Haus am Zoll“ in Elsebeck

Niemand hat die Arbeitsstunden gezählt, in denen Bewohner von Elsebeck und deren Freunde geschuftet haben, um aus dem alten Kindergarten ein modernes Dorfgemeinschaftshaus entstehen zu lassen. Jetzt ist das Domizil fertig. Doch warum packen die Elsebecker erneut mit an?

Von Anett Roisch 13.09.2023, 09:21
Beim Zaunstreichen auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses  in Elsebeck in Aktion sind Marten Germer (v.l.), Dorianne Zaun, Anke John, Bodo John, Sabine Preetz, Ortsteilbeauftragter Volker Preetz, Georg Eckhardt und Enrico Loch. Auf dem Areal gibt es neben der überdachten Terrasse auch Sitzgelegenheiten für die ältere Generation und einen Spielplatz für die Kinder des Dorfes.
Beim Zaunstreichen auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses in Elsebeck in Aktion sind Marten Germer (v.l.), Dorianne Zaun, Anke John, Bodo John, Sabine Preetz, Ortsteilbeauftragter Volker Preetz, Georg Eckhardt und Enrico Loch. Auf dem Areal gibt es neben der überdachten Terrasse auch Sitzgelegenheiten für die ältere Generation und einen Spielplatz für die Kinder des Dorfes. Foto: Anett Roisch

Elsebeck - „An die Pinsel, fertig? Los!“, heißt es für die schnelle Einsatztruppe, die zum Zaunstreichen kommt. „Unser Dorfgemeinschaftshaus, das wir auf ,Haus am Zoll’ getauft haben, ist fertig. Jetzt sind es die Erhaltungsmaßnahmen. Dazu gehört es, den etwa 30 Jahre alten Zaun mit einem Witterungsschutz zu versehen“, erklärt Volker Preetz. Er ist nicht nur Elsebecks Ortsteilbeauftragter, sondern auch der Vorsitzende des Fördervereines der „Freiwilligen Feuerwehr Berenbrock 1873“.

Zur Feuerwehr und zum Verein gehören 63 Frauen, Männer und Jugendliche aus Berenbrock, Elsebeck, Calvörde und Lössewitz.

Rückblick: 1995 wurde der damalige Kindergarten geschlossen. Schon damals entstand die Idee, aus dem Gebäude ein Dorfgemeinschaftshaus werden zu lassen. Zuerst waren es aber nur kleine grundhafte Renovierungsarbeiten.

„Mit sehr viel Eigeninitiative haben wir 2014 das hintere marode Gebäude abgerissen und mit Unterstützung der Gemeinde und einer Firma einen neuen Giebel hochgemauert“, denkt Preetz zurück.

In unzählig vielen Stunden hatten die Akteure mit viel Engagement, Muskelkraft und handwerklichem Geschick an den Wochenende gearbeitet.

Von der Idee bis zur Verwirklichung der Innensanierung waren vier Jahre vergangen. In Jahresscheiben konnte die Gemeinde damals finanzielle Mittel für die Sanierung bereitstellen. 2019 war der Innenausbau vollendet. „Wir haben dann Fördermittel aus dem LEADER-Programm beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten beantragt und bewilligt bekommen. So konnten wir die Fassade und das Dach erneuern. Dazu gehörte die überdachte Terrasse“, schildert der Vereinsvorsitzende.

Aufruf zu Arbeitseinsätzen erfolgt über WhatsApp

Über WhatsApp ruft der Ortsteilbeauftragte zu den Arbeitseinsätzen auf. Wieder schufteten die Elsebecker viele Stunden lang.

2020 wurden die Fundamente für die Stützpfeiler des Vordaches als Regen- und Sonnenschutz gesetzt. Das Flachdach wurde mit einer transparenten Platte etwa zwei Meter in der gesamten Länge nach vorn gezogen. Die Fläche wurde zuvor betoniert.

Aus alten Zeiten befand sich nämlich dort noch die alte Klärgrube des Kindergartens. Das Abwasser wird schon seit langem direkt in die Kanäle geführt. Die ausgedienten Grubenteile wurden weggestemmt. Das Loch ist inzwischen aufgefüllt. Die Terrasse bekam Borde und wurde gepflastert. Dort stehen nun Bänke und Schautafeln für die Touristen, die den Drömling erkunden wollen.

„Radelnde Touristen können sich bei Regen unter das Vordach stellen“, erklärt Preetz und zeigt auf ein großes Schild mit der Aufschrift „Elsebeck, Dorf an den Moordammkulturen“. Mitarbeiter des Biosphärenreservates hatten zu einem Ideenwettbewerb aufgerufen. Dabei ging es darum, Themendörfer in und um den Drömling im Rahmen des Tourismus- und Vermarktungskonzeptes zu küren. „Die Moordammkultur war eine Meliorationsform bei nassen und an moorigen Böden, die im 19. Jahrhundert aufkam“, beschreibt der Ortsteilbeauftragte und betont, dass Elsebeck das östliche Tor zum Drömling sei. Nach den Ausführungen von Preetz war Landwirt und Rittergutsbesitzer Theodor Hermann Rimpau, der von 1822 bis 1888 lebte, der Begründer der Moordammkultur. Rimpau habe etwa fünf Meter breite Entwässerungskanäle parallel in Abständen von rund 25 Metern ziehen lassen. Die Methode hatte erhebliche Ertragssteigerungen zur Folge. Die Ortslage Elsebeck und die Moordammkulturen seien Bestandteil der Calvörder-Sieben-Brücken-Tour, die Radtouristen erkunden können.

Wegen der Pandemie fiel die Einweihungsparty aus

Im Groben waren die Sanierungsarbeiten am Dorfgemeinschaftshaus 2021 erledigt. Damals habe die große Einweihungsparty mit Namensgebung - wegen der Corona-Pandemie – nicht stattfinden können.

„Die Gemeinde hat uns immer unterstützt – wie jetzt auch mit der Farbe für den Zaun. Aber ohne Eigeninitiative wäre dies alles nicht möglich gewesen. Nicht alle Akteure sind Mitglied im Förderverein, sondern viele Helfer kommen aus der Bevölkerung“, betont der Vereinsvorsitzende. Im Besonderen die Jugend sei angesprochen, denn schließlich haben die jungen Leute im „Haus am Zoll“ einen eigenen Klubraum, der im Winter für ihre Treffen beheizt werden kann.

Nach altbewährter Methode wird es sicher bald einen neuen Aufruf zu einem Arbeitseinsatz geben. Doch bevor wieder für die Allgemeinheit geschwitzt wird, haben die Akteure mit ihren Freunden bei einer kleinen Party den Zusammenhalt der Gemeinschaft gefeiert.