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Suchtberatung Sozialministerin als Geburtstagsgast

Drogen- und Suchtberatungsstelle hat in Haldensleben ihren 20. Geburtstag gefeiert. Zu den Gästen gehörte Sozialministerin Grimm-Benne.

Von André Ziegenmeyer 27.10.2017, 01:01

Haldensleben l Begonnen hat alles am 1. Oktober 1997: Damals öffnete in der Hagenstraße eine Ein-Frau-Beratungsstelle. Seither hat sich viel getan. Mit Wiebke Hoffmann, Karoline Wagner, Diana Grothe, Martina Engelhard-Oxe und Claudia Böwing steht mittlerweile ein fünfköpfiges Team hilfesuchenden Menschen zur Seite.

Bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen gab Einrichtungsleiterin Wiebke Hoffmann zunächst einen Einblick in die Geschichte der Drogen- und Suchtberatungsstelle (Drobs). Diese ist eine Einrichtung des Sozialwerkes Behindertenhilfe des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Sie zog 2005 zunächst an den Waldring. Seit dem Januar 2015 ist sie im Mehrgenerationenhaus EHFA beheimatet - Tür an Tür mit vielen anderen Beratungsstellen.

Laut Ministerin Petra Grimm-Benne handelt es sich bei der Haldensleber Drobs und dem EHFA um ein „Paradebeispiel“ der „integrierten psychosozialen Betreuung“. Das bedeutet: Im Mittelpunkt steht nicht nur ein isoliertes Problem, sondern auch alles andere, das damit zusammenhängt. Die einzelnen Einrichtungen sollen sich vernetzen, um ihren Klienten die bestmögliche Unterstützung zu geben.

Konkrete Beispiele dafür nannte Haldenslebens zweite stellvertretende Bürgermeisterin Carola Aust in ihrer Rede: Sucht führe dazu, dass viele Lebensbereiche vernachlässigt würden. „Am Ende stehen nicht selten Scheidung, Schulden und Entlassung“, so Carola Aust. Betroffene hätten oft psychische Probleme. Auch die Angehörigen und Kinder litten. „All dem stehen sie entgegen“, lobte Aust die Arbeit der Drobs.

Petra Grimm-Benne führte aus, dass im Zusammenhang mit Sucht und Drogen häufig von Crystal die Rede sei. Tatsächlich gehe es aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle weiterhin um Alkohol. „Ich finde es gut, dass sie Außenstellen in Wolmirstedt und Oebisfelde haben, denn oft sind die Klienten nicht mobil“, so die Ministerin.

Carolin Bandow als Sozialplanerin des Landkreises Börde hob hervor, dass zu einem 20-jährigen Bestehen viel Engagement und Arbeit gehörten. „Dafür möchten wir als Landkreis einfach Danke sagen“, betonte sie. Dem schloss sich Birgit Reinhardt, die Geschäftsbereichsleiterin des Sozialwerkes Behindertenhilfe, an: „Es macht mich stolz, dass Sie in diesen 20 Jahren Hervorragendes erreicht haben.“ Bei der Drobs handele es sich um ein niedrigschwelliges, ambulantes Angebot, das eine stetige professionelle Entwicklung erfahren habe.

Carolin Bandow betonte darüber hinaus, dass es beim Thema Sucht um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen gehe. Es betreffe alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten. Umso wichtiger sei die Prävention. Gleichzeitig würden die Fälle der Betroffenen immer komplexer. Deshalb lobte auch Carolin Bandow die Zusammenarbeit innerhalb des EHFA.

Dass eine gute Drogen- und Suchtberatung auch für Kommunen Bedeutung hat, führte Helga Meeßen-Hühne aus. Sie ist die Leiterin der „Landesstelle für Suchtfragen im Land Sachsen-Anhalt“. Letztlich fördere und sichere die Beratung auch das „Arbeitskräftepotenzial“. Die einzelnen Beratungsstellen seien Seismographen für Probleme. Sie stünden jederzeit zur Verfügung, würden Informationen vertraulich behandeln. Gleichzeitig seien sie unter anderem mit Gesundheitsamt, Jobcenter, Hausarzt oder Krankenkasse in Kontakt. Nicht zuletzt könnten die Teams weitere Ansprechpartner vermitteln.

Helga Meeßen-Hühne führte aus, dass Prävention mittlerweile eine andere Qualität habe. Es gehe nicht nur darum, den Konsum von Drogen zu verhindern. Wichtig sei vielmehr, die Ursachen zu erkunden, die Menschen anfällig für Süchte machen, und diesen entgegenzuwirken. Letzter Redner war Dr. Gallus Bischof. Er arbeitet an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uni Lübeck. In seinem Vortrag machte er unter anderem deutlich, welche Auswirkungen der Kontakt zu Suchtkranken auf Angehörige hat und wie diese damit umgehen.

Nach dem öffentlichen Teil gab es eine Führung durch die einzelnen Büros der Drobs. Dabei gaben die Mitarbeiterinnen einen Einblick in ihre Arbeit. Zugleich wurden zwei Ausstellungen eröffnet. Bei einer handelt es sich um ein Kunstprojekt der Pestalozzi-Schule zum Thema Sucht. Darüber hinaus wurde eine Karikaturen-Wanderausstellung der Fachstelle für Suchthilfe und Prävention der Diakonie Eschwege gezeigt. Der Titel lautete „Mit spitzer Feder gegen die Sucht“.