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Nach der Flut sind die Rohbauarbeiten fast abgeschlossen / Schelldorfer spenden 743 Euro Erste Gäste wollen Grünes Haus im Februar besuchen

Von Andrea Schröder 25.11.2013, 02:19

Im Grünen Haus in Kamern vergeht kein Tag, an dem nicht die Folgen der Hochwasserkatastrophe beseitigt werden. Handwerker haben jede Menge Arbeit. Stefanie Wischer freut sich zudem über viele freiwillige Helfer in ihrer Kinder- und Jugendbildungsstätte und über Spenden.

Kamern l Eine breite Fensterfront fällt jetzt am Saal der Umweltbildungsstätte für Kinder und Jugendliche sofort ins Auge. Vor dem Hochwasser stand dort noch ein Vorbau. Doch der hatte die Wassermassen nicht überstanden. Aufgrund seiner Bausubstanz musste er abgerissen werden, erklärt Stefanie Wischer ihren Besuchern. Die sind am Sonnabend aus Schelldorf bei Tangerhütte angereist. Sie wollen eine Spende übergeben. Doch zuvor lassen sie sich von der Diplombiologin zeigen, was die Flut angerichtet hat.

In neuer Filzwerkstatt wurde schon mit Kindern gearbeitet

Viel ist jetzt nicht mehr zu sehen, denn in den vergangenen fünf Monaten hat sich schon reichlich getan. Und doch lässt sich etwa an der Fassade außen noch erahnen, wie hoch das Wasser im Haus gestanden hat. Auch ein neuer Müllberg ist aufgeschichtet. Die Hoffnung, dass manche Möbel nach längerer Trocknungszeit doch noch brauchbar sind, hat sich nicht erfüllt. Betroffene Familien wie sie hatten Möbel zum Trocknen in Gemeinderäumen eingelagert, berichtet Stefanie Wischer.

Im Saal der Bildungsstätte ist alles hell und freundlich und wohlige Wärme empfängt die Gäste. Seit zwei Wochen funktioniert die Heizung wieder. Die Wände sind verputzt, die Fensterbretter neu. 85 Zentimeter stand das Wasser im gesamten Haus. Der Fußboden muss noch erneuert werden. Wischers haben sich für Gussasphalt entschieden, was vom Aussehen her Terrazzo gleicht. Der Boden ist strapazierfähig und vor allem wasserfest. Parkett, wie früher im Saal, hätte niemand mehr versichert. Auch das farbige Linoleum in den Schlafräumen wurde durch anderes Baumaterial ersetzt. Fliesen in Holzoptik geben den Räumen dennoch Gemütlichkeit.

Viel Arbeit gibt es noch in der Großküche, wo Kinder und Jugendliche bei Feriencamps oder Seminaren gemeinsam kochen konnten. Andy Wischer ist gerade dabei, die Höhe des Fußbodens auszumessen. Auch dort musste alles raus.

Sehr froh ist Stefanie Wischer, dass die Filz- und Bastelwerkstatt schon eingerichtet ist. Gemeinsam mit ihren und Nachbarkindern wurde der Raum bereits eingeweiht. Es entstanden Schlafhöhlen für Kuscheltiere. Ein bisschen Normalität zwischen all den Räum- und Bautätigkeiten. Eine Arbeitsgemeinschaft Künstlerisches Gestalten soll in der Werkstatt künftig kreativ tätig sein können. Das läuft dann ebenso wie die AG Junge Naturforscher über den Verein "neugierig e.V.". Eine echte kirgisische Jurte steht in der Werkstatt. Einerseits verdeutlicht sie Kindern, wozu Filz genutzt wird, andererseits lädt sie etwa zur Märchenstunde ein. Die Umweltwerkstatt mit Labor soll im nächsten Jahr wieder eingerichtet werden.

Wiedereröffnung mit Helfern, Spendern und Interessenten

Um alles wieder aufbauen zu können, haben Wischers nun einen Kredit aufgenommen, denn staatliche Hilfe ist bis auf die Ersthilfe noch nicht gekommen. So wie andere auch haben sie das Problem mit dem Warten auf die Genehmigung der EU. Spenden und Ersthilfe haben nicht gereicht, um alle Kosten zu bezahlen. "Die Handwerker wollen doch auch ihr Geld sehen", sagt Stefanie Wischer und erzählt zudem, wie froh sie ist, überhaupt für alle Gewerke jemanden zu finden.

Denn die Zeit drängt. Für Februar haben sich schon die ersten Seminargäste angesagt. Die offizielle Wiedereröffnung des Grünen Hauses für alle Helfer, Spender und Interessenten ist fürs letzte Aprilwochenende geplant. Den beiden Hochzeitspaaren, die nun 2014 ihre Feier nachholen wollen, will sie auch nicht noch einmal absagen müssen. Und dann sind da zum Beispiel die Feriencamps, auf die sich viele Kinder freuen. So wie Justin Guido Jahns aus Sandau. Der Neunjährige hilft auch gern im Grünen Haus mit, damit bald alles wieder schön ist. Ihm haben die Camps immer gut gefallen und er freut sich auf den Sommer 2014.

Die Gemeindemitglieder um Bürgermeister Volker Dabitz aus Schelldorf zeigten sich erfreut über den Mut zum Wiederaufbau. Sie überbrachten eine Sammlung von 743 Euro. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", berichtet der Bürgermeister, dass das Wasser bis zur Deichkante stand. Deshalb fiel recht schnell die Entscheidung, Flutopfern zu helfen und es wurde Geld gesammelt. Im Grünen Haus, wo Kinder viel Wissenswertes über Natur und Umwelt lernen können, sehen die Schelldorfer ihr Geld gut angelegt.

Stefanie Wischer ist dankbar, dass die Hilfe nicht abreißt. Denn das und manch andere Dinge lassen sie und ihren Mann Kraft und Mut schöpfen für all die Arbeit, die noch anliegt. Stefanie Wischer erzählt zum Beispiel von Leuten, die einen Platz im Grünen Haus für 2013 gebucht hatten und diesen trotzdem bezahlten, um den Verlust durch eine verpasste Saison für das Seminarhaus etwas zu mildern.