Kinder erleben dabei auf dem ehemaligen Domfriedhof die Verbindung von Natur,Heimatgeschichte Heimatverein Havelberg blickt in eine noch ältere Geschichte
Der Heimatverein Havelberg steht seit über 30 Jahren für die Verbundenheit mit der Stadt. Sein Jubiläum hat er mit einem Blick in eine noch viel ältere Geschichte gefeiert.

Havelberg - Der Heimatverein Havelberg hatte bereits am 10. Januar des vergangenen Jahres das 30. Jahr seines Bestehens erreicht. Wegen Corona war ein Treffen im größeren Rahmen nicht möglich und so wurde nun das Jubiläum „30 plus 1“ gewürdigt. Vereinsvorsitzender Frank Ermer freute sich am Sonnabend, dass der Einladung zur Besichtigung des ehemaligen Lokschuppens in der Havelberger Bahnhofstraße viele gefolgt waren.
Herzlich begrüßt wurden ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins. Lange Jahre hatte Thomas Krispin die Vereinsleitung inne, danach Hans-Jürgen Nisch. Bürgermeister Bernd Poloski zählte ebenfalls zu den Gästen. Er hat dieses Amt der Hansestadt Havelberg seit 1990 inne und tritt übermorgen seinen verdienten Ruhestand an. Zusammen mit den Stadträten war er immer erster Ansprechpartner, wenn sich der Heimatverein mit Ideen und Vorschlägen an die Stadt wandte.
Einst rollte dort die Schmalspurbahn
Das Gelände der früheren Schmalspurbahn mit dem markanten Wasserturm war ein mehr als passender Rahmen für den ersten Teil des Programms am Jubiläumsnachmittag. Seit 2011 engagieren sich der Havelberger Herbert Luksch und seine Familie um den Erhalt des alten Bahngeländes und den Wiederaufbau nach historischem Vorbild. Herbert Luksch gab einen Einblick, was alles mit privater Initiative und tatkräftiger Unterstützung von Havelberger Firmen geleistet wurde. Von der Geschichte des Turms bis hin zu heutigen Möglichkeiten, die alte Havelberger Eisenbahn-Zeit zu entdecken – es weckte bei vielen Gästen Erinnerungen an das eigene Erleben mit der Schmalspurbahn. Modellbauten der ehemaligen Anlage und vor allem die mittlerweile stattliche Sammlung alter Ansichten boten reichlich Gesprächsstoff. An einigen Bildern wurden gleich Namen notiert, welche Personen da abgebildet sind.
Die Gelegenheit, den wieder hergerichteten Wasserturm zu besteigen, ließ sich kaum jemand entgehen. Eckehard Glasow erinnert sich, dass die Bahn immer zuverlässig fuhr, ab 4 Uhr morgens rollten die ersten Züge via Nitzow bis Glöwen und umgekehrt. So manch alter Gegenstand aus Reichsbahnzeiten hat bei Herbert Luksch in den letzten Jahren ein neues Zuhause bekommen. Bilder, Lampen, Bekleidung, Schriftstücke, Technik, einfach alles, was diesen ganz besonderen Abschnitt der Havelberger Geschichte ausmacht, ist bei ihm willkommen. Besonders am Herzen liegt ihm, eine Abbildung vom alten Schwenkkran zur Kohlebestückung ausfindig zu machen, um die Modellnachbauten zu vervollständigen. Wer dazu beitragen kann, erreicht Herbert Luksch per Telefon unter 0162/9704894.
Der zweite Teil am Jubiläumsnachmittag fand als gemütliche Zusammenkunft in den Räumen des Wassersportvereins auf der Spülinsel statt. Über 30 Jahre, gefüllt mit Aktivitäten des Heimatvereins Havelberg, wurden hier noch einmal lebendig und es wurde in der Chronik „geblättert“. Unvergessen sind Herbert Stertz für die Schifffahrtsgeschichte oder Margarete Bartels für die Singegruppe.
Engagiert für Stadtgrün und plattdeutsche Sprache
Unter den Gästen waren viele Mitglieder, die sich in den Gruppen des Heimatvereins engagieren. Seit der Buga 2015 wird zum Beispiel der frühere Domfriedhof als kleine Parkanlage gepflegt. Baumpflanzungen tragen zum „Stadtgrün“ in Havelberg bei. „Platt“ als Sprache der hiesigen Region lebendig zu halten, ist ein Verdienst der Plattdeutschen Singegruppe. Der Stolz auf den Zusammenhalt und die gute Atmosphäre ist den Mitgliedern anzumerken.
Exkursionen und Ausflüge mit interessanten Zielen fanden vor der Corona-Zeit regelmäßig statt und wird es in Zukunft wieder geben. Die inhaltsreichen Vorträge zu Havelberger Themen lockten auch Besucher aus der Umgebung in die Hansestadt. Bemerkenswert waren und sind Spendensammlungen, um Zeitzeugen zu restaurieren oder Orte der Erinnerung zu schaffen.
Ein Projekt mit Kindern
Zu den Vorhaben des Vereins in diesem Jahr erläutert Frank Ermer, dass im Dombezirk Wegweiser aktualisiert und neugestaltet werden. Zusammen mit der Stadt und dem Bauhof wird die Aufstellung erfolgen. Das sehr interessante Projekt „Kunst im Gartensommer“ gemeinsam mit Havelberger Kindergärten wird fortgesetzt. Kinder erleben dabei auf dem ehemaligen Domfriedhof die Verbindung von Natur, Malen und Basteln. Allerdings werden daraus entstehende kleine Kunstwerke der Kinder nicht mehr wie bisher auf dem alten Domfriedhof dauerhaft zu sehen sein können. Die unverständliche Zerstörung der bisherigen Objekte hat dazu geführt, hier einen anderen Weg zu gehen. Sie werden in den Kindergärten ihren Platz finden. Dieses Vorhaben mit den Kindergärten zeigt, dass der Heimatverein auch eine Plattform für die Heimatverbundenheit der jüngeren Generationen bietet. Ideen für Zukünftiges sind willkommen.

