1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Mit dem Trabant auf Nitzows Straßen

Kultfahrzeug Mit dem Trabant auf Nitzows Straßen

Der Trabant aus DDR-Zeiten ist nur noch selten auf den Straßen anzutreffen. Enrico Gerstenkorn aus Nitzow fährt eine aufgemotzte Variante.

Von Dieter Haase 11.10.2017, 01:01

Nitzow l Der Trabant, gerne auch "der Volkswagen der DDR" genannt, ist zunehmend eine Seltenheit auf den Straßen Ostdeutschlands. Es gibt aber noch Menschen, die solch ein Kult-Fahrzeug besitzen, es lieben und pflegen. Er ist eine wahre Augenweide – der aufgemotzte Trabi von Enrico Gerstenkorn aus Nitzow. Derzeit ist der Trabant allerdings nur in der Garage beziehungsweise auf dem elterlichen Grundstück in Bad Wilsnack zu bewundern. „Ein bisschen was ist noch zu tun, bis ich mir wieder eine Straßenzulassung hole“, begründet der Trabi-Fan. Vor allem möchte er Steuern sparen, wie er sagt, weshalb das Auto einen neuen Katalysator erhalten soll.

Seine Liebe zu Autos habe er bereits im Kindesalter entdeckt. „Schon im Alter von zehn Jahren habe ich auf dem Grundstück der Familie mit dem Autofahren angefangen“, erzählt der heute 49-Jährige. „Und außerdem gerne am Fahrrad oder am Moped herumgeschraubt.“

Der Marke Trabant konnte Enrico Gerstenkorn schon immer eine ganze Menge abgewinnen. „Den ersten gebrauchten Trabi beschaffte ich mir im Alter von 19 Jahren für 4000 Ostmark und habe ihn dann komplett neu aufgebaut.“ Der nächste Trabi folgte im Februar 1989. 20.000 Mark blätterte er für das ein Jahr alte Fahrzeug hin. „Ich habe den noch bis 1991 gefahren und ihn dann wieder verkauft.“ Weil die Auswahl an tollen fahrbaren Untersätzen nach der Wende riesengroß war, fasste Enrico Gerstenkorn zu dem Zeitpunkt den Entschluss: „Nie wieder Trabi!“

Doch als ihm dann zehn, elf Jahre später auf Rügen ein aufgetunter Trabant mit Viertakt-Motor begegnete, „der nur so vor sich hinschnurrte“, erwachte sein Trabi-Herz nach langer Pause, in der es geschlummert hatte, wieder zum Leben. Und natürlich sah er sich umgehend nach einem Trabant um, der sich auch für einen solchen Umbau anbot. Es wurden gleich zwei Fahrzeuge. Das eine, für 301 Euro in Oranienburg ersteigert, benutzte er fast täglich für notwendige Wege und verkaufte es dann 2011 wieder. Das andere, das auch das heutige ist, machte er zu seinem „Liebling“. Unzählige Stunden, über insgesamt zehn Jahre verteilt, hat er da­ran herumgeschraubt, alte Teile ab- und neue angebaut. Außen wie innen. Unter anderem gehören ein Viertaktmotor, ein höhen- und härteverstellbares Fahrwerk, die Umrüstung auf VW-Elektrik und voll elektrische BMW-Sitze dazu.

Erstmals auf die Straße brachte Enrico Gerstenkorn das Schmuckstück nach dessen Umbau im September 2014, im Jahr darauf begab er sich damit dann zum Trabitreffen nach Anklam. „Auf der Autobahn blieben viele nachfolgende Autofahrer längere Zeit ganz dicht hinter mir, um dann ganz langsam, mit erhobenem Daumen zu mir schauend, an meinem Trabi vorbeizufahren. Diese Wertschätzung war schon ein schönes Gefühl und der Lohn für jahrelange, liebevolle Arbeit. Der Trabi ist und bleibt eben Kult“, sagt Enrico Gerstenkorn.

Gut 20.000 Euro habe er in den zehn Jahren in seinen jetzigen Trabant hineingesteckt, meint er nach einiger Überlegung. Und weitere Ausgaben werden noch folgen. „Mein Ziel ist es jedoch, die ausstehenden Arbeiten mit dem Kat bis zum Frühjahr des kommenden Jahres erledigt zu haben. Denn spätestens zum Beginn des Frühjahres im April möchte ich den Wagen dann wieder zulassen und mit ihm auf die Straße gehen.“

Nicht nur an seinem Traumauto ist er am Herumbauen. Sondern auch an einem neuen Eigenheim in Nitzow. „Weihnachten soll schon darin gefeiert werden.“