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Bundeswehr Wasserpest im Klietzer See ist weg – und Fahrrinne wieder frei

Ein großes modernes Mähboot zog vor kurzem auf dem Klietzer See langsam seine Kreise. Es befreite im Auftrag der Bundeswehr den überwiegenden Teil des Gewässers von der Wasserpest.

Von Ingo Freihorst 03.09.2023, 14:26
Eine Firma aus Norddeutschland befreite die Fahrrinne des Klietzer See vom Bewuchs, was ein modernes kombiniertes Mähboot erledigte. Das nasse Mähgut – was vor allem aus der Kanadischen Wasserpest bestand – wurde am Ufer zwischengelagert.
Eine Firma aus Norddeutschland befreite die Fahrrinne des Klietzer See vom Bewuchs, was ein modernes kombiniertes Mähboot erledigte. Das nasse Mähgut – was vor allem aus der Kanadischen Wasserpest bestand – wurde am Ufer zwischengelagert. Foto: Ingo Freihorst

Klietz - Alle Jahre wieder bietet sich auf dem Klietzer See das selbe Bild: Ein Mähboot zieht hier langsam seine Kreise, um die Fahrrinne vom Pflanzenbewuchs zu befreien. Denn die Bundeswehr bildet auf dem Gewässer ihre Bootsführer aus. Weil dieser aber im Sommer zunehmend verkrautet, können die modernen Motorboote auf diesem nicht fahren – ihr beiden Jet-Antriebe saugen mit dem Wasser auch die Pflanzen an und verstopfen dadurch.

Der Auftrag zur Mahd des Sees ging dieses Jahr an eine Firma aus Norddeutschland, welche hier auch schon vor zwei Jahren tätig gewesen war. Diesmal kam jedoch ein neues kombiniertes Mähsammelboot zum Einsatz: Es mäht und sammelt das Mähgut dann gleich ein. Über ein Förderband gelangt dieses dann an Land, wo es vorm Abtransport abtrocknen kann.

Drohne entdeckte beim Überflug 351 Objekte im See

„Der See wurde auf etwa zwei Drittel seiner Fläche von der Wasserpest befreit“, berichtete Presseoffizier Patrick Becker von der Klietzer Bundeswehr-Kommandantur. Probleme gab es manchmal mit der Windrichtung: Blies dieser von hinten, wurde das Kraut unter die Oberfläche gedrückt.

Gemäht wurden vor allem die Uferbereiche – darunter auch die Badestelle, welche als Wendestelle für die Boote dient – und die Fahrrinne. Areale mit der selten vorkommenden Krebsschere blieben bei der Mahd außen vor. Der südliche Bereich vom See wurde gar nicht gemäht.

Die Mahd ist bei der Wasserpest eigentlich kontraproduktiv: Etliche kleinere der abgemähten Pflanzenteile sinken zu Boden und bilden dort neue Pflanzen. Weshalb die Bundeswehr das Problem in Kürze radikal und im wahrsten Wortsinne an der Wurzel packen will: Ab 2025 soll das Gewässer entschlammt werden.

Dazu wurde der See bereits untersucht und durch Taucher von verklappter Munition befreit. Um diese aufzuspüren, wurden vor zwei Jahren mit einer Drohne 25,4 Hektar des etwa 38 Hektar großen Sees erkundet. Bei dieser Sondierung fanden sich 351 Objekte - davon 215 größere – an. Der Verdacht auf Kampfmittelbelastung hatte sich also bestätigt – und zwar für den gesamten See.

Panzergranate wurde vor Ort im See gesprengt

Insgesamt wurden von den Tauchern bislang 255 Objekte mit einem Gesamtgewicht von 944 Kilogramm im ufernahen Bereich geborgen. Darunter Munition bis zum Kaliber 13 Millimeter, Karabiner und leere Munitionskisten, Signalpatronen, Zünder, Spreng- und Panzergranaten bis Kaliber 8,8 Zentimeter, Werfergranaten sowie Panzerminen. Eine Panzergranate des Kalibers 8,8 Zentimeter musste durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst sogar vor Ort im See gesprengt werden. Diese lag auf dem Gewässergrund.

Ab Oktober soll der restliche See von Kampfmitteln und Schrott befreit werden, wurde auf einer Zusammenkunft im Jugendklub informiert. Die Entschlammung selbst ist ab Oktober 2025 geplant. Natürlich in enger Zusammenarbeit mit Kampfmittelräumern. Das Geld für diese Maßnahme ist vorhanden.

Sedimentproben ergaben eine Schlammstärke von bis zu knapp drei Metern. Um den Schlamm aus dem See zu entfernen, wird dieser abgesaugt, in Absetzbecken gepumpt und das Wasser über Drainagen wieder in den See zurückgeleitet.

Je nach Art der Auflagen vom Naturschutz könnte die Entschlammung bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen. Allein das würde knapp sechs Millionen Euro kosten – laut heutigem Stand. Geschätzt wird, dass bis zu 95000 Kubikmeter Schlamm abgesaugt, zwischengelagert und entsorgt werden müssen.