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Bürgerversammlung in Mellin brachte Unmut über geplante Verlagerung der Umleitung für den Lkw-Verkehr zu Tage "Und wenn wir Lagerfeuer auf den Straßen machen"

Von Walter Mogk 02.04.2012, 05:27

Dass die Bromer Umleitung für den Schwerlastverkehr zukünftig durch ihren Ort führen soll, damit wollen sich die Melliner nicht abfinden. Während einer Einwohnerversammlung am Freitag machten sie, aber auch Bürger aus dem ebenfalls betroffenen Nettgau ihrem Unmut Luft.

Mellin l "Zeitweise" war das Zauberwort, das am Freitagabend bei der Einwohnerversammlung in Mellin in aller Munde war. Denn von einer solchen befristeten Verlegung der geltenden Umleitungsstrecke für den Schwerlastverkehr, der Brome wegen des dortigen Nadelöhrs seit mehr als 20 Jahren umfahren muss, sprach der Klötzer CDU-Landtagsabgeordnete Uwe Harms. Diese wird notwendig, wenn demnächst der zweite Kreisel in Klötze gebaut wird. Dann sollen die Brummis über Nettgau und Mellin an Brome vorbeirollen, statt wie bisher durch die Purnitzstadt.

Doch was ist, wenn die Bauarbeiten beendet sind? "Schraubt dann jemand in Rohrberg die Umleitungsschilder wieder ab? Da glaube ich nicht dran, auch nicht, dass die Lkw-Fahrer dann freiwillig wieder über Klötze fahren", befürchtet der Nettgauer Hartmut Mennecke angesichts der zirka zehn Kilometer kürzeren Strecke. Eine zeitweilige Umleitung würde man noch schlucken, einen Dauerzustand jedoch nicht. "Das werden wir zu unterbinden wissen und wenn wir Lagerfeuer auf den Straßen machen", kündigte der Nettgauer an.

Auch für die Mellinerin Christel Kaufmann ist es nicht in Ordnung, dass der Schwerlastverkehr jetzt den Einwohnern von Nettgau und Mellin aufgebürdet werden soll, "nur weil die Klötzer die Nase voll haben". "So kann man mit uns nicht umgehen. Auch hier leben Bürger, die dann davon betroffen sind", meinte sie. Gefragt sei eine für alle Seiten tragbare Lösung, am besten aber eine möglichst schnelle Verwirklichung der lange diskutierten Bromer Ortsumgehung. "Denn das Problem liegt in Brome. Die kriegen das nicht auf die Reihe, gründen eine Bürgerinitiative nach der anderen und bekämpfen sich auch noch gegenseitig", erklärte Kaufmann.

Fest steht jedoch auch: Selbst wenn die Ortsumgehung irgendwann kommt, fließt der gesamte Schwerlastverkehr durch Mellin. Denn die derzeit vom zuständigen Landkreis Gifhorn favorisierte "enge Südtrasse", für die das Planfeststellungsverfahren läuft, führt noch auf niedersächsischem Gebiet wieder auf die Bundesstraße 248. Eine Umgehung auch für Mellin ist nicht in Sicht und wurde schon in den 90er Jahren verworfen, wie Frank Dietrich berichtete. "Und selbst wenn sie geplant werden würde, braucht man dafür Land. Und die Eigentümer werden das sicher nicht mit fliegenden Fahnen hergeben", vermutet der langjährige Melliner Bürgermeister. Für Mellins Interessenvertreter Wolfgang Burmeister ist klar: Es muss für die Umleitung eine Lösung gefunden werden, die nicht einseitig den Klötzern oder den Mellinern und Nettgauern die Lasten aufbürdet. "Es ist doch paradox, dass jetzt Lkw aus Salzwedel über Klötze und Zicherie fahren müssen und demnächst Lkw aus Gardelegen über Mellin und Nettgau", erklärte Burmeister. Doch wie ein solcher Kompromiss aussehen könnte, konnte auch der Landtagsabgeordnete Uwe Harms nicht sagen. "Auf jeden Fall geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine sachliche Abwägung", erklärte der Klötzer. Die Umleitung hätte schon vor 20 Jahren über Mellin und Nettgau führen können, doch damals hätten die Straßenverhältnisse dort dies nicht hergegeben. "Das ist jetzt anders", so Harms. Auch er gehe davon aus, dass die Umleitung nach dem Kreiselbau nicht wieder zurückverlegt wird. "Allerdings trifft die Entscheidung über die Strecke ohnehin der Fahrer und viele Lkw benutzen jetzt schon die kürzere Route", meinte der CDU-Politiker.

Für Harms ist nicht allein die Ortsumgehung Brome der Lösungsbaustein, sondern vor allem der Bau der A 39 von Wolfsburg nach Lüneburg und der Querspange B 190n. "Dort wird der Verkehr aus Richtung Süden dann hauptsächlich langfließen", ist sich der Klötzer sicher. Bis "die Bromer so weit sind", werde es wohl noch fünf Jahre dauern, der Autobahnbau brauche noch länger.

Doch so lange die Beeinträchtigungen durch den Schwerlastverkehr auf sich nehmen zu müssen, damit wollen sich die Melliner und Nettgauer nicht abfinden. Es sei jetzt schon schlimm, berichtete die Nettgauerin Helga Liebe. "Die Lkw fahren in Kolonnen und mit hoher Geschwindigkeit durch den Ort", erzählte sie. Zumindest eine Schikane, die das Tempo der Fahrzeuge am Ortseingang drosselt, müsse errichtet werden.

In Mellin macht besonders die enge Kurve an der Kirche Sorgen. "Wenn die Lkw mit 80 Sachen angebraust kommen und in der Kurve mit quietschenden Reifen abbremsen, steht man senkrecht im Bett", berichtete Hans-Werner Lemme, der genau an Stelle wohnt. Es sei ein Wunder, dass dort nicht schon schlimme Unfälle passiert sind, auch auf der langen Geraden in Richtung Brome. "Da wird am Berg volles Rohr überholt", so Lemme, der ebenfalls eine Schikane, Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt und eine Lösung für die Kurve forderte. "Sonst gibt es irgendwann eine Katastrophe".

Beetzendorfs Bürgermeister Heinrich Schmauch schlug Uwe Harms vor, sich nach Fertigstellung des Klötzer Kreises erneut zu treffen und dann darüber zu reden, wie der Verkehrsstrom wieder zurückgeleitet werden kann. Doch da will der CDU-Landtagsabgeordnete nicht mitspielen. "Wir werden diese Frage nicht entscheiden, deshalb sollten wir keine falschen Erwartungen wecken", erklärte er. Über die Umleitungsstrecke hätten die Verkehrsbehörden in Gifhorn das letzte Wort. Man könne lediglich dafür werben, dass die Ortsumgehung Brome schneller kommt, "aber nicht die Hacke rausholen und die Sache mit Gewalt lösen wollen". Dass der Widerstand vor Ort massiv sein könnte, deutete auch Heinrich Schmauch an. "Man hat in Estedt und Kakerbeck gesehen, wie schnell man eine Bundesstraße dicht machen kann. Auch wir können in Mellin Straßenfeste noch und noch machen, wenn es sein muss", betonte der Ortschef. Mehr zu der Diskussion und was der Bromer Bürgermeister dazu sagt, lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben.