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Abwasser Magdeburger Proben für Corona-Studie

Die Städtischen Werke Magdeburg nehmen an einem Forschungsprojekt teil. Abwasserproben aus Magdeburg werden auf Corona untersucht.

Von Ivar Lüthe 09.11.2020, 00:01

Magdeburg l Über ihre Abwassergesellschaft nehmen die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) als einer von etwa 100 Abwasserentsorgern in Deutschland an der Corona-Forschung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig teil. Ziel ist es, herauszufinden, ob das aktuelle Infektionsgeschehen anhand des Abwassers nachvollzogen werden kann und daraus in Zukunft abzuleiten ist, welche Maßnahmen zur Eindämmung zu treffen sind.

Bis Ende November 2020 werden täglich von Montag bis Donnerstag je zwei Proben aus dem Klärwerk Magdeburg/Gerwisch nach Leipzig gesendet, wo sie labortechnisch untersucht werden, so SWM-Sprecherin Anja Keßler-Wölfer auf Nachfrage. „Zum einen schicken wir eine 24-Stunden-Mischprobe des Abwasserzulaufs und eine Probe des Primärschlamms aus dem Klärwerk“, erklärt Dr. Christiane Rudolf, Laborchefin im Klärwerk Magdeburg/Gerwisch.

„Die ersten Ergebnisse haben wir bereits bekommen. Daran zeigt sich, dass in der Abwasserprobe kein sicherer Nachweis der Viren-RNA gelingt“, so Christiane Rudolf. Aber im Primärschlamm sei die SARS-CoV-2-RNA zu finden. Die RNA ist das Erbgut des Coronavirus, die Menge kann im Labor bestimmt werden. Vermutlich lagern sich die Virenbruchstücke an feste Bestandteile im Abwasser und deshalb gelingt der Nachweis der RNA im Primärschlamm. Da es sich um Virenbruchstücke handelt, bestehe keine Infektionsgefahr.

Für die kommenden Wochen erwartet die Laborleiterin aufgrund der aktuell hohen Infektionszahlen in der Landeshauptstadt einen Anstieg der Viren-RNA in den Proben, die in sogenannten Pharmaboxen bei zwei bis acht Grad Celsius gekühlt auf die Reise geschickt werden.

Dies wäre dann der Nachweis, dass das Infektionsgeschehen tatsächlich anhand der menschlichen Ausscheidungen abzulesen ist. „Und das in Echtzeit und unabhängig von Testverfahren“, so die Biochemikerin im Hinblick auf die Dunkelziffer von Erkrankten ohne Symptome, die eben nicht getestet werden und damit auch nicht in den Statistiken erfasst werden. Allerdings werde es wohl noch einige Zeit dauern, bis ein wirkliches Abwasserscreening möglich ist, da viele Einflussgrößen auf die Viruslast im Abwasser berücksichtigt werden müssten und zum Teil noch nicht bekannt seien.

Neben den Corona-Forschungen ist das Abwasser auch für andere Forschungsgebiete geeignet. So haben in der Vergangenheit auch Wissenschaftler aus Dresden unter anderem das Magdeburger Abwasser auf Drogenrückstände untersucht. „In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Projekte zu Spurenstoffen, Mikroplastik und multiresistenten Keimen im Abwasser“, erklärt Christiane Rudolf. „Unsere eigenen täglichen Untersuchungen dienen aber vor allem der Umwelt. So werden die Zu- und Abläufe zum und aus dem Klärwerk nach der Reinigung untersucht. Diese entsprechen den behördlichen Auflagen“, so die Laborleiterin.