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Ärger im Tierpark Trümper kontert Magdeburger Zoochef

Vor der entscheidenden Sondersitzung des Magdeburger Stadtrates über die Zukunft von Zoochef Kai Perret wird der Ton immer schärfer.

Von Rainer Schweingel 02.03.2020, 00:01

Magdeburg l Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hat sich aktiv in die Debatte um die Zukunft des derzeit beurlaubten Zoochefs Kai Perret eingeschaltet. Am Dienstag, 3. März 2020, steht im Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sondersitzung die fristlose Kündigung Perrets zur Entscheidung. Perrets Vertrag läuft regulär erst 2021 aus und müsste in diesem Jahr noch bestätigt werden.

Anlass der Sitzung sind Vorwürfe der Tierwohlgefährdung sowie mutmaßliche Vertragsabschlüsse zum Nachteil des Zoos. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob ein Anfangsverdacht vorliegt. Eine Entscheidung dort wird nicht vor Mitte März erwartet.

Als Reaktion auf die Aussagen von Perret im Volksstimme-Interview vom 29. Februar 2020 bezeichnete Trümper die Angaben des Zoochefs zu strittigen Punkten als „Unwahrheiten“. Perret hatte sich im Interview gegen Gerüchte verteidigt und davon gesprochen, er könne alle Vorhaltungen plausibel widerlegen.

Von der Volksstimme auf drei konkrete Vorwürfe angesprochen, hatte Perret gesagt, dass es sich bei dem Tausch zweier Gewehre aus dem Zoo mit seinem Privatbestand um eine wechselseitige Leihe gehandelt habe. Trümper widersprach dieser Aussage: „Ich habe Dokumente vorliegen, dass es sich jeweils um einen Besitzübergang gehandelt hat. Und eine Einbeziehung anderer Mitglieder der Zooleitung zu diesem Vorgang hat es auch nicht gegeben.“ Zudem seien solche Geschäfte verboten. Privatmann Perret und Zoochef Perret dürften miteinander keinerlei Geschäfte abschließen, so Trümper. Perret hatte im Volksstimme-Interview den Gewehrtausch eingeräumt, aber von einer protokollierten wechselseitigen Leihe zwischen ihm als Privatmann und ihm als Zoochef gesprochen.

Widerspruch erntet Perret auch für den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung für Zoomitarbeiter, in die Mitglieder von Perrets Familie mit einbezogen worden waren. Trümper: „Auch hier hat Herr Perret als Zoogeschäftsführer eigenmächtig den Vertrag abgeschlossen und sogar noch die Selbstbeteiligung gesenkt, was zu einer höheren Versicherungsprämie und damit einem Schaden für den Zoo führte.“

Auch bei der umstrittenen Kürzung der Hörner eines Spießbockes habe ein anderer Grund als angegeben vorgelegen. Sie seien ganz klar gekürzt worden, weil der Bock mit den Hörnern nicht in die Transportkiste nach Indonesien passte. Das habe Perret selber in Gesprächen mit dem Aufsichtsrat eingeräumt. Dafür gebe es auch Zeugen, so Trümper.

Perret hatte die etwa zehn Zentimeter lange Kürzung der Hörner damit begründet, dass dies bei längeren Transporten zum Selbstschutz der Tiere international so üblich sei.

Ebenfalls stimme die Aussage nicht, Perret hätte keine Chance gehabt, über Vorwürfe informiert zu werden und sich verteidigen zu können. „Herr Perret ist allein in diesem Jahr zweimal vom Aufsichtsrat dazu gehört worden. Da gab es von ihm andere Aussagen als die, die er in der Zeitung getätigt hat“, so Trümper.

Mit Spannung wird nun die außerordentliche Ratssitzung erwartet. Hier wird über die berufliche Zukunft Perrets entschieden. Ihm droht eine fristlose Kündigung. Perret ist seit 17 Jahren Zoochef in Magdeburg und hatte dessen intensive Weiterentwicklung maßgeblich vorangetrieben. Am 30. Januar 2020 war er wegen der Vorwürfe beurlaubt und mit Hausverbot belegt worden.