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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Aus der Politik erfolgreich in die Wirtschaft

Karl Gerhold war mal Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt. Längst ist er erfolgreicher Unternehmer und über die Landesgrenzen hinaus aktiv.

Von rs Aktualisiert: 20.07.2025, 13:56
Karl Gerhold, Unternehmer in Magdeburg.
Karl Gerhold, Unternehmer in Magdeburg. Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Karl Gerhold, Unternehmer.

Die DDR, sagt Dr. Karl Gerhold 35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung, sei ihm nie fremd gewesen. Der gebürtige Nordhesse Jahrgang 1950 hat im Zonenrandgebiet gelebt und ist schon als Schüler in Erfurt gewesen. „Mit geschmuggeltem Geld, um mir Bücher und eine Praktika-Kamera zu kaufen.“ Zudem wohnt ein Bruder seiner Frau damals in Leipzig.

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Aus diesen und anderen Gründen hat ihn der Mauerfall 1989 „sehr bewegt“. Als der studierte Volkswirt am 11. November 1989 zu einem Vortrag in den Norden Deutschlands aufbricht, brennt sich ein Bild fest. „Die A7 in Richtung Hamburg war voller Trabis. Das war sehr bewegend.“ Die Deutsche Einheit sei ein „großes Geschenk“, sagt der Vater dreier Töchter.

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Unternehmer Dr. Karl Gerhold, Unternehmer

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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„Der Eiserne Vorhang hat vieles zerschnitten und zerstört. Die DDR wäre implodiert. Ich habe schon zuvor mit meinen Studienkollegen darüber diskutiert, wann dieses Wirtschaftssystem zusammenbricht. Auf Dauer war das nicht tragfähig. Einige schätzten im Jahr 2000, andere 2020. 1990 hat keiner gesagt.“

Verbindungsbüro in Magdeburg eröffnet

Kurz nach dem 9. November 1989 wird seine Abteilung im Niedersächsischen Innenministerium in Hannover eine Art Kontaktstelle ins benachbarte Sachsen-Anhalt, das noch gar nicht existiert. „Im April 1990 haben wir unser Verbindungsbüro in der Magdeburger Hegelstraße eröffnet“, blickt der Ex-Politiker zurück.

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Einen Monat später wird Karl Gerhold offiziell Beauftragter des Landes Niedersachsen für Sachsen-Anhalt, um in der Causa „Regierungsbildung“ notwendige Verwaltungshilfe zu leisten. 1990 macht ihn der erste sachsen-anhaltische Ministerpräsident Gerd Gies zum Chef der Staatskanzlei in Magdeburg.

Fassungslos über die Auflösungsprozesse

Karl Gerhold erlebt die erste Zeit nach der Wende auf der politischen Bühne und spricht heute von einem „Fenster der Geschichte“. „Ich war teilweise fassungslos über diverse Auflösungsprozesse. Bei aller Euphorie war das auch alles nicht einfach. Für niemanden. Viele Menschen haben viel verloren.“

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Als die ersten Herausforderungen gemeistert und die grundlegenden Strukturen geschaffen sind, wechselt Karl Gerhold von der Politik in die freie Wirtschaft. 1993 gründet er die GETEC Gesellschaft für Energietechnik und –Management mbH, die 1996 zur GETEC AG umfirmiert wird. Die heute äußerst vielfältig aufgestellte GETEC GRUPPE mit einer ganzen Reihe von ortsansässigen Gesellschaften gestaltet Magdeburg entscheidend mit. Bis in die Gegenwart ist das so.

Magdeburg liegt mir sehr am Herzen

„Diese Stadt liegt mir sehr am Herzen“, sagt der engagierte Investor. Ein aktuelles Beispiel ist das Altstadtquartier, früher Altstädtisches Krankenhaus in Magdeburg, die die Firmengruppe der Getec Immobilien GmbH im Juni 2016 über eine Tochterfirma erwirbt.

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Das Ensemble mit seiner mehr als 200-jährigen Geschichte wird zu einem Musterbeispiel der Wiederbelebung eines historischen Standorts unter Berücksichtigung und Einbeziehung seiner Historie, vor allem mit Blick auf die Bausubstanz. Längst ist es eröffnet und in Betrieb.

Unterstützer für den SC Magdeburg

„Sein Unternehmertum führt ihn seit jeher auch in die Gefilde des Sports, allen voran in die des Handballs. Obwohl ich ja mehr der Fußballer bin.“, lächelt er. Getec ist der Hauptsponsor des national und international erfolgreichen Erstligisten SC Magdeburg, die Heimspielstätte trägt den Namen des Sponsors: Getec-Arena.

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„Sport ist ein ganz zentrales und immens wichtiges Thema in Magdeburg“, weiß Karl Gerhold. „Das strahlt ja auch aus. Und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet der Name auf den Trikots nicht nur Identifikation, sondern auch Motivation.“

Energie in die Gewerbegebiete

Wirtschaftlich biete die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts beste Bedingungen. „Intel wäre eine Challenge gewesen“, sagt Karl Gerhold. Nun wird der damit in Verbindung stehende High-Tech-Park vor den Toren Magdeburg dennoch entwickelt und das sei richtig und wichtig.

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„Es wird Bereitschaft von Unternehmen geben, sich hier anzusiedeln. Auch, weil die Politik hier noch was erreichen will. In anderen deutschen Großstädten steckt man schon lange nicht mehr so viel Energie in Gewerbegebiete. Um Magdeburg mache ich mir gar keine Sorgen.“