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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Der Waffelkönig von Magdeburg - Zwei Millionen süße Grüße in alle Welt

Ralf Stenger und sein Unternehmen produziert bei Magdeburg Waffeln. Kunden sitzen auch in den USA, Japan und Australien.

Von rs 03.07.2025, 19:00
Ralf Stenger, Unternehmer und Waffelproduzent.
Ralf Stenger, Unternehmer und Waffelproduzent. Foto: Pro M

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Ralf Stenger, Unternehmer und Waffelproduzent.

Noch zu DDR-Zeiten hat Ralf Stenger die ersten Berührungspunkte mit Magdeburg. Zwar sieht er die Stadt nur aus der Ferne, denn am Steuer eines Lkw fährt er seinerzeit regelmäßig Waffeln nach West-Berlin. „Ich habe oft am Rasthof Magdeburg an der Transitstrecke angehalten und Vanillemilch gekauft“, sagt der heutige Geschäftsführer der Stenger Waffeln GmbH in Gerwisch, das zur Wirtschaftsregion Magdeburg gehört. Dort hat das Familienunternehmen inzwischen seinen Hauptstandort samt Logistikzentrum.

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Ralf Stenger

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Stenger Waffeln gehen von Gerwisch aus an Kunden auf der ganzen Welt, etwa in die USA, nach Australien oder Japan. „Am Gymnasium hatten wir ‚DDR-Unterricht‘, der natürlich sehr polemisch war“, erinnert sich Ralf Stenger weiter. „Und während meines Grundwehrdienstes habe ich Erfahrungen mit dem ‚Feind Rot“ gesammelt.“ Als die Mauer 1989 fällt, hat der Unternehmer aus dem Westen Deutschlands „noch das alte System im Kopf“, wie er sagt. „Ich war deshalb überrascht, wie schnell das alles ging.“

Im Sauerland Fabrik gegründet

Ralf Stenger kommt in Lüdenscheid im Sauerland zur Welt, wo sich sein Großvater 1928 mit einer Waffelfabrik selbstständig macht und damit den Grundstein für das heutige Großunternehmen legt. „Der Mauerfall war insofern auch einschlägig, weil im November 1989 meine Tochter geboren ist“, erzählt Ralf Stenger. „Ich war beeindruckt, wie die Menschen rebelliert und ihre Freiheit durchgesetzt haben. Das System DDR konnte so nicht mehr weiter funktionieren. Das war der Moment, und Helmut Kohl hat ihn erkannt.“

Schnell an die Mauer nach Berlin

Noch zwischen Weihnachten und Neujahr 1989 reist Ralf Stenger nach Berlin, sieht die „Mauerpicker“ und knüpft erste geschäftliche Kontakte im Osten der Stadt. „Da waren die ersten Leute schon daran interessiert, Eiswaffeln zu kaufen.“ Die großen Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober 1990 verfolgt er mit Interesse und einem guten Gefühl, zeitgleich wird in Mayen in Rheinland-Pfalz ein Logistikzentrum mit integrierter Produktionsstätte als neue Zentrale von Stenger Waffeln eingeweiht.

Fan von FCM und SCM

Anfang der 1990-er Jahre gehen die ersten Waffeln an Kunden in Magdeburg. 1993 übernimmt Ralf Stenger nach dem Rückzug seines Vaters Peter die Geschäfte. „2009 fiel der Entschluss, in den Standort Gerwisch bei Magdeburg zu investieren. 2012 haben wir Eröffnung gefeiert“, berichtet der Unternehmenschef, der jetzt auch eine Wohnung in Magdeburg hat.

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„Aktuell überlegen wir, hier ein Haus zu bauen.“ „In Magdeburg habe ich inzwischen einen Freundeskreis, der mir sehr wichtig ist. Und ich bin hier sehr sportverbunden“, sagt der Fan des 1. FCM und SCM mit einem breiten Lächeln.

Zwei Millionen Waffeln jeden Tag

Die Wirtschaftsregion Magdeburg, zu der auch Gerwisch im Landkreis Jerichower Land gehört, punktet Stenger zufolge vor allem durch die Lage. „Das ist ein guter Standort, vor allem für die Logistik.“ In Gerwisch produziert Stenger Waffeln täglich etwa zwei Millionen Eis- und Süßwaffeln für den Endverbraucher. „Wir existieren in einer Nische in perfekter Lage.“ Geht es um Wirtschaftsfragen, sind die neuen Bundesländer nach der Erfahrung von Ralf Stenger „oftmals viel flexibler“ als die im Westen. „Sachsen-Anhalt ist da top. Die Wirtschaftsförderung des Landes funktioniert.“

Pluspunkte für Magdeburg

Auch 35 Jahre nach dem Mauerfall ist die Vereinigung von Ost und West ein „Zeitprozess“, sagt Ralf Stenger. „In vielen Bereichen ist das schon gelungen, in anderen nicht.“

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Die „neue Generation der Ostdeutschen“ nehme sich gar nicht mehr als Ostdeutsche wahr. „Die haben ihre Vergangenheit längst abgelegt.“ So wie die Stadt Magdeburg, die ihre Pluspunkte gekonnt ausspielt und für die, die da sind, viele Chancen bietet. „Und natürlich auch für die, die neu kommen. Seien es Menschen oder Unternehmen. Ich wünsche mir, dass diese Entwicklung so weitergeht.“