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Zoo Magdeburg Drei Anwohner gegen fünf Affen

Insgesamt drei Zoo-Anlieger wenden sich gegen die Wiederbelebung des alten Menschenaffenhauses. Sie befürchten Lärm.

Von Katja Tessnow 20.08.2015, 01:01

Magdeburg l Erst seit Ende der Vorwoche ist die Landesbehörde in Halle erneut mit dem im Jahr 2000 errichteten und seit 2014 zeitweise stillgelegten Affenhaus im Zoo befasst. „Uns liegen drei gleichgelagerte Widersprüche zur Affenhausgenehmigung der Landeshauptstadt Magdeburg vor und werden derzeit geprüft. Allerdings gingen diese erst am Freitag (14.8.) bei uns ein“, schreibt Behördensprecherin Denise Vopel auf Volksstimme-Nachfrage.

Das Landesverwaltungsamt muss sich mit dem Vorhaben der Wiedereröffnung des inzwischen umgebauten und zu einer Seite geöffneten Objektes nur deshalb befassen, weil Anwohner dagegen ankämpfen. Vopel: „Wir werden hier als die zuständige Widerspruchsbehörde aktiv.“

Zunächst war nur von einem bereits bekannten Dauerkläger die Rede, der seit der Jahrtausendwende mehrfach gegen den Zoo vor Gericht zog. Jetzt erweist sich, dass der geplagte Zoo-Anwohner zwei Gleichgesinnte zur Seite hat. „Es geht in allen drei Fällen unter anderem, aber nicht ausschließlich um eine erwartete Lärmbelästigung“, gibt die Behördensprecherin zu Protokoll. Welche Bedenken die Anlieger neben der Lärmproblematik vorbringen, will sie nicht öffentlich machen. „Dazu können wir uns nicht äußern.“ Auch die Stadtverwaltung als zuständige Genehmigungsbehörde will zur Sache aktuell keine Stellung beziehen. Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra verweist mit Blick auf das laufende Verfahren aufs Landesamt.

Fakt ist: Die Stadt hat die Pläne des Zoos zur Neubelegung des umgebauten Affenhauses durchgewunken. Einziehen soll hier nach Auskunft von Zoodirektor Kai Perret eine Mandrill-Gruppe (fünf ausgewachsene Tiere samt Nachwuchs), für die der Zoo Münster wegen zu beengter Platzverhältnisse dringend ein neues Zuhause sucht. Die am Zoo Magdeburg neu geschaffenen Haltungsbedingungen im für 400 000 Euro umgebauten und um ein Freigehege erweiterten Affenhaus erachtet Perret dagegen als exzellent. Er appelliert auch im Sinne des Tierschutzes an einen zügigen Entscheid im Sinne der Affen. Daneben graut dem Zoochef selbstredend vor einem teuer umgebauten, aber leerstehenden Gehege.

Das Landesverwaltungsamt muss nun die Wirksamkeit der drei Widersprüche klären und hat zwei Entscheidungsmöglichkeiten. „Wir können die Widersprüche annehmen. In diesem Fall würden wir das Verfahren zurück an die Landeshauptstadt übergeben, mit der Auflage um Prüfung bzw. Nachbearbeitung.“ Die Affen könnten also mindestens vorerst nicht einziehen. „Ein anderes Ergebnis der Prüfung könnte aber auch die Abweisung der Widersprüche sein. Dann bleibt den Widerspruchsführern nur noch der Klageweg.“ Eben den hat ein Zooanlieger, der auch jetzt zu den Widersachern des Affenumzugs gehört, schon mehrfach beschritten – einmal erfolgreich, einmal unterlegen. Zuletzt, im Fall seiner Klage auch gegen das neue, erst 2014 eröffnete Menschenaffenhaus, hatten Richter den Zoo gegen allzu lärmempfindliche Anlieger in Schutz genommen. Zootypisches Geräusch, wozu neben den Tierlauten auch das von großen und kleinen Besuchern zählt, sei von Anwohnern eines Zoos hinzunehmen.

Wie lange das Landesverwaltungsamt für das aktuelle Prüfverfahren brauchen werde, vermochte dessen Sprecherin gestern nicht zu sagen.

Viele Volksstimme-Leser haben ihr Urteil schon gefällt. Sie legen geräuschempfindlichen Zoonachbarn den Umzug nahe und fühlen sich vom dauernden Affentheater genervt.