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Eisdiele Zarek Magdeburgerin wagt den Neustart

Trotz aller Unsicherheit in Corona-Zeiten wagte Kathrin Borowsky in der ehemaligen Eisdiele Zarek in Magdeburg-Olvenstedt einen Neuanfang.

Von Christina Bendigs 22.10.2020, 01:01

Magdeburg l Eigentlich ist Kathrin Borowsky Bäckereifachverkäuferin. Doch seit 2016 verkauft sie anstelle von Backwaren Eis. Trotz Corona wagte sie einen Neuanfang: In der ehemaligen Eisdiele Zarek an der Birkenallee in Magdeburg-Olvenstedt hat sie im August 2020 das Eiscafé Janny’s eröffnet – und es nicht bereut. „Viele haben mich gefragt, warum ich gerade jetzt einen Neuanfang starte“, erzählt die 42-Jährige. Aber die Gelegenheit war eben günstig. Bereits 2016 wollte sie gern die ehemalige Eisdiele mieten, die vor acht Jahren geschlossen worden war. Doch damals hätten die Räume nicht zur Vermietung gestanden.

Eine Freundin sah im April dieses Jahres das Schild, dass die Räume nunmehr zur Verfügung stünden. „Keine halbe Stunde später stand ich im Laden und habe ihn mir angesehen“, erinnert sie sich. Schnell war klar, hier möchte Kathrin Borowsky ihr Eiscafé eröffnen. „Das war wie ein Lottogewinn“, sagt sie. Denn die Eisdiele im Kannenstieg sei zwar praktikabel gewesen, aber mit der Lage direkt an einem Parkplatz nicht gerade schön. Durch den Trassenbau der Magdeburger Verkehrsbetriebe durch die Johannes-R.-Becher-Straße wäre die Baustelle noch hinzugekommen. „Deshalb hatten wir seit Anfang des Jahres nach anderen Räumlichkeiten gesucht“, erinnert sie sich.

Gemeinsam mit ihrem Mann richtete sie die Räumlichkeiten her. „Ich habe den tollsten Mann der Welt. Er hat mich in allem unterstützt“, sagt sie. Und so konnte sie im August die Ladentür für die ersten Gäste öffnen. Das Geschäft sei trotz der Corona-Pandemie gut angelaufen, berichtet sie. Die Nähe zum Olvenstedter Krankenhaus mache sich coronabedingt noch nicht bemerkbar. Doch der eine oder andere Mitarbeiter nutze die Möglichkeit, sich in der Pause oder nach der Arbeit ein Eis auf die Hand zu holen.

Dass sich Kathrin Borowsky überhaupt dazu entschloss, sich mit einer Eisdiele selbstständig zu machen, war Zufall und ein längerer Prozess. Als sie als Bäckereifachverkäuferin nur noch 20 Stunden arbeitete, sei es der gebürtigen Magdeburgerin, die inzwischen in Ebendorf wohnt, zu langweilig geworden. Im Nebenjob arbeitete sie in einer Eisdiele in Barleben. Und dort reifte schließlich die Idee, selbst ein Eiscafé zu eröffnen. Schon damals ein mutiger Schritt.

Obwohl sie im Sommer vier Angestellte beschäftigte und auch über die Wintermonate drei Mitarbeiter behalten will, steht Kathrin Borowsky gern selbst hinter dem Tresen. „Das möchte ich auch nicht aufgeben. Der Verkauf, der Kontakt mit den Kunden, das Eingehen auf Kundenwünsche, das macht mir einfach viel zu viel Spaß. Ich liebe diesen Beruf“, schwärmt sie. Zwar sei neben den täglichen Öffnungszeiten von 12 bis 18 Uhr nun auch noch jede Menge Bürokram zu erledigen. Doch das stört die Mutter, deren Kind bereits erwachsen ist, nicht: „Ich weiß ja, wofür ich es mache. Für mich.“

Ihr Arbeitstag beginnt weit vor der Öffnungszeit. Dann fährt Kathrin Borowsky einkaufen, füllt alles auf, was noch fehlt, bereitet Tische und Stühle für die Gäste vor, richtet bei schönem Wetter die Terrassenplätze her und wartet dann auf die erste Kundschaft. Nach der Schließung wird noch aufgeräumt, und dann fährt sie nach Hause.

Einen Freizeitausgleich zum Beruf brauche sie nicht: „Mein Beruf ist mein Hobby“, sagt sie. Im Kannenstieg habe sie ihr Geschäft während der Wintermonate geschlossen. „Da habe ich dann viel handwerklich gearbeitet. Das macht mir schon sehr viel Spaß“, erzählt sie. Doch aktuell habe sie dafür keine Zeit mehr, „aber das ist nicht schlimm“.

Pläne, das Eiscafé im Kannenstieg nach der MVB-Bauphase wieder zu eröffnen, habe sie nicht.

Eis isst Kathrin Borowsky übrigens auch sehr gern. Als sie noch klein war, seien ihre Eltern auch oft im Eiscafé Zarek zu Gast gewesen. Heute lässt sie sich die kalte Köstlichkeit aber meistens nicht im Café schmecken: „Wenn, dann nehme ich mir etwas Eis mit nach Hause und genieße es dann gemütlich auf meiner Couch“, sagt sie schmunzelnd. Ihre Lieblingssorte wechselt, so wie sich auch das Angebot an unterschiedlichen Eissorten regelmäßig ändert. Derzeit mag sie besonders gern Nougat und Double-Trouble, eine Mischung aus Vanille- und Schokoeis mit Keks- und Kuchenstückchen. Da spiegelt sich die Vergangenheit im Bäckergewerbe dann eben doch wider.