Mobilfunk und mobiles Internet Funklöcher in Magdeburg: Müllautos sollen zu Netz-Fahndern werden
Mit Müllautos auf der Jagd nach Funklöchern! In Magdeburg sollen Abfallsammler technisch so ausgestattet werden, dass sie zeigen können: Hier ist der Handyempfang schlecht.

Magdeburg - Die CDU-Ratsfraktion möchte, dass die Stadtverwaltung sich auf die Suche nach Funklöchern im Stadtgebiet macht. Im Blick hat sie dabei ein Projekt, das zu Jahresbeginn im Kreis Coesfeld in Nordrhein-Westfalen für Aufsehen gesorgt hat und mittlerweile in mindestens sieben Kreisen oder kreisfreien Städten deutschlandweit Nachahmer gefunden hat. Und zwar wird mit Müllfahrzeugen „Jagd“ auf Funklöcher gemacht. Warum ausgerechnet mit Müllfahrzeugen?
Ganz einfach: Weil die Fahrzeuge sowieso in jede Ecke einer Stadt müssen. So liefern sie ganz automatisch von überall Messergebnisse. Dafür werden in den Fahrzeugen sogenannte „Echtnetz-Boxen“ eingebaut. Mit ihnen lassen sich Daten zum Mobilfunkempfang und mobilem Internet aufzeichnen und so auch mögliche Funklöcher finden. Die Boxen sind so ausgestattet, dass sie sich in Netze mehrerer Anbieter einwählen können.
Mobilfunk in Magdeburg: Mobiles Surfen deutlich eingeschränkt
„Laut mehreren Netzbetreibern gibt es in der Landeshauptstadt eine hinreichende Mobilfunkversorgung und Versorgung mit mobilem Internet. Dennoch machen einige Bürger außerhalb des Stadtzentrums andere Erfahrungen. Noch immer gibt es Bereiche, wo telefonieren und mobiles surfen kaum beziehungsweise deutlich eingeschränkt und in Teilen nicht möglich ist“, begründet die CDU-Ratsfraktion ihren Vorstoß. Um den Netzbetreibern zu zeigen, wo noch Bedarf besteht, sollen laut Antrag mindestens zwei Müllfahrzeuge mit einer solchen Echtnetz-Box ausgestattet werden und ein Jahr im Einsatz sein.
Funkloch-Suche in Magdeburg: Messungen sollen ein Jahr lang laufen
Die Stadtverwaltung steht dem Vorstoß aufgeschlossen gegenüber, wie Beigeordneter Holger Platz in seiner Stellungnahme zu dem Antrag schreibt. Die Mobilfunkversorgung in Magdeburg sei gut. Das zeige auch der Breitbandatlas der Bundesregierung. Dennoch seien in kleinen, lokalen Bereichen Funklöcher möglich. Aufgrund der Größe und Siedlungsdichte des Stadtgebietes wären aus Sicht der Verwaltung vier solcher Boxen nötig, um ein vollständiges Bild von der Mobilfunkversorgung zu erhalten, so Platz. Rund 17.000 Euro würde das Projekt kosten. Auch die Verwaltung schlägt einen Messbetrieb von einem Jahr vor, damit natürliche Umwelteinflüsse wie Blattwerk an Bäumen, Schnee oder anderes die Ergebnisse nicht beeinflussen.
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„Das Wirtschaftsdezernat steht im stetigen Kontakt zu den Mobilfunkbetreibern. Sofern unterversorgte Bereiche sich bestätigen, wird mit den Mobilfunkbetreibern nach Lösungen zur Abhilfe gesucht“, so der Beigeordnete. Die CDU möchte umgehend mit dem Projekt starten. Hier gibt Holger Platz allerdings zu bedenken, dass in Magdeburg derzeit der 5G-Ausbau läuft, diverse Standorte neu errichtet oder erweitert werden.
Das werde voraussichtlich noch zwei Jahre in Anspruch nehmen. Und: Die Boxen messen derzeit nur 2G und 4G. Das hieße, der aktuelle 5G-Ausbau würde nicht in die Messungen einfließen. Daher rät die Verwaltung dazu, den Einsatz der Boxen in den Müllfahrzeugen des Abfallwirtschaftsbetriebes erst in zwei Jahren durchzuführen. Im März 2023 soll der Stadtrat entscheiden.