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Freizeittipp Geschichte und Geschichten in der Magdeburger Lichterwelt: Was funkelt wofür?

Die Magdeburger Lichterwelt ist eine saisonale Attraktion in der Landeshauptstadt. Eine Reihe der Großskulpturen erinnert an Kultur und Geschichte Magdeburgs.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 27.12.2023, 03:56
Der Halbkugelversuch erinnert an die Wissenschaftsgeschichte Magdeburgs.
Der Halbkugelversuch erinnert an die Wissenschaftsgeschichte Magdeburgs. Fotos (6): Martin Rieß

Magdeburg - Magdeburg präsentiert in diesem Winter wieder die umfangreichste Weihnachts- und Winterbeleuchtung in Mitteldeutschland. Etwa 1,2 Millionen LED-Lichter verwandeln die Stadt erneut in ein faszinierendes Lichtermeer.

Auf dem Willy-Brandt-Platz gibt es einen Hauch von Hollywood mit dem beeindruckenden Magdeburg-Schriftzug. Die „Generation Selfie“ findet hier zahlreiche beleuchtete Fotorahmen. An mehreren Stellen der Stadt gibt es imposante Großelemente, die perfekte Fotomotive für die sozialen Netzwerke bieten. Der gesamte Domplatz wird in die weihnachtliche Dekoration einbezogen. Eine festliche Weihnachtskrippe vor dem Westportal des Magdeburger Doms oder die Heiligen Drei Könige vor der katholischen Kathedrale Sankt Sebastian, ein in Szene gesetzter Faunenbrunnen in der Leiterstraße, ein von zwei Bären gezogener Schlitten in der Bärstraße, das Magdeburger Stadtwappen am Eingang zum Weihnachtsmarkt, Projektionen von Schneekristallen auf die Fassaden des Rathauses und der Johanniskirche oder illuminierte Großfiguren und winterliche Lichtspiele beleben die Stadt.

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An vielen Stellen können die Besucher dabei Motive entdecken, die an die Magdeburger Stadtgeschichte erinnern.

Der Große Magdeburger Halbkugelversuch auf dem Domplatz (großes Foto) gehört so zu den beliebtesten Großskulpturen in der Lichterwelt. Otto von Guericke führte mehrfach eindrucksvolle Demonstrationen der Luftdruckwirkung in der Öffentlichkeit durch, insbesondere mit seinen berühmten Magdeburger Halbkugeln. Im Jahr 1654 präsentierte Guericke verschiedene Vakuum-Experimente auf dem Reichstag in Regensburg. Ab 1656 initiierte er in Magdeburg die ersten Versuche mit den Halbkugeln. Anschließend tourte er mit seinen populärwissenschaftlich inszenierten Experimenten durch verschiedene Orte.

Im Kern geht es bei dem Versuch darum, dass auch 16 Pferde es nicht schaffen, zwei Halbkugeln zu trennen, die zusammengefügt und leergepumpt wurden und allein durch den Luftdruck zusammengehalten werden.

Bögen auf dem Domplatz.
Bögen auf dem Domplatz.
Foto: Martin Rieß

Lichtbögen: Ebenfalls auf dem Domplatz eine Erinnerung an die viel ältere Geschichte Magdeburgs: Die Lichtbögen empfinden hier die Wasserspiele nach, die hier von Frühjahr bis Herbst sprudeln. Und diese wiederum sind ein Hinweis auf Gräben, die hier in der Zeit der Karolinger angelegt wurden.

Diese regierten die Region vom 8. bis ins 10. Jahrhundert – und schon damals war Magdeburg ein Ort, den es zu schützen lohnte.

Portal der Ulrichskirche.
Portal der Ulrichskirche.
Foto: Martin Rieß

Ulrichskirche: Am Rande des Ulrichplatzes befindet sich ein leuchtendes Tor, das an die Ulrichskirche erinnert. Die St.-Ulrich-und-Levin-Kirche, kurz Ulrichskirche genannt, war nach St. Johannis die zweitälteste Pfarrkirche und ein Wahrzeichen Magdeburgs. Nach erlittenen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine trotz Wiederaufbaufähigkeit 1956 gesprengt.

Nach der Wende gründete sich eine Initiative, die den Wiederaufbau auf den Weg bringen wollte. Jedoch gab es dafür bei einem Bürgerentscheid keine Mehrheit in Magdeburg. Zuletzt hatte der Stadtrat abgelehnt, die Reste der Unterkirche mit einer archäologischen Grabung wieder sichtbar zu machen.

Georg Philipp Telemann.
Georg Philipp Telemann.
Foto: Martin Rieß

Georg Philipp Telemann: Ebenfalls auf dem Ulrichsplatz wurde der Brunnen in einen Musikbrunnen verwandelt. Er erinnert an den in Magdeburg geborenen und aufgewachsenen Komponisten Georg Philipp Telemann. Er war in der Barockzeit im Musikgeschäft ein ganz Großer: Seine Werke waren für viele Komponisten vorbildgebend, und mit vielen Größen seiner Zeit pflegte er einen intensiven Austausch. In folgenden Jahrhunderten war Telemann ein wenig in Vergessenheit geraten, bis seine Bedeutung im vergangenen Jahrhundert wiederentdeckt wurde.

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In Magdeburg erinnern heute das Telemannkonservatorium, aber auch ein nach ihm benanntes Forschungszentrum, ein Fest und ein Wettbewerb, ein Denkmal und eine Straße an ihn.

Die Strahlebahn.
Die Strahlebahn.
Foto: Martin Rieß

Straßenbahn: An die Geschichte der Magdeburger Straßenbahn erinnert die „Strahlebahn“ an der Kreuzung Otto-von-Guericke-Straße/Ernst-Reuter-Allee. Sie ist wie eine Reihe anderer Großskulpturen begehbar und ist dem legendären Großen Hechtwagen der 1920er Jahre nachempfunden. Ein betriebsfähiges Exemplar wird von der IG Nah in Magdeburg unterhalten. Während die ersten Straßenbahnen in Magdeburg in den 1870er Jahren fuhren, naht für die elektrische Straßenbahn ein Jubiläum: 1899 fuhren die ersten Bahnen mit der heute üblichen Energiezufuhr – im kommenden Jahr ist das also 125 Jahre her.

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Intel: Mit dem Mistelkranz von Intel gibt es indes auch einen Blick auf die jüngste Geschichte: Der US-amerikanische Chipproduzent bereitet eine Großinvestition in mehrere Fabriken im Süden Magdeburgs vor. Investiert werden sollen insgesamt 30 Milliarden Euro. Ein Kuss unterm Mistelzweig jedenfalls verheißt Glück und ewige Liebe. Ob dieser Brauch auf die Antike zurückgeht oder aus Skandinavien stammt, ist umstritten. Ebenso ist umstritten, wie viele Küsse unter dem Magdeburger Mistelzweig bereits ausgetauscht wurden.

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Der Hans-Grade-Eindecker.
Der Hans-Grade-Eindecker.
Foto: Martin Rieß

Hans Grade: Hans Grade war ein Pionier der Luftfahrt: Sein Eindecker aus dem Jahr 1910 ist neben dem Allee-Center nachgebildet. Fünf Jahre, nachdem die ersten Motorflüge in den USA und in Frankreich stattgefunden hatten, gelang ihm als ersten Deutschen der motorisierte Flug. Am 28. Oktober 1908 hob er mit einem Dreidecker vom Cracauer Anger bei Magdeburg zu seinem bahnbrechenden Flug ab. Der hatte zwar mit einer Bruchlandung geendet – doch ein weiterer Schritt in Richtung der modernen Luftfahrt war getan.

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Daneben tauchen Otto von Guericke, Kaiser Otto und Georg Philipp Telemann auch als Wandbilder auf dem Markt auf, Guericke ein weiteres Mal auf dem Breiten Weg. Auch das Stadtwappen und der Magdeburger Reiter sind Thema.

Die Lichterwelt Magdeburg ist bis zum 2. Februar 2024 zu bewundern, und der Eintritt ist frei.