Schulplanung Großes Stühlerücken in Magdeburger Schulen
Neue Schulen und die Wiederbelebung alter Standorte gehören zum Plan in Magdeburg. Grund sind steigende Schülerzahlen.
Magdeburg l Im großen Stil werden in Magdeburg neue Kindertagesstätten gebaut. Es ist vorhersehbar, dass auch bald die Schulen nicht mehr ausreichen werden. Einige Projekte sind bereits angeschoben. Mit der vorgezogenen Schulentwicklungsplanung für die Schuljahre 2019/20 bis 2023/24 soll noch mehr Platz an Schulen geschaffen werden. Das bedeutet auch hohe Investitionen, die die Stadt schultern muss. Hier ein Überblick über die einschneidendsten Veränderungen.
Zum einen geht es darum, alte Gebäude wiederzubeleben. Neben dem Gebäude an der Pablo-Neruda-Straße, wo die Leibniz-Gemeinschaftsschule einziehen soll, um Platz für drei und später fünf Parallelklassen in der Grundschule im bislang gemeinsamen Schulkomplex zu schaffen, geht es um drei weitere Standorte: Zum Ersten möchte die Stadt das Schulhaus in der Bertolt-Brecht-Straße wiederbeleben. Hier ist für 2019 die erste Stunde für eine Grundschule mit vier Klassen pro Jahrgang geplant.
Zum Zweiten soll in der Moldenstraße im ehemaligen Gebäude der Sprachförderschule 2020 eine ebenfalls vierzügige Grundschule eröffnet werden. Zum Dritten soll die Grundschule Diesdorf ab 2019 ebenfalls vierzügig werden – und unter Umständen den derzeit nicht genutzten Schulstandort Gneisenauring als Ausweichstandort nutzen.
In anderen Grundschulen muss enger zusammengerückt werden. Die Grundschule Im Nordpark soll 2019 sechs Eingangsklassen aufnehmen und im Jahr danach vierzügig werden. Falls nötig, gibt es in der Grundschule Kritzmannstraße 2021 fünf erste Klassen. Und die Grundschule Sudenburg soll ab nächstem Schuljahr fünfzügig laufen. Dabei sollen auch die Horträume im Schulgebäude für den Unterricht genutzt werden. Eine solche Handhabung hatte in der Vergangenheit in der Grundschule Am Westring für schlechte Stimmung gesorgt. In Sudenburg könnte aber das frühere Hausmeistergebäude als Hort genutzt werden. Gleiches gilt für die dann zweizügige Grundschule in Rothensee.
Zweizügig soll die Grundschule Westerhüsen betrieben werden. In den vergangenen Jahren war offen, ob diese Schule angesichts zwischenzeitlich sinkender Schülerzahlen überhaupt Bestand haben würde. Und Elternvertreter und Schulleiter hatten im vergangenen Jahr auf dringend notwendige Sanierungsarbeiten in dem ältesten bis heute betriebenen Schulgebäude der Stadt hingewiesen.
Für weitere Stellen in Magdeburg möchte die Stadt sich auf die Suche nach möglichen Standorten für völlig neue Schulen begeben. Zum einen soll in Buckau nach einem Platz für den Bau einer zwei- bis dreizügigen weiteren Grundschule gesucht werden.
Für Ostelbien ist im Gespräch, einen Standort für eine dreizügige Schule zu suchen, um den Doppelstandort an der Cracauer Straße zu entlasten. In den Neubau würde dann also die Thomas-Mann-Gemeinschaftsschule oder die Grundschule Am Elbdamm einziehen. Denkbar wäre laut Stadtverwaltung aber auch, auf die beschlossene Erweiterung der Grundschule Brückfeld zu verzichten und statt dessen einen neuen Platz für eine vierzügige Schule zu suchen.
Wegen des Platzbedarfs in Sudenburg würde auch die Schule des zweiten Bildungswegs in der Brandenburger Straße 8 an ihrem angestammten Platz bleiben und nicht in die Helmstedter Straße zur Goethe-Gemeinschaftsschule ziehen. In der Vergangenheit hatten sich Vertreter dieser Schule ohnehin dafür ausgesprochen. Für eine Sanierung dieses Standorts muss aber erst noch ein Konzept erarbeitet werden.
Bei den Gemeinschaftsschulen steht neben dem Umzug der Leibnizschule im Plan, dass die Goethe-Gemeinschaftsschule in Sudenburg ausschließlich dreizügig betrieben werden soll. Und für die Müntzer-Gemeinschaftsschule in der Neuen Neustadt solle geprüft werden, wie die Kapazität erweitert werden könne: Auch hier ist ein dreizügiger Betrieb geplant. Die Rede ist von Modulen oder einer Nutzung von Räumen im Dachgeschoss.
Bereits bei einem Besuch im Edithagymnasium in Nordwest hatte Oberbürgermeister Lutz Trümper angekündigt, dass alle drei Gebäude des Schulkomplexes erhalten werden sollen und damit das bislang genutzte Haus C ebenfalls weiter genutzt wird. Dies ist jetzt auch im Schulentwicklungsplan nachzulesen.
Wenig Konkretes hat der Plan für die beiden Integrierten Gesamtschulen „Willy Brandt“ und „Regine Hildebrandt“ zu bieten: „Es werden Lösungsmöglichkeiten geprüft die sich ab Schuljahr 2019/20 abzeichnenden Engpässe an den beiden Gesamtschulen zu beseitigen.“ Mittelfristig wird diskutiert, ob die Bildung einer dritten IGS erforderlich ist oder ob dies den Gemeinschaftsschulen schaden würde.
Der Schulstandort am Fermersleber Weg soll Förderschule bleiben: Nach dem Auszug der Schule für Kinder mit körperlicher Behinderung soll hier eine vierte Magdeburger Förderschule für Menschen mit geistiger Behinderung eingerichtet werden.
Wer früher sitzengeblieben ist, ist heute ein „Verweiler“. Die Stadt hat festgestellt, dass die Quote der Verweiler insbesondere an Schulen mit vielen Kindern aus Zuwandererfamilien, die oft erst noch Sprachkenntnisse erwerben müssen, besonders hoch ist. Damit die ersten Klassen an den Schulen mit einem Migrantenanteil von mehr als 25 Prozent wegen Sitzenbleibern nicht überfüllt werden, soll dort die Klassengröße von vornherein auf 17 Schüler begrenzt werden.
Unabhängig von den neuesten Ideen laufen die bereits angeschobenen Vorhaben: Unter anderem geht es dabei um die Herrichtung von Gebäuden in der Bodestraße für die Berufsbildende Schule „Hermann Beims“, um den Bau einer neuen Grundschule an der Hermann-Gieseler-Halle, um Platzsuche in Ottersleben und um die Sanierung zweier Gebäude fürs Edithagymnasium. Und auch Aktivitäten freier Träger wie die laufende Herrichtung eines Gebäudes an der Agnetenstraße spielen keine Rolle für die Planungen.
Und ebenfalls keine Rolle spielt die personelle Ausstattung der neuen Schulen mit Lehrern: Das ist nämlich Aufgabe des Landes.