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Krise In Magdeburg und Umgebung herrscht miese Stimmung im Handwerk

Die Stimmung im Handwerk in Magdeburg und benachbarten Landkreisen ist angespannt. Dabei fällt die Einschätzung in den Gebieten durchaus unterschiedlich aus.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 29.11.2022, 06:07
Ein Heizungstechniker bei der Wartung einer Gastherme. Ohne Handwerker wird die Energiewende nicht vorankommen.
Ein Heizungstechniker bei der Wartung einer Gastherme. Ohne Handwerker wird die Energiewende nicht vorankommen. Foto: imago/Bernd Friedel

Magdeburg - Das Handwerk mag goldenen Boden haben – zurzeit hat es aber auch miese Stimmung. Das ist aus den von der Handwerkskammer Magdeburg im Rahmen der Herbstumfrage veröffentlichten Zahlen zu entnehmen. Dabei fällt die Stimmung je nach Landkreis im Kammerbezirk, zu dem neben der Landeshauptstadt die Landkreise Börde, Jerichower Land, Harz, Stendal, der Altmarkkreis Salzwedel sowie Teile des Salzlandkreises gehören, durchaus unterschiedlich aus.

Knapp die Hälfte der Betriebe mit Lage zufrieden

Insgesamt gibt so knapp die Hälfte der Handwerksunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, an, dass die Geschäftslage gut war. Aber die Spanne der Gut-Bewertungen ist recht weit und reicht von 32 Prozent im Jerichower Land bis zu 54 Prozent im Altmarkkreis Salzwedel. Magdeburg liegt mit 49 Prozent hier im Mittelfeld.

Auffällig ist, dass die Zahl derer, die die Situation ausdrücklich als schlecht bezeichnen, dabei noch nicht besonders in die Höhe geschnellt ist. In Magdeburg liegt sie beispielsweise ein Prozentpunkt über dem Wert der Konjunkturumfrage im Jahr zuvor, dafür aber zehn Prozentpunkte unter dem Wert der jüngsten Frühjahrsumfrage.

Ganz anders sieht es im Jerichower Land aus

In anderen Gebieten wie beispielsweise dem Jerichower Land ist ein kontinuierlicher Anstieg des Anteils derer zu verzeichnen, die die Situation unumwunden als schlecht bezeichnen. Eine Verbesserung der Lage im nächsten Quartal erwarten laut der Handwerkskammer Magdeburg nur fünf Prozent und damit jeder zwanzigste Betrieb.

Die Handwerker im Landkreis Börde sind dabei noch am optimistischsten – bei ihnen gehen acht Prozent von einer besseren Lage aus, hieß es in einer Auswertung der Magdeburger Handwerkskammer zur jüngsten Konjunkturumfrage. Sehr düster sind hingegen die Prognosen der Umfrageteilnehmer aus dem Landkreis Stendal – hier ist es gerade einmal ein Prozent der Betriebe, die von einer Verbesserung ihrer Situation ausgehen.

Die durchschnittliche Auslastung liegt in allen Landkreisen über 71 Prozent – am höchsten lag diese mit 82 Prozent im Altmarkkreis Salzwedel - im Jerichower Land liegt die durchschnittliche Auslastung bei 72 Prozent – hier gibt aber jeder vierte der Umfrageteilnehmer an, nur zu 50 Prozent ausgelastet zu sein.

Politik und Verwaltung sind jetzt gefordert

Die Zahlen zeichnen zunächst ein düsteres Bild von der Zukunft. Denn aktuell laufen die Geschäfte in weiten Teilen des Handwerks noch gut, so Kammerpräsident Hagen Mauer bei der Präsentation der Umfrageergebnisse.

Die Erwartungen im Hinblick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung haben sich nun also dramatisch eingetrübt. Die Entlastungspakete werden nach seiner Einschätzung das Allerschlimmste verhindern. „Strompreisbremse und Härtefallregelungen müssen jetzt schnellstmöglich ausgestaltet und konkretisiert werden, damit besonders die energieintensiven Betriebe diese schwere Zeit überleben“, sagte Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer.

Die Zahlen

Im Kammerbezirk Magdeburg gibt es rund 11.700 Handwerksunternehmen. 717 haben sich an der diesjährigen Herbstumfrage beteiligt. Hier die aktuellen Anteile in Prozent. In Klammern dahinter werden in der folgenden Tabelle die Umfrageergebnisse aus dem Frühjahr 2022 und dem Herbst 2021 aufgelistet.

Magdeburg: gut 49 (45 ; 60) - befriedigend  40 (33; 30) - schlecht 11 (21; 10) Altmarkkreis Salzwedel: gut 54 (43; 44) - befriedigend 29(30; 40) - schlecht 17 (28; 16)Landkreis Börde: gut 48 (47; 63) - befriedigend 36 (38; 30) - schlecht 16 (15; 7)Landkreis Harz: gut  43 (53; 47)befriedigendd43 (32; 44) - schlecht 14 (15; 9)Jerichower Land: gut 32 (37; 54) - befriedigend 48 (48; 35) - schlecht 20 (15; 11)Salzlandkreis: gut 35 (38; 63) - befriedigend 52 (38; 33) - schlecht 13 (15; 4)Landkreis Stendal: gut 46 (44; 58) - befriedigend 39 (38; 26) - schlecht 15 (19; 16)

Nach der Corona-Krise hatte es zunächst eine Erholung der Stimmung im Handwerk des nördlichen Sachsen-Anhalts gegeben, Von dieser ist nun aber nicht mehr viel zu spüren, lassen die in diesem Monat veröffentlichten Umfrageergebnisse der Handwerkskammer unter ihren Mitgliedsbetrieben vermuten.

Auch vor im Herbst 2021 hatte die Volksstimme über die Konjunktur im Handwerk berichtet. Damals war Corona ein wichtiges Thema. Ein halbes Jahr eher, zur Frühjahrsumfrage, war Corona auch schon Thema fürs Handwerk im nördlichen Sachse-Anhalt. Im Frühjahr 2022 hatten dann schon andere Themen an Bedeutung gewonnen: Es ging um Materialengpässe und um Fachkräftemangel.