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Kindergarten  Mit Video: Hundeführerschein für Magdeburger Kita-Kinder der Kluswegzwerge

Pudel-Hündin Minna begleitet die Kinder der Kita Kluswegzwerge in Magdeburg. Einblicke in das Kita-Leben mit Hund und Tipps für den Umgang mit ängstlichen Kindern.

Von Nadia Aronov Aktualisiert: 22.07.2023, 12:27
Kita-Hündin Minna begleitet  die Kinder in der Kita Kluswegzwerge in Magdeburg schon seit sie ein Welpe war. Zusammen kuscheln und spielen sie. Aber die älteren Kinder dürfen auch ihren Hundeführerschein machen.
Kita-Hündin Minna begleitet die Kinder in der Kita Kluswegzwerge in Magdeburg schon seit sie ein Welpe war. Zusammen kuscheln und spielen sie. Aber die älteren Kinder dürfen auch ihren Hundeführerschein machen. Foto: Nadia Aronov

Magdeburg - Schon im Krippenalter lernen die Kluswegzwerge den Umgang mit der Hündin. Linda Baatge brachte den Pudel vor anderthalb Jahren in die Kita, als Minna noch „winzigklein“ war. Heute sehen die Kinder den fast einen Meter hohen, graubraunen Hund vier Tage in der Woche, während sie draußen spielen. Dann gibt es Streicheleinheiten, Kuscheln oder Versteckspielen mit der Hündin.

 
Umgang mit Kita-Hund in Magdeburg: Wie Kinder die Angst verlieren und wie ein Hundeführerschein aussieht. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Nadia Aronov)

Sobald sie aber ihren Rückzugsort, die große Stoffbox in der Ecke des Gruppenraums, aufsucht, dürfen die Kinder sie nicht stören. Das ist eine der ersten Umgangsregeln, die gelernt werden, wenn Linda Baatge mit Minna einmal pro Woche in die einzelnen Kita-Gruppen geht. Wie eine kleine Unterrichtsstunde verlaufen diese Einheiten dann. In Sitzkreisen wird über Minna gesprochen, was sie gern und nicht gern mag.

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Manchmal wünschen sich die Kinder eine Übung mit ihr. Zum Beispiel wird mit der Hündin gepuzzelt, indem sie die Puzzle-Teile bringt. Zusätzlich schaut die Erzieherin mit dem Hund wöchentlich bei den Krippenkindern vorbei, damit sie von klein auf ihre Ängste abbauen.

Als Highlight dürfen die Kita-Ältesten den Hundeführerschein machen. Über einen Monat lang bearbeiten sie ein Heft mit Fragen zur Pflege und Fütterung von Hunden und dann zeigen sie in der Praxis Kommandos, die sie gelernt haben, wie „Platz“ oder „Komm her“.

Kita Kluswegzwerge: Eltern mit Hunde-Trauma

Die Idee eines Kita-Hundes brachte Linda Baatge vor anderthalb Jahren bei einer Dienstberatung ein. Damals habe sie nach dem Verlust ihrer beiden Hunde überlegt, sich einen neuen anzuschaffen und ihn als Besuchshund für die Kita ausbilden zu lassen. Für einige Eltern sei es ein Tabu gewesen, weil sie selbst traumatische Erlebnisse mit einem Hund gehabt hätten.

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Die Einsicht, dass sie ihrem Kind keinen vernünftigen Umgang mit dem Tier selbst beibringen könnten, ließ sie der Idee zustimmen. Anfangs sahen die Kinder den Hund nur für eine halbe Stunde. Zur gleichen Zeit besuchte die 38-Jährige mit ihrem Hund die Besuchshund-Ausbildung, die sie dann zu Minnas erstem Geburtstag erfolgreich abschlossen.

Das zentrale Ziel hinter diesem Konzept sei, Kindern ohne Haustiere oder mit großer Angst vor Hunden die Begegnung in einem sicheren Ort zu ermöglichen, behauptet Linda Baatge. „Sie lernen, dass sie stehen bleiben müssen, wenn ein fremder Hund auf sie zuläuft, denn Hunde sind immer schneller als Menschen.“ Die Kindern würden auch Selbstständigkeit lernen, indem sie die Verantwortung mit übernehmen, dass dem Hund nichts passiert und sein Wasser immer bereit steht.

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Die Erzieherin beobachtete, dass aufgebrachte oder nervöse Kinder schnell beruhigt werden, wenn sie Minnas Atem oder ihren Herzschlag spüren. Allein schon durch das Beobachten der besonnenen Hündin würden sie beim Mittagsschlaf leichter zur Ruhe kommen.

Führerschein: Hündin Minna in Magdeburger Kita

In der Kita Kluswegzwerge gebe es auch das ein oder andere ängstliche Kind. Zu diesem brauche es eine Eins-zu-Eins-Betreuung, der sich die Erzieherin annimmt. Sie kreiert Situationen, in denen die Kinder sich dem Hund nähern, während er selbst nicht an die Kinder herantreten kann.

Sie erinnert sich an ein Mädchen aus der Kita, das sich lange gar nicht in die Nähe der Hündin traute. Linda Baatge verbrachte mit ihr erst mal eine halbe Stunde in dem Raum, wo Minnas verschlossene Box steht. Sie puzzelten gemeinsam, während Minna die ganze Zeit in ihrer Box lag. Schließlich habe sich das Mädchen getraut, Minna zu streicheln. Um Besuchshund zu werden, sei die Hunderasse nicht relevant.

Kita-Hündin Minna wird jährlich geprüft

Nur dürfe der Hund nicht menschenscheu sein. Minna ist mit Kindern aufgewachsen, weswegen sie das Streicheln und den Spielzeug-Lärm gut erträgt. Sie schläft unter solchen Umständen sogar am besten ein. Jedoch müsse auch sie, wie jeder Besuchshund, jährlich zu einer Wesensüberprüfung. Da werde sie auf „Herz und Niere“ geprüft, ob sie weiterhin mit Kindern zusammenarbeiten darf. „Sie wird bedrängt, berührt, mit einem Rollstuhl angefahren.“

Im Flur der Kita hängen große Plakate, auf denen die Kinder Minna in einem Projekt gemalt haben. Die Hündin gestalte das Kita-Leben bunter, meint Linda Baatge.