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Werk4 Kultur in Magdeburg: In der Werksschänke in Buckau bleibt es still

Marcel Jaeschke hatte die Vision, auf dem Gelände des Werk4 in Magdeburg-Buckau einen Ausschank mit Kulturangebot zu etablieren. In Eigenleistung baute er die Werksschänke auf. Warum jetzt Schluss ist.

Von Konstantin Kraft 11.08.2022, 05:30
Marcel Jaeschke sitzt auf einem Barhocker in seiner Werksschänke in Magdeburg-Buckau.
Marcel Jaeschke sitzt auf einem Barhocker in seiner Werksschänke in Magdeburg-Buckau. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Der Traum ist aus. Die Werksschänke von Marcel Jaeschke auf dem Gelände vom Werk4 in Buckau wird für Besucher geschlossen. Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen mehr. Stille kehrt ein.

Vor gut fünf Jahren hat sich der 38-Jährige mit seiner Vision für einen gastronomischen Treffpunkt mit Kulturangebot auf die Industriebrache gewagt. Hat über die Jahre in Eigenleistung alles neu aufgebaut. Doch jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem es so nicht mehr weitergeht. „Das tut schon immens weh“, sagt er.

Ereignisse vom Februar wirken noch nach

Am Anfang stand ein Seecontainer. Den hatte Marcel Jaeschke gekauft und für einen Ausschank ausgebaut. Ergänzt durch die passenden Sitzgelegenheiten - vom Liegestuhl bis zur Paletten-Bank - konnte es mit dem Verkauf von Getränken und Essen erst einmal losgehen.

Noch unfertig, aber dafür mit viel Charme. So wie alles auf dem Areal des ehemaligen VEB Sauerstoff- und Acetylenwerks in der Brauereistraße, das durch Kunst und Kultur wiederbelebt werden soll.

In der Werksschänke gab es Kino- und Spieleabende unter freiem Himmel, Jam-Sessions mit Musikern, Geburtstags- und Hochzeitsfeiern.

Marcel Jaeschke investierte weiterhin viel Zeit, Kraft und Geld in sein Herzensprojekt. Der gelernte Informatiker zimmerte eigenhändig eine neue Fassade.

Ein Manko blieb: Wegen der fehlenden Überdachung war die Durchführung von Veranstaltungen auf gutes Wetter angewiesen. „Man kann sich nirgendwo unterstellen.“

Also entschied sich der Inhaber, ein Dach für die Schänke zu errichten. Eine Firma fertigte den Unterbau. Jaeschke bestellte einen Kran zur Montage, schraubte das Dach in Winterkälte fest.

Einen fünfstelligen Betrag habe er rundum investiert. Alles aus Erspartem. Im Frühjahr wurde er fertig. Alles schien bereit für den neuen Frühling.

Doch dann kam der Sturm. Im Februar. Die Dachkonstruktion wehte davon. „Der Wind hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Eine Reparatur hätte abermals Tausende Euro verschlungen. Das Geld fehlt. Noch heute machen dem Buckauer die Erinnerungen an die Sturmereignisse zu schaffen. Wenn er den Wind sausen hört, schreckt er innerlich auf.

Jaeschke will dem Werk4 dennoch treu bleiben

Das ist nicht der einzige Grund, warum jetzt Schluss sein soll. Mit seinem aktuellen Job im Bereich der Informatik ist Jaeschke glücklich. Die Werksschänke nebenher zu betreiben, funktioniert nicht. „Ich kann nicht nachts bis um 3 Uhr am Tresen stehen und um 8 im Büro sitzen.“

Zumal der Betrieb der Schänke im Kern immer ein Hobby war. Aus finanzieller Sicht auf jeden Fall. Verdient habe er nämlich nicht wirklich etwas damit. Wenn doch mal ein Überschuss da war, floss er direkt zurück in das Projekt. „Es steht in keinem Verhältnis zu dem, was ich investiert habe.“

Unterm Strich habe er über all die Jahre draufzahlen müssen. Dazu gesellte sich noch eine langwierige Auseinandersetzung mit der Gema. Das kostete vor allem Nerven.

Weil sich schließlich auch kein möglicher Nachfolger für die Werksschänke hat finden lassen, wird sie nun wohl zurückgebaut. „Es ist natürlich bitter, dass die eigene Vision damit kaputt ist.“ Dem Werk4 und dem kreativen Geist, der über das Gelände weht, will Marcel Jaeschke dennoch treu bleiben.