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Kultur Telemann soll in Magdeburg Händel folgen

Magdeburg will die Telemann-Würdigung erneuern. Der Wunsch nach einer Landesförderung wie für Händel in Halle steht.

Von Martin Rieß 14.11.2017, 10:35

Magdeburg l Darfs denn noch ein bisschen mehr sein? Wenn es um den Barockkomponisten Georg Philipp Telemann und Magdeburg geht durchaus. Den Weg hat der Magdeburger Stadtrat auf seiner Novembersitzung frei gemacht, und ein erstes Gespräch zu einer Landesförderung hat am 10. November 2017 stattgefunden.

Mit am Tisch saß der Magdeburger Kulturbeigeordnete Matthias Puhle. Er sagte der Volksstimme: „Zunächst geht es erst einmal darum, sich gegenseitig die Positionen vorzustellen.“ Auch wenn sich dies nach einer gewissen Unverbindlichkeit anhört, ist Matthias Puhle sehr optimistisch: „Sachsen-Anhalt möchte sich verstärkt als Land der Musik positionieren, und vor diesem Hintergrund ist das Thema Telemann schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben.“

Die Stadt Magdeburg hofft, dass es eine ähnliche Förderung wie für das Kurt-Weill-Festival in Dessau und für die Händelfestspiele in Halle gibt. Musikfeste also, mit denen das Land auch viele Besucher aus anderen Bundesländern anlockt.

Zwar ist noch nicht klar, wie dieses Thema angegangen werden soll. Doch mit Sicherheit wird Magdeburg als Geburtsstadt des Musikers hier die erste Geige spielen. Und mit Blick auf den Erfolg des Magdeburger Engagements bei der Telemania zum 250. Todestags Telemanns darf als Paukenschlag mit Außenwirkung weit über die Grenzen der Stadt hinaus gewertet werden. 15 000 Gäste haben sich im zu Ende gehenden Jahr im Rahmen der Telemania mit dem Komponisten beschäftigt. Zuvor war die Zahl der Besucher von 6300 im Jahr 2000 auf 9200 im vergangenen Jahr gestiegen.

Zum Nulltarif wird es die weitere Würdigung des Magdeburger Musikers aber nicht geben: Für Vorbereitung und Durchführung der Telemann-Veranstaltungen entstehen ab dem Jahr 2020 jährlich Aufwendungen in Höhe von 1,1 Millionen Euro. Davon werden durch Drittmittel und Einnahmen 767 000 Euro abgedeckt. Der Stadtrat hatte demzufolge während seiner Novembersitzung über 344 200 Euro zu entscheiden, die jährlich zur Verfügung zu stellen sind. Das sind 248 950 Euro mehr gegenüber dem jährlichen Mittel der Telemann-Festtage mit Vorbereitung im geraden und Durchführung im ungeraden Jahr. Die übergroße Mehrheit der Stadträte hatte diesen Vorschlag mitgetragen, es gab eine Enthaltung und eine Gegenstimme.

Zuvor hatte Matthias Puhle berichtet, dass es in diesem Jahr wohl zum ersten Mal gelungen ist, Telemann zu popularisieren: „Es wurden viele Menschen erreicht, die nicht zum Stammpublikum gehören.“ Auch in diesem Sinne soll das Festival weiter ausgebaut werden. Ein entsprechendes Zukunftsprojekt könne auch ein Baustein bei der Bewerbung Magdeburgs um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt sein.

Auf der anderen Seite aber auch der Hinweis von SPD-Fraktionschef Jens Rösler, der sagte: „Im Finanzausschuss wurde das Kosten-Nutzen-Verhältnis kontrovers diskutiert.“ Mit dem Blick darauf, dass das gesamte Musikland Sachsen-Anhalt von einem Besucherzustrom von Telemann-Freunden zum Festival profitieren würde, sieht der Sozialdemokrat bei aller Begeisterung für die Idee eine besondere Pflicht beim Land.

Reinhard Stern aus der Fraktion CDU/FDP/BfM sagte: „Was Halle mit Händel macht, ist aller Achtung wert. Da müssen wir mal nachziehen und dürfen darüber jetzt hier nicht so drüber diskutieren.“ Oliver Müller (Die Linke/Future) berichtete derweil, dass der Kulturausschuss den Vorstoß als wegweisend erachtet: Telemann sei „ein Schatz, den wir noch lange nicht gehoben haben“.

Ein wenig anders sah dies Oliver Müllers Fraktionskollege René Hempel, der mit der einzigen Gegenstimme den Gleichklang der telemannschen Stadtratsharmonie aushebelte. Er hatte gesagt: „Wir können Jahr für Jahr von einem flachen Typen ein Festival machen. Es ist keine Musik für die breiten Massen.“ Andere Kulturprojekte kämen hingen viel zu kurz.

Andreas Schumann (CDU/FDP/BfM) ist von Hause aus Musiker und brachte diese Einschätzung auf die Palme: Dabei handele es sich um eine Fehleinschätzung der 60er Jahre. Und er sagte: „Herr Hempel, das ist Finanzausschuss light.“