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Hintergründe zum „Bombenfund“ Mit Video: Geocaching statt Bombe - Wie der Polizei-Großeinsatz am ehemaligen SED-Gebäude in Magdeburg lief

Eine Bombenattrappe hat in Magdeburg für ordentlich Wirbel gesorgt. Was bislang dazu bekannt ist - und warum dem Bastler womöglich keine Strafe droht.

Von Ivar Lüthe und Thomas Schulz Aktualisiert: 13.09.2023, 19:14
Diese Sprengsatzattrappe hat in Magdeburg für einen großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt.
Diese Sprengsatzattrappe hat in Magdeburg für einen großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt. Foto: Thomas Schulz

Magdeburg - Eine täuschend echt aussehende Sprengsatzattrappe hat am Mittwoch (13. September 2023) für einen stundenlangen Großeinsatz in Magdeburgs Stadtteil Neue Neustadt gesorgt. Das ist bislang dazu bekannt. Und: Warum dem bislang unbekannten Bastler jetzt wohl keine Strafe droht.

Riesenschreck am Mittwoch (23. September 2023) gegen Mittag: Bombenfund in der Neuen Neustadt. Gegen 12.30 Uhr ging ein Notruf bei der Polizei ein. Bauarbeiter, die gerade auf dem Gelände der ehemaligen SED-Parteischule an der Klosterwuhne beschäftigt sind, hatten in einem Keller des seit Jahren leerstehenden Hochhauses eine Art Munitionskiste entdeckt.

Im Video: Polizei beim "Bombenfund" in Magdeburg

 
Der Fund einer mutmaßlichen Bombe hat in Magdeburg für einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt (Bericht/Kamera: Thomas Schulz, Schnitt/Sprecher: Torsten Grundmann).

Als sie sie öffneten, blickten sie auf zwei Gasbehälter, auf denen gelbe Warnzeichen für biologische Gefahrenstoffe prangten. Beide Behälter waren zudem mit einem Gewirr aus Kabeln miteinander verbunden. Im Deckel der Kiste war weiterhin unter anderem ein Zettel angebracht, auf dem stand: „Spezialeinheit Cobra. Schnell, entschärfen Sie die Bombe. Geben Sie den Code ins Handy ein. Das muss der Auslöser sein.“

„Bombenfund“ in Magdeburg an Ex-SED-Gebäude: Spezialist nähert sich Objekt im Schutzanzug

Sofort alarmierten die Bauarbeiter die Polizei, die sogleich mit mehreren Einsatzkräften ausrückten. Zur Sicherheit wurde eine weiträumige Absperrung im Radius von etwa 200 Metern eingerichtet. Auch die Feuerwehr wurde alarmiert. Kräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr kamen zum Einsatz, darunter auch Spezialisten vom ABC-Zug, die im Falle von Gefahrenstoffen stets mit ausrücken.

Bombenalarm in Magdeburg: Spezialisten für Sprengstoffe machen sich für den Einsatz bereit.
Bombenalarm in Magdeburg: Spezialisten für Sprengstoffe machen sich für den Einsatz bereit.
Foto: Thomas Schulz

Seitens der Polizei wurden zudem Kräfte des Landeskriminalamtes, die auf unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen spezialisiert sind, angefordert. Sie sollten herausfinden, ob eine Gefahr von dem Gegenstand ausgeht. Einer der Bombenspezialisten näherte sich in einem Schutzanzug dem Objekt. Nach genauer Überprüfung konnte er schließlich Entwarnung geben. Wie Polizeisprecher Kevin Shaikh erklärte, handelte es sich bei dem Gegenstand um ein sogenanntes Geocaching-Objekt.

Geocaching, auch GPS-Schnitzeljagd genannt, ist eine Art Schatzsuche. Die Verstecke werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mithilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden.

Sprengsatzattrappe in Magdeburg: Letzter Findereintrag aus dem Jahr 2013

Die weiträumigen Absperrungen rund um den Fundort konnten gegen 15 Uhr wieder aufgehoben und der Einsatz beendet werden. Die Attrappe wurde von der Polizei zur Gefahrenabwehr beschlagnahmt, so der Polizeisprecher. Damit soll auch verhindert werden, dass durch sie abermals ein Großeinsatz ausgelöst wird.

Wer die Attrappe gebaut und im Keller der ehemaligen SED-Parteischule deponiert hat, ist derzeit nicht klar. Klar scheint nur, dass sie dort schon seit geraumer Zeit liegen muss. In einer Art „Fundbuch“, das bei der Attrappe gefunden worden ist, steht als letzter Eintrag eines Finders das Jahr 2013. Dort steht unter anderem: „Hammer, mehr sag ich nicht. Super Cache!“ Die aufwendig hergestellte Attrappe sorgte also unter den Schatzsuchern für Begeisterung.

Polizei: Es liegt keine strafbare Handlung vor

Weniger begeistert dürften Betroffene des Großeinsatzes gewesen sein. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mussten die Straßenbahnlinie 10 wegen der Sperrungen umleiten, auch ein Bus musste als Ersatzverkehr eingesetzt werden. Erst gegen 16 Uhr waren die Linien wieder im Takt, wie MVB-Sprecher Tim Stein auf Nachfrage sagte.

Dem bislang unbekannten Bastler droht wohl keine Strafe. Seitens der Polizei würden keine Ermittlungen eingeleitet, da keine strafbare Handlung vorläge. Polizeisprecher Shaikh: „Bei Betrachtung aus nächster Nähe war der Gegenstand eindeutig als Geocaching-Objekt erkennbar.“ An der Kiste waren Zettel mit Hinweisen auf Geocache in englischer und deutscher Sprache angebracht.