Magdeburger des Jahres 2025 Sie schützen Rehkitze vor dem Tod: Jan Driesnack und Christian Möller sind Wildtier-Retter
Zum 34. Mal sucht die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres. Im Mittelpunkt stehen engagierte Elbestädter. Zu den zehn Kandidatenvorschlägen gehören auch: Jan Driesnack und Christian Möller von den Wildtierrettern Sachsen-Anhalt.

Magdeburg. - Es ist ein stiller Morgen, nur das Summen einer Drohne durchbricht die Ruhe über den Wiesen im Stadtpark. Jan Driesnack steht mit einem Kescher in der Hand im hohen Gras, die Schuhe noch feucht vom Tau. Das Smartphone am Ohr, hört er die Stimme von Christian Möller: „Links von dir, ein paar Meter – da liegt noch eins.“
Vorsichtig geht Jan Driesnack weiter, bis er das kleine Rehkitz sieht, zusammengerollt und regungslos. Für das Tier ist das Instinkt – doch ein Instinkt, der tödlich enden kann: Denn in wenigen Stunden werden hier Bauern mit ihren Mähdreschern rollen. Genau deshalb sind Jan Driesnack und Christian Möller unterwegs: um das Kitz rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Magdeburger des Jahres 2025 - Kandidaten - Wildtierretter Jan Driesnack und Christian Möller
(Kamera: Romy Bergmann, Schnitt: Laura Helcl)Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.
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Magdeburger des Jahres 2025: Wildtier-Retter bringen Rehkitze in Sicherheit
Die beiden sind Mitglieder des Vereins Wildtierretter Sachsen-Anhalt, Ortsgruppe Magdeburg. Ehrenamtlich, mit viel Leidenschaft und technischer Präzision, sind sie für Landwirte im Einsatz, bevor die Felder gemäht werden. Mit Drohne, Wärmebildkamera, Kescher und Eimer machen sie sich auf den Weg, um Wildtiere aufzusuchen, die sich im hohen Gras verstecken.
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Ihr Tag beginnt oft schon um vier Uhr morgens: Duschen, Ausrüstung packen, ins Auto steigen – und los geht’s. Am Feld läuft alles wie ein eingespieltes Team: Christian Möller steuert die Drohne vom Rand aus, Jan Driesnack folgt den Anweisungen und pirscht sich durchs Gras.

Findet die Wärmebildkamera ein Kitz, wird es behutsam geborgen und am Feldrand unter einem Korb in Sicherheit gebracht. Nach der Mahd darf es zurück in die Freiheit. Bis zu zwölf Rehkitze pro Einsatz haben die beiden schon in Sicherheit gebracht.
Von April bis Juli täglich unterwegs: Wildtiere vor Mähtod retten
Zwischen April und Juli, wenn die Mahd ansteht, sind sie fast täglich auf Wiesen in und um Magdeburg unterwegs, um Wildtiere in Sicherheit zu bringen. Besonders gefährdet sind Rehkitze: zu jung, um bei Gefahr zu fliehen, verharren sie still im Gras.
Bis zu drei Stunden dauert ein Einsatz – und danach geht es direkt weiter in den Beruf: Jan Driesnack ist Konstrukteur im Maschinenbau, Christian Möller Geschäftsführer eines Autohauses. Trotzdem klagen sie nicht. Ganz im Gegenteil, denn ihre Motivation ist klar: „Wenn man schon mal ein sterbendes Rehkitz gesehen hat, macht das was mit einem“, erzählt Christian Möller.

Dann stehe man gerne um vier Uhr morgens auf, um so ein Leid zu vermeiden. Für beide ist es mehr als ein Ehrenamt. Es ist Verantwortung – und ein gutes Gefühl.
Jan Driesnack und Christian Möller als Jäger ehrenamtlich im Einsatz
Beide sind ausgebildete Jäger. Diese Erfahrung hilft: Sie wissen, wie man sich Wildtieren nähert, ohne Stress, ohne Gefahr. Die Rettung vor Mähdreschern beschränkt sich aber nicht nur auf Rehkitze, denn auch andere Wildtiere werden gerettet. „Wir machen keinen Unterschied zwischen Reh, Stockente, Rebhuhn oder anderen Wildtieren“, betonen sie.

Auch außerhalb der Erntezeit sind die beiden aktiv: Sie fliegen Drohnen über Nester, beobachten Störche, dokumentieren das Leben der Wildtiere in und um Magdeburg. „So nah bei den Tieren sein zu können, das ist eine tolle Aufgabe“, sagen sie. Für beide ist es ein Ausgleich zum Alltag – und eine Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu tun.
Seit 2019 engagieren sie sich im Verein, Jan Driesnack als Gründungsmitglied, Christian Möller kam ein halbes Jahr später dazu. Der Verein wurde gegründet, um die Gefahr der fahrlässigen Wildtiertötung – insbesondere durch Mähen der Kitze – zu minimieren und aktiven Tierschutz zu betreiben. Landwirte, Jäger und Naturfreunde organisieren sich hier für ihr gemeinsames Ziel.
Breites Engagement der Wildtier-Retter in Magdeburg
Doch das Engagement von Jan Driesnack und Christian Möller endet nicht auf der Wiese. Jan Driesnack ist zusätzlich Vorstandsvorsitzender der Kreisjägerschaft Magdeburg. Christian Möller engagiert sich ebenfalls im Jagdbereich und ist darüber hinaus ehrenamtlich für die Industrie- und Handelskammer tätig.
Beide sind überzeugt: Ehrenamt ist mehr als ein Hobby – es ist eine Haltung. „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, sich mehr zu engagieren, als zu wenig“, sagt Christian Möller. Für beide bedeutet das, Interessen zu vertreten und für das einzustehen, was ihnen wichtig ist: Naturschutz und Tierwohl.

Die Ortsgruppe der Wildtierretter zählt derzeit fünf Mitglieder – zu wenig, finden sie. Doch viele schrecke die frühe Uhrzeit ab, erzählen sie. Für Jan Driesnack und Christian Möller sei das kein Hindernis. „Je früher, desto besser“, erklärt Christian Möller. „Dann erkennt die Wärmebildkamera die Tiere am besten.“
Ehrenamtliche gesucht: Wildtier-Retter werben für Einsatz in der Natur
Wer mitmachen will, braucht einen Drohnenführerschein – und die Bereitschaft, früh aufzustehen. „Aber wenn man einmal dabei war, versteht man, warum es sich lohnt“, sagt Jan Driesnack.
Die Landwirte zahlen drei Euro pro Hektar – Geld, das ausschließlich in die Wartung der Drohnen fließt. Die beiden Ehrenamtlichen selbst erhalten keinen Cent. Was sie bekommen, ist unbezahlbar: das Wissen, dass sie Leben gerettet haben. Still, früh, effektiv – und mit ganzem Herzen.
DieKandidaten Jan Drisnack und Christian Möller im Kurzporträt:
- Jan Driesnack: 49 Jahre, ledig, keine Kinder, Konstrukteur im Maschinenbau
- Christian Möller: 48 Jahre, verheiratet, einen Sohn, Betriebswirt
- Das mögen wir an Magdeburg: Magdeburg ist eine sehr grüne Stadt ist – mit viel Natur und einer größeren Artenvielfalt, als man zunächst denkt. Außerdem mögen wir die vielen schönen kleinen Ecken in der Stadt, die oft viel reizvoller sind, als ihr Ruf vermuten lässt
- Hier könnte Magdeburg besser werden: In der Willkommenskultur kann Magdeburg noch nachlegen. Die Stadt ist viel besser, als ihr Ruf vermuten lässt – und hätte enormes Potenzial, wenn wir motivierter und positiver auftreten würden. Statt bei Problemen sofort nach der öffentlichen Hand zu rufen, sollten wir öfter selbst Initiative zeigen
- Magdeburg ist in zehn Jahren...Magdeburg wird sich als Zentrum in Sachsen-Anhalt noch deutlich nach vorne entwickeln, wirtschaftlich wie auch als Wohnstadt
Das sagt Gerd Petzoldt, Kreisjägermeister, über die beiden Kandidaten: „Jan und Christian sind sehr engagierte Mitglieder im Verein. Als Jäger ist beiden die Hege des Wildes gesetzlich auferlegt. Mit ihrem Engagement als Wildtierretter nehmen sie diese in hervorragender Weise wahr und erfüllen damit nicht nur einen ethischen Beitrag, sondern unterstützen den aktiven Tierschutz.“